Adam Steffens-Smienk: „Die Öffentlichkeit hat noch nicht einmal zehn Prozent von dem gesehen, was tatsächlich passiert ist.“
Jupiter/USA – Unter Cesar Parra sollen nicht nur Pferde, sondern auch Menschen gelitten haben. Das wird seit Offenlegung des Skandals um den ehemaligen Olympiareiter berichtet. Nun soll sogar das FBI aktiv geworden sein. Adam Steffen-Smienk berichtet, dass es zu der Zeit als sein Ehemann Sven Smienk noch für Cesar Parra gearbeitet hat, sektenartige Treffen gegeben habe, bei denen die Mitarbeiter „buchstäblich einer Gehirnwäsche unterzogen“ worden sein sollen. Das erklärte Adam Steffen-Smienk Ende dieser Woche im Reiter Revue-Interview.
Cesar Parra soll seine Angestellten unter Androhung der Entziehung ihrer Visa zur Arbeit gezwungen haben und damit auch zur Teilhabe an seinen schockierenden Methoden, berichtete Adam Steffen-Smienk. Die internationalen Reiter, die nach Amerika kamen, um für Cesar Parra zu arbeiten, taten dies auf Grundlage eines P1-Visums, einem Visum für Profisportler. Diese Visa werden durch den Arbeitgeber beantragt und bezahlt. Endet die Anstellung, so endet auch die Aufenthaltsgenehmigung für den Angestellten in den USA und er muss das Land verlassen. Das sei auch der Grund, warum so viele Menschen bei Cesar Parra gestrandet seien und unfähig gewesen seien, etwas gegen Parra zu unternehmen, erklärte Adam Steffen-Smienk.
Außerdem soll Cesar Parra Menschen bedrohen, seinen Mitarbeitern erzählen, dass er Verbindungen zum kolumbianischen Militär und Geheimdienst habe. Er soll den Menschen vermitteln, dass er die Macht habe gegen jede Form von schlechter Presse vorgehen zu können. Auf rechtlichem Weg oder unter Gewaltandrohungen. Adam Steffen-Smienks sagt: „Als ich anfing all diese Reiter anzurufen, dauerte es Monate bis mir das erste Video geschickt wurde. Denn die Menschen haben Angst um ihr Leben.“
Eine deutsche Reiterin, mit der er gut befreundet ist, sei dort buchstäblich gefangen gewesen und hätte Angst um ihr Leben gehabt. „Es war wirklich schlimm für viele der Reiter. Ich bin mir sicher, dass einige von ihnen gerne mitgemacht haben, aber viele steckten fest und konnten einfach nichts tun. Deshalb habe ich gesagt, dass ich ihre Stimme sein will. Ich habe keine Angst vor Cesar Parra und erfahre große Unterstützung“, sagte Steffens-Smienk im Interview. „Deshalb habe ich diese Videos gesammelt. Die Angestellten haben Geheimhaltungsvereinbarungen, ich nicht und wie ich schon sagte, Cesar Parra verfolgt Menschen, die sich gegen ihn stellen.“
Adam Steffen-Smienk sagt aber auch ganz klar, dass er selbst nur die Anschuldigungen beweisen kann, die sich auf den Missbrauch der Pferde beziehen. Für die anderen Geschehnisse habe er persönlich keine Beweise. Wir haben mit ihm gesprochen:
Was hat Ihr Mann in seiner Zeit als Angestellter für Cesar Parra erlebt?
Adam Steffen-Smienk: „Wir können erst mehr veröffentlichen, wenn eine strafrechtliche Anzeige gegen Cesar Parra erstattet worden ist. Daran wird aktuell gearbeitet und wir hoffen, dass der amerikanische Verband bis nächste Woche etwas dahingehend unternimmt. Dann sind wir bereit über alles zu sprechen. Wir haben einen Anwalt eingeschaltet, um Svens Geheimhaltungsvereinbarung, die er unterschreiben musste, als er bei Cesar Parra gearbeitet hat, aufzuheben. Dann können wir alles offenlegen. Die Öffentlichkeit hat noch nicht einmal zehn Prozent von dem gesehen, was tatsächlich passiert ist. Wir wollen Aufmerksamkeit für diese Missstände wecken.”
Wissen Sie, welche Reaktionen die Aufnahmen auch in Deutschland ausgelöst haben?
„Ich finde es großartig. Der deutsche Verband hat innerhalb weniger Stunden eine Stellungnahme und eine Entscheidung im Fall Cesar Parra getroffen und veröffentlicht. Wir sind begeistert von dem schnellen Handeln in Deutschland.”
Was passiert gerade in Florida?
„Der Amerikanische Reiterverband (USEF) führt aktuell eine Untersuchung durch. Das gesamte Team ist für die Ermittlungen vor Ort. Aber bisher haben weder der Verband noch die Bundestrainer ein Statement abgegeben. Wir fragen uns, warum alle schweigen. Deshalb ist es so wichtig, das Bewusstsein der Menschen für dieses Thema zu schärfen und Cesar Parra nicht ohne Anklage davonkommen zu lassen. Sonst kann er weitermachen wie bisher.”
Sprechen wir über den Pferdemissbrauch. Was wurde mit den Pferden gemacht?
„Ich weiß von extremen Misshandlungen. Die Videos zeigen einige davon. Er hat Pferde drei- bis viermal am Tag für jeweils mehr als eine Stunde geritten und dann entweder aufgesattelt in ihren Boxen oder stundenlang mit Planen bedeckt an Bäume gebunden. Es gibt ein Video von ihm, wie er ein Pferd von draußen hereinbringt, das extrem verschwitzt ist und mit einer Plane bedeckt ist. Er lacht und zeigt der Person, die ihn filmt, das Victory-Zeichen. Krank. Es ist meine Mission die Tierquälerei, die in den Einrichtungen von Cesar Parra praktiziert wird, aufzudecken und aufzuhalten.”
Warum hat er das alles aufgezeichnet, beziehungsweise aufzeichnen lassen?
„Weil er denkt, dass es normal ist. Das ist es aber ganz sicher nicht. Ich war in vielen Top-Ställen Amerikas und habe noch nie auch nur annähernd so etwas gesehen. Es ist schlimm, dass Menschen wie er unseren Sport so schlecht aussehen lassen. Darum geht es in unserem Sport nicht.”
Vielen Dank für das Gespräch.