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Kurzportrait

Dorothee Schneider und ihr Mann Jobst Krumhoff – Am Rhein fing alles an

Wenn Dorothee Schneider ins Viereck reitet, geht ihr Mann weg. Anders hält Jobst Krumhoff seine Aufregung nicht aus. Die Geschichte eines besonderen Paares – wir stellen Ihnen die beiden hier vor.

„Er steht mir mit offenen Augen gegenüber, kriegt mit, was mich bewegt und kann sich reinfühlen.“ Dorothee Schneider

Nun war es wieder soweit. Der wichtigste Mensch an ihrer Seite wendet sich von ihr ab. Wie immer in solchen Momenten. Jobst Krumhoff konnte das noch nie: seiner Frau zusehen, wenn sie eine wichtige Prüfung reitet, wie jetzt ihr erstes Weltcup-Finale in Paris. „Das regt mich im wahrsten Sinne des Wortes auf“, gibt er lachend zu. Dorothee Schneider schmunzelt. Sie weiß um die Aufregung, die ihr Mann bei ihren Starts durchlebt, „ist doch schön, wenn der Partner so mitfiebert.“

Dorothee Schneider, 49, zählt seit Jahren zu Deutschlands besten Dressurreitern, hat olympisches Team-Gold und -Silber gewonnen, ist im vergangenen Jahr mit der deutschen Mannschaft zum Europameister-Titel geritten, hat mit Fingerspitzengefühl und Herzblut viele, viele junge Pferde zu Spitzensportlern ausgebildet. Seit 2000 leitet die Pferdewirtschaftsmeisterin den elterlichen Betrieb, wo sie von ihrem Papa Hans Eberhard das Dressurhandwerk gelernt hat: das Gestüt St. Stephan in Framersheim.

Damals wagte sie noch nicht von Olympischen Spielen zu träumen, aber bildete schon fleißig und penibel Pferde aus. In dieser Zeit, 2003, lernte sie auch den Mann kennen, der bis heute noch Schmetterlinge in ihrem Bauch fliegen lässt: Jobst Krumhoff. In Mainz schauten sie sich von der Praxis eines gemeinsamen Freundes aus den Rosenmontagszug entlang des Rheins an und kamen ins Gespräch. „Die Chemie hat sofort gestimmt“, erinnert sich Dorothee Schneider bestens an diese erste Begegnung und fügt mit einem Augenzwinkern hinzu: „Er war auch optisch mein Geschmack.“ 2010 haben sie geheiratet, auf Mauritius. Ihre gute Freundin Gabriele Kippert, Besitzerin von Schneiders Spitzenpferd Showtime, gab die Traumhochzeitsplanerin, „nachdem wir beide nicht in die Pötte gekommen sind“, lacht Schneider. Sie waren zu beschäftigt.

Jobst Krumhoff, 55, gehört zur erweiterten Geschäftsführung eines großen deutschen Versicherungskonzerns, leitet dort die Aus- und Weiterbildung, ist ständig auf Achse. Pferde gehören übrigens nicht zu seiner Kernkompetenz. Sein letzter Reitversuch endete jäh. „Meine Frau setzte mich auf ein totenbraves Pferd. Den einzigen Bocksprung, den dieses Pferd jemals machte, machte es mit mir. Ich flog einen Meter hoch und in den Sattel zurück ...“ Seitdem überlässt er das Reiten lieber seiner Frau. Und unterstützt sie, wo er kann – als ihr Mann und Manager. „Er hat Ideen, wir können gut sprechen, wir finden immer Lösungen“, sagt Dorothee Schneider. Wann immer er kann, ist er bei ihr. Ob in Framersheim oder auf dem Turnier. „Er kommt dorthin, wo ich bin. Das ist toll.“ – eine simple Aussage, aber von hohem Wert. „Ein wesentliches Ritual unserer Beziehung ist, dass wir uns Zeit für uns nehmen. Und das allerdings zu Lasten unseres Freundeskreises, auch beruflich bedingt“, beschreibt Jobst Krumhoff die Kehrseite der Medaille.

Wenn sie Zeit finden, gehen sie leidenschaftlich gerne zusammen saunieren, lieben gutes Essen und „können beide überhaupt nicht kochen“, und (fast) jeden Morgen macht der Erste im Bad dem anderen die Zahnbürste fertig. Doch ab und zu gibt es Funkenflug, denn ziemlich dickköpfig sei der andere – behaupten beide. Ach ja, er habe außerdem ständig Hummeln im Hintern, erzählt Dorothee Schneider und schüttelt den Kopf, „er kann nicht mal am Sonntagabend in Ruhe einen Tatort gucken, er muss immer 50 Sachen gleichzeitig machen.“ Doch wenn‘s drauf ankommt, weiß Jobst Krumhoff sehr wohl, wann es nur eines gibt. Wie damals in London nach ihrem ersten Olympiastart mit Diva Royal. „Als ich aus dieser Arena kam, lief er mir mit ausgestreckten Armen entgegen. Da habe ich gedacht, wie toll, dass ich diesen Mann habe.“

Ihr Leben darf gerne so weitergehen, sagen sie. Genauso aufregend. Nur das mit dem Zugucken wird vermutlich nichts mehr – lieber hält Jobst Krumhoff den Talisman in seiner Jackentasche fest in seinen Händen, ein kleines Hufeisen. Und lässt sich hinterher alles von seiner Doro erzählen. Das ist besser für seine Nerven.

Der Artikel ist Teil unserer Serie „Starke Partner“ und in der Ausgabe 5/2018 erschienen.