WM Herning 2022
Frederic Wandres: „Es ist ein Kindheitstraum“
Vor dem Start: Lieber deine Ruhe oder lieber viel Ablenkung?
Meine ganz eigene Ruhe. Ich ziehe mich Stunden vorher zurück und dann sieht man mich auch erst wieder 15 Minuten vor dem Start. Mein Partner und meine Pflegerin kümmern sich um alles. Sie sind ein sehr eingespieltes Team. Wenn ich dann dazu komme, ziehe ich meine Stiefel an und bin wirklich ganz bei mir.
Lieber einflechten oder einflechten lassen?
Einflechten lassen. Das ist für alle Beteiligten schöner anzusehen. Ich mache andere Dinge aber gerne selbst. Ich sattele die Pferde gern, ich trense sie gern. Ich putze meine Pferde auch gern, vor allem am Wochenende, wenn ich Zeit habe. Ich miste auch gerne, aber einflechten – das sieht wirklich blöd aus.
Lieber acht Pferde am Tag oder wie jetzt nur eins?
Am liebsten 15 (lacht). Zwölf reite ich in der Regel am Tag. Manche reite ich komplett selbst, wie zum Beispiel Duke. Bei den jungen Pferden habe ich einen Assistenzreiter, der mir die Pferde schon aufwärmt. Ich habe gerne viel zu tun.
Kommst du eigentlich aus einer pferdebegeisterten Familie?
Nein, gar nicht. Ich bin im Schulbetrieb geritten und war da täglich nach der Schule bis abends, dann hatte ich ein Pflegepferd und so mit 15 Jahren hat mein Vater mir mein erstes Pferd gekauft. Es war ein Schimmel, drei Jahre alt, ein Springpferd, nicht angeritten und trug den Namen Calypso. Also genau das, was nicht unbedingt ein Jugendpferd ist. Im Rückblick ist es aber gut, dass ich damals Pferde hatte, die noch nicht alles konnten. Ich habe mir mein Wissen selbst erarbeitet und Calypso und ich sind zusammen gewachsen. Das tut mir in meinem heutigen Beruf als Bereiter auf dem Hof Kasselmann gut. Wir bekommen häufig Pferde, mit denen sich andere schwer tun, den richtigen Weg zu finden. Da hilft es ungemein, viele unterschiedliche Pferde zu kennen und ein Gefühl dafür zu haben, wie sie etwas lernen könnten.
Dein Pferd Duke of Britain hast du selbst bis Grand Prix ausgebildet. Wie beschreibst du ihn in drei Worten?
Einzigartig, aufregend und der Liebste von allen. Wir kennen uns wirklich gut. Wenn ich an seiner Box vorbeigehe, reicht ein Blick, um zu sehen, wie es ihm geht.
Ist Duke ein Wettkampfpferd?
Er wächst im Stadion stets etwas. Zuhause oder im Training frage ich nie die Leistung ab, die er mir im Viereck gibt. Den letzten Ausdruck bekommt er, wenn es darauf ankommt. Daheim ist er eher etwas gemütlicher. Wenn ich das Toplevel immer von ihm fordern würde, hätte er auf Dauer bestimmt auch keine Lust mehr.
Dein Eindruck von Herning bis jetzt in drei Worten?
Spannend, anstrengend und ein wahrgewordener Kindheitstraum
Das Gefühl für Deutschland starten zu dürfen in drei Worten?
Ein Kindheitstraum, eine große Ehre und Nervenkitzel
Wie hast du dich nach den Ritten der anderen gefühlt?
Aufgeregt. Die anderen haben wirklich toll abgeliefert und das pusht mich. Fast 77 Prozent von Benni muss man erst einmal reiten. Das ist nicht auf einer Pobacke abgeritten. Wir sind schon ein paar Tage hier und daher ist es gut, dass es jetzt richtig losgeht. Ich freue mich endlich zu reiten.
Ist es schwierig, die positive Anspannung über so lange Zeit aufrecht zu erhalten?
Solange ich reite, keinesfalls. Wenn ich nach Hause fahre, wird ein kleines Loch kommen. Es ging nun von Hagen nach Balve nach Aachen. Das sind fantastische Turniere, aber es ist auch für den Kopf anstrengend, die Anspannung hochzuhalten. Auf die WM habe ich so lange hingearbeitet. Nach dem Turnier werde ich zwei, drei Tage kurz abschalten müssen und dann werde ich mich neu motivieren. Dann muss ich mir ein neues Ziel suchen.
Viel Zeit zum durchschnaufen hast du aber nicht.
Nein, es steht in der danach Woche danach direkt die zweite Qualifikation für die WM der jungen Dressurpferde an. Und dann habe ich das nächste Turnier. Es kommt stets eins nach dem anderen.
Viel Glück für deine Prüfungen.
Vielen Dank!
Wir haben mit Frederic Wandres vor seinem ersten Start in Herning gesprochen.
WM Herning 2022
Dressur: Gold für Dänemark, Silber für Großbritannien, Bronze für Deutschland
Der Grand Prix war ein Wettbewerb auf Augenhöhe, so spannend wie eine Entscheidung nur sein kann. Cathrine Laudrup-Dufour holte den Sieg für Dänemark nach Hause. Silber geht an Großbritannien und Deutschland darf sich nach einer geschlossenen Teamleistung über Bronze freuen.
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