CHIO Aachen 2022
Nationenpreis-Siegerin Jana Wargers im Interview: „In so einem starken Team möchte man abliefern“
Jana, wie gut und kurz war die Nacht nach eurem großartigen Erfolg gestern Abend im Nationenpreis?
Wir haben natürlich noch ein bisschen gefeiert. Ich war, glaube ich, um drei Uhr im Hotel und habe dann sehr, sehr gut geschlafen. Ich bin heute morgen aufgewacht und habe mir nochmal meine zwei Runden von gestern angeguckt und war hin und weg. Mein Pferd war so gut und ich bin so happy und stolz, dass wir gestern hier den Sieg erringen konnten. Das dauert noch ein bisschen, bis ich das so richtig realisiere.
Die Zuschauer haben euch gestern ins Stadion getragen mit ihrem Applaus – kriegt man das mit beim reiten oder hast du das heute Morgen beim Video gucken erst so richtig wahrgenommen, was da für eine Stimmung war?
Doch, ich hab’s mitgekriegt. Und ich habe noch beim Einreiten im ersten Umlauf gedacht „Wow, das ist Wahnsinn!“ Das hat mir nochmal das Gefühl gegeben, ok, jetzt volle Konzentration. Die Leute stehen dahinter, das ist ganz besonders hier.
In so einem Team zu reiten, in Aachen zu starten, das alles ist etwas Besonderes. André Thieme hat gestern in der Pressekonferenz gesagt, dass die Anspannung in den letzten beiden Tagen dann für ihn doch hoch war. Ging dir das auch so?
Natürlich war die Anspannung groß und man hat sich die letzten Tage Gedanken gemacht, dass man auf den Punkt ist, alles sitzt und funktioniert. Aber ich glaube, noch viel größer war die Vorfreude.
Was macht den großen Unterschied zwischen dem Nationenpreis hier zu einem Großen Preis?
Man reitet für das Team, man möchte seinen Beitrag leisten, dass das Team wie gestern den Sieg erringt. Es ist einfach Teamsport, das ist das Extra. Große Preise sind auch was besonderes, aber das macht man für sich. Wenn man in so einem starken Team ist, möchte man natürlich abliefern.
Der Stresspegel im positiven Sinn ist auch ein anderer, könnte ich mir vorstellen …
Ja, man steht auf dem Abreiteplatz, begleitet die Teamkollegen, fiebert mit, guckt mit, drückt die Daumen, beobachtet, ob alles gut geht, ob das Gefühl stimmt. Man ist gespannt. Wenn es dann so läuft wie gestern, ist das einfach atemberaubend.
Du kennst dein Nationenpreis-Pferd Limbridge seit Anfang vergangenen Jahres – wie sah eure gemeinsame Reise bis hierhin aus?
Enda Caroll von der Ashford Farm ist sehr bemüht, gute Pferde für mich zu haben. Er sagte, „Jana, ich glaube, da kommt ein gutes Pferd für dich, ein bisschen speziell, aber wenn du dir Zeit nimmst und ihr zusammenwachst, kann das etwas richtig Gutes werden.“ Als ich ihn das erste Mal geritten habe, fühlte es sich noch nicht ganz so gut an, aber nach den ersten Sprüngen habe ich gemerkt, da steckt was besonderes in diesem Pferd. Ich habe viel Arbeit investiert und wir sind ein richtig starkes und gutes Team geworden. Limbridge ist, glaub ich, das Pferd, das man einmal im Leben hat. Er ist ein Kämpfer. Er wird bei uns total verwöhnt und er weiß, dass er der King ist. Aber das macht ihn auch aus. Er fühlt sich wohl bei uns, er kennt den Ablauf bei uns und er weiß ganz genau, wann er auf die Wiese kommt. Die Verbindung zwischen uns ist einfach besonders, wir kennen uns in- und auswendig. Limbridge ist besonders und mein absoluter Liebling.
Wie oft bist du in letzter Zeit auf die Weltmeisterschaften in Herning angesprochen worden?
Des Öfteren. Aber ich sage immer, „es kommt, wie’s kommt“. Wir machen einen Schritt nach dem anderen. Jetzt steht erst mal Aachen im Vordergrund und dann gucken wir, wo’s hingeht.
Vielen Dank für das Gespräch, Jana, und viel Erfolg für den Großen Preis am Sonntag.