FEI-Dressur-Komitee: Aktive Richterin als Vorsitzende - wie wichtig ist eine Kontroll-Instanz?
Antwerpen/BEL - Kurz vor der Wahl des Vorsitzenden, bei der neben Alonso der Deutsche Martin Richenhagen und der Däne Ulf Helgstrand kandidierten, hatte die Central European Dressage Working Group, ein Zusammenschluss internationaler Dressurturnier-Veranstalter, Stellung genommen. Deren Präsidentin Elisabeth Max-Theurer verwies darauf, dass laut FEI-Reglement kein Richter das Amt innehaben dürfe.
Auf Nachfrage von Reiter Revue International gab die FEI allerdings an, dass ein technischer Vorstand auch ein aktiver Richter sein dürfe. Die einzige Einschränkung sei, dass Vorstandsmitglieder nicht als Offizielle für Championate, Olympische Spiele oder Finals ernannt werden könnten.
Doch werden Entscheidungen des Dressur-Komitees in Zukunft vermehrt durch die Richter-Brille einzuordnen sein? Schon bei der Aufstellung der Kandidatur scheint das Thema "Unabhängigkeit" keine bedeutende Rolle gespielt zu haben. Das Nominierungs-Komitee der FEI sprach sich im Vorfeld der Wahl sogar explizit für Maribel Alonso als Kandidatin aus und sorgte damit für Verwirrung.
Braucht es vielmehr eine neutrale Kontroll-Instanz innerhalb des Weltreiterverbandes? Martin Richenhagen, langjähriger CEO des weltweit erfolgreichen Agrarkonzerns AGCO, zieht einen Vergleich zur Wirtschaft: "In jeder Aktiengesellschaft, jedem ordentlichen Familienunternehmen, allen solide organisierten Verbänden gibt es Aufsichtsräte oder Beiräte, die das Management überwachen und kontrollieren. Diese gute Unternehmensführung heißt Good Corporate Governance. Das Einhalten der Richtlinien und Regeln heißt Compliance. Audit- und Compensations-Ausschüsse überwachen die Finanzen und die Bezahlung der Führungskräfte. Außerdem gibt es eindeutige Regeln, die Beziehungen zwischen den Führungskräften und besonders zwischen Management und Untergebenen unterbinden. Ein externer Vergleich und eine entsprechende Überprüfung der FEI-Organisation halte ich für dringend geboten."
Die Central European Dressage Working Group formulierte bereits vor der Wahl, dass man vom FEI-Dressur-Komitee in Zukunft ein demokratischeres und transparenteres Auftreten fordere.