WM Herning 2022
Ulla Ramge: "Es wird herausfordernd"
Herning/DEN – Die Voltigierer zählen seit Jahrzehnten zu den Medaillengaranten für Deutschland. Gerade erst kehrten die Nachwuchsvoltigierer mit acht Mal Edelmetall von den 18-Europameisterschaften und der U21-Premiere in Kaposvar zurück. Ob die „Großen“ das bei den Weltmeisterschaften in Herning womöglich toppen können oder wer die deutschen Farben in Dänemark vertritt, verrät Bundestrainer Ulla Ramge im Interview.
Herning steht vor der Tür – wie sieht Ihr persönlicher Ausblick aus?
Ulla Ramge: "Dieses Championatsjahr wird auf jeden Fall ein herausforderndes. Wir befinden uns in einem Jahr des Umbruchs und die anderen Nationen haben aufgeholt. Das passt aus unserer Sicht nicht gut zusammen (lacht). Im Pas-de-Deux-Bereich sehe ich uns nach wie vor führend, aber heftig ist die Konkurrenz bei den Einzelvoltigierern geworden. Die Franzosen waren bei den Herren schon lange stark, jetzt auch bei den Damen und sie gehen mit einem Team an den Start, das sich aus diesen Einzelvoltigierern zusammensetzt. Die Schweizer sind stark, die USA auch und aus Italien kommt der amtierende Weltcup-Sieger. Es wird herausfordernd, aber wir werden um jeden Punkt kämpfen."
Es wird nach 20 Jahren als Bundestrainerin Ihr letztes Championat – wie fühlt sich das an?
Ulla Ramge: Ich kann überzeugt sagen: gut. Ich bin in der glücklichen Lage, den für mich richtigen Zeitpunkt gefunden zu haben. Ich bin noch Feuer und Flamme, die meisten sagen noch „schade“, dass ich aufhöre (lacht wieder), aber ich kann jetzt gut loslassen.
Sie sprachen von einem „Jahr des Umbruchs“?
Ulla Ramge: "Wir haben drei junge Damen am Start. Kathrin Meyer gehörte im vergangenen Jahr noch zum WM-Gold- Team Fredenbeck und hat sich über den Winter für die Einzelkonkurrenz qualifiziert. Julia Sophie Wagner ist total quer eingestiegen. Sie hat alle „Abkürzungen“ genommen und sich dieses Jahr für die WM empfohlen. Für Alina Roß ist es das zweite Championat. Sie ist als amtierende Deutsche Meisterin die erfahrenste von den Dreien. Für das Team Norka Automation Köln war das letzte Championat die WM 2018. Damals haben sie Gold gewonnen. Mit ihrem neuen Pferd und drei neuen Mannschaftsmitgliedern von insgesamt sechs mischen sie jetzt wieder ganz vorne mit."
Viel Erfahrung spielt dagegen bei den Herren und den Pas de Deux mit…
Ulla Ramge: "Ja, aber auch da ist es gemischt. Jannik Heiland hat von der letzten WM drei Medaillen mitgebracht (Team, Nationenpreis und Einzel) und sich eine ganz eigene Ausstrahlung erarbeitet. Für Thomas Brüsewitz gilt dasselbe für 2018, außerdem hat er 2019 EM-Bronze im Einzelvoltigieren und Silber mit dem Team im Nationenpreis gewonnen. Für den Sportsoldaten Julian Wilfing wird es nach seinem Junioren-EM-Titel vor neun Jahren das erste Senior-Championat sein. Im Pas de Deux haben wir mit Chiara Congia und Justin van Gerven die amtierenden Europa- und Vize-Weltmeister dabei. Für Diana Harwardt und Peter Künne ist es nach einigen Medaillen im Junioren-Bereich das erste Senior-Championat im Pas de Deux."
Mitte Juli haben Sie sich zum Trainingswochenende in Warendorf getroffen. Sind alle gut in Form?
Ulla Ramge: "Jawohl, wir haben unsere Hausaufgaben gemacht. Kai (Vorberg) hat – wie immer – einen spannenden Wettkampfzirkel aufgebaut: mit Kameras, Screens und Fahnen. Das machen wir seit Jahren so, damit alle „schussfest“ sind. Dann haben alle ihre Turnierdurchgänge geturnt und per Videobesprechung ein letztes Feedback bekommen. Der traditionelle Teamabend am Samstag lief dieses Mal etwas anders als sonst. Unter der Regie von Kai hat die gesamte Mannschaft ein Theaterstück mit Szenen aus meinem Leben und meiner Karriere als Bundestrainerin aufgeführt – ein tolles Geschenk!"
Das Interview führte Kim Kreling für das PM-Forum, Magazin der Persönlichen Mitglieder der Deutschen Reiterlichen Vereinigung (FN)