Leseprobe: Fliegender Wechsel
Fliegende Galoppwechsel lernen mit Jessica von Bredow-Werndl
Leichtfüßig, dynamisch, bergauf, gleichmäßig und gerade gesprungen. Ja, so sieht er aus, der Musterknabe unter den fliegenden Galoppwechseln. Ein Balanceakt. Er fragt Koordination, Durchlässigkeit und Losgelassenheit ab. Der Weg zum Musterwechsel dauert lang. Auch bei einer Doppel-Olympiasiegerin der Dressur. Die Zeit nimmt sich Jessica von Bredow-Werndl. Ihr ist es wichtig, dass das Pferd die Lektion erst einmal kennenlernt, die Hilfengebung versteht. Danach folgt der Feinschliff, Schritt für Schritt über die Ausbildungsjahre. „Bei jungen Pferden geht es immer erst mal um das ‚Was’, dann um das ‚Wie’“, sagt die Dressurreiterin aus Aubenhausen.
„Wir haben die Erfahrung gemacht, dass es besser ist, so früh wie möglich mit den fliegenden Wechseln anzufangen“, erklärt die 35-Jährige. „Denn in der freien Natur oder auf der Koppel springen Pferde ja auch einen fliegenden Wechsel, wenn sie einen Richtungswechsel machen.“ Sie beginne mit den ersten Wechseln bereits drei-oder vierjährig, sagt sie. „Ganz spielerisch, auch im leichten Sitz. Es geht nur darum, dass sie von links nach rechts oder von rechts nach links wechseln. Wenn sie das verstanden haben, kümmern wir uns darum, dass sie auch durchspringen.“
Oft sind Dressuraufgaben ein guter Richtwert dafür, wann man welche Lektionen von einem jungen Pferd verlangen sollte. Der fliegende Wechsel ist da für einige Ausbilder eine Ausnahme. Auch für Jessica von Bredow-Werndl. Er wird zwar erst ab Klasse M abgefragt, sprich nach dem Außengalopp in der Klasse L. Aber die Ausbilderin hat die Erfahrung gemacht, dass es für die Pferde leichter ist, ihnen nicht erst den Außengalopp beizubringen und dann die Wechsel. Denn der konsequent eingeübte Außengalopp führt oft dazu, dass das Pferd gar nicht mehr auf die Idee kommt, umzuspringen.
Und dann ist es auch noch eine Talentfrage: Manchen Pferden fällt der „Fliegende“ leicht. Oft sind das diejenigen, die von Natur aus schnell im Hinterbein sind, sodass sie von vornherein eher durchspringen. Andere Pferde neigen dazu, hinten nachzuspringen. Einfach, weil es für sie leichter ist, erst vorne zu wechseln.