Leseprobe: Bodenarbeit mit Lisa Röckener und Ingrid Klimke
Basisübung für die Freiarbeit mit Ihrem Pferd: Auf Stimmkommando losgehen und halten
Die erste Übung klingt sehr simpel, doch sie ist die Grundvoraussetzung für Lisa Röckeners Freiarbeit. Das Pferd lernt, dem Menschen seine volle Aufmerksamkeit zu schenken und auf die Stimme zu reagieren.
Gestartet wird an der Bande. Der Mensch geht auf der Höhe zwischen Kopf und Schulter des Pferdes. Der Führstrick kommt durchhängend in die rechte Hand, die Gerte links.
Erster Schritt: Ein Stimmkommando wählen, das demnächst immer fürs Antreten steht. Das kann „Komm!“ sein oder ein bestimmtes Geräusch, zum Beispiel ein Schnalzen. Daraufhin soll das Pferd losgehen. Geht es nicht los, spricht der Mensch eine Ermahnung aus, Lisa nutzt ‚Na!’. Kommt hierauf keine Reaktion, wiederholt sie das Stimmkommando nochmal und lässt das Pferd gleichzeitig per Gerte antreten. Die Gerte wird dabei am hinteren Pferdekörper vorsichtig tippend eingesetzt. Wichtig: Der Mensch geht nicht los, bevor das Pferd losgeht!
Das Halten funktioniert vom Aufbau der Übung her genauso. Erst wird ein Stimmkommando gegeben (bei Lisa und Ingrid ist es ein Zischen, ‚Shhhhh!’). Reagiert das Pferd nicht, folgt als Ermahnung ‚Na!’ und dann eine Verstärkung. Als Verstärkung wird die Gerte vor die Pferdenase gehalten. Nur gehalten – das Pferd wird nicht berührt.
Die Pferde verstehen dies sehr schnell. „Achten Sie gerade bei dieser Übung auf das richtige Timing“, sagt Lisa Röckener. Die Reihenfolge ist wichtig. Das Pferd soll nicht lernen, die Körpersprache des Menschen zu imitieren, sondern es soll tatsächlich auf die Worte hören lernen. Wichtig: Das Kommando zum Halten darf nur für das Halten genutzt werden – und nicht zum Beispiel dafür, dass das Pferd langsamer werden soll. Später wird dieses Anhalte-Kommando nämlich zur Notbremse, wenn’s frei und schnell wird.
Die innere Haltung Ihrerseits sollte dabei sein: ruhig bleiben, eher schlendernd gehen, wenn ein Pferd eilig oder nervös ist, und sich einfach weiter an den Plan und die Abfolge der Schritte halten. Beim Anhalten soll das Pferd nicht am Menschen knibbeln oder die Nase an dessen Kleidung stecken. Lisa schiebt in so einem Fall die Nase des Pferdes sanft zur Seite.
Wenn es geklappt hat: Loben! Gemeinsam einen Moment Pause machen. Ingrid Klimke überprüft das Losgehen und Halten per Stimme. Ihr „Shhh!“ hört sich etwas ungeduldiger an. Lisa erinnert: „Jetzt wirst du so etwas schärfer im Ton. Weil du dir sagst: ‚...dass muss ja klappen, jetzt halt doch mal an!’ Aber das Kommando ist immer freundlich. Du sagst ihr ganz nett: ‚Halte doch bitte an!’“ Das klappt dann.
Konsequenz ist das A und O
Das Ziel von Lisas Training ist, dass die Pferde auf das erste Stimmkommando hin reagieren. Das erreicht sie durch Konsequenz. Bedeutet: Nutzen Sie immer die gleichen Wörter! Stimmlage und Lautstärke bleiben ebenso gleich. Auch wenn etwas nicht klappt.
Die Reihenfolge von:
1. Stimmkommando,
2. Ermahnung per Stimme,
3. Geste oder Handbewegung als Verstärkung
soll immer gleich sein.
Das ist schwieriger, als es sich anhört. Deshalb gehört zu dieser Konsequenz auch, geduldig mit sich und dem Pferd zu sein. Lisas Motto spiegelt das wider, es heißt: Konsequent, aber freundlich!
Dieser Artikel ist in Kooperation mit der Online-Reitschule wehorse entstanden.