#fragdenprofi: Marcus Hermes über die Geraderichtung und Schenkelgehorsam des Pferdes
Wie richte ich mein Pferd gerade?
„Beim gerade angerittenen Pferd reite ich mein Pferd frisch vorwärts und halte den Hals gerade, damit das Pferd gleichmäßig an beide Hände herantritt. Es soll mit längerem Hals die Verbindung suchen. Der Reiter sollte diese zulassen und stets an die Hand herantreiben. Wenn die Verbindung besteht, versuche ich das Pferd auf dem zweiten Hufschlag zu reiten. Da müssen sich die Pferde vermehrt selbst ausbalancieren und man merkt als Reiter, was die hohle und die stramme Seite des Pferdes ist. Wie wir Menschen Links- oder Rechtshänder sind, haben nämlich auch Pferde stets eine Seite, auf der ihnen Stellung und Biegung leichter fallen.
Wenn das Pferd die Geraderichtung auf dem zweiten Hufschlag auch gut halten kann, beginne ich mit geraderichtender Biegearbeit. Das klingt komplizierter als es ist. Es bedeutet nämlich nur, dass ich Stellung und Biegung auf dem Zirkel beachte und darauf Acht gebe, dass das Pferd weder mit der Vor- noch mit der Hinterhand ausweicht. Da berücksichtige ich dann besonders die Händigkeit des Pferdes.
Auf der hohleren Seite arbeite ich das Pferd eher in Konterstellung oder richte es gerade, da achte ich besonders darauf, die Schulter vor die Hüfte zu bringen. Ich richte die Vorhand also auf die Hinterhand ein. Das ist im Prinzip wie beim Schultervor oder Schulterherein, nur auf gebogener Linie. Es soll verhindern, dass das Pferd sich immer wieder hohl macht und es dazu anregen, die Schulter rein zu nehmen. So führe ich es dann auch an der langen Seite fort. Zunächst im Schultervor und später im Schulterherein. Dadurch fußt das innere Hinterbein vermehrt unter den Schwerpunkt, was mir später auch in der Versammlung zugutekommt."
Frag den Profi
#fragdenprofi: Folge 1 mit Julia Mestern
Immer wieder freitags beantworten Experten rund um den Reitsport unter dem #fragdenprofi die Fragen unserer Follower auf Instagram. Pferdewirtschaftsmeisterin Julia Mestern widmete sich für uns spannenden Fragen rund um das Vielseitigkeitsreiten, die korrekte Hilfengebung und die altersgerechte Ausbildung des Pferdes. Die besten Fragen und Antworten haben wir hier für Sie zusammengestellt.
weiterlesen →Wie bekomme ich mein Pferd besser vor den Schenkel?
„Die Reaktion auf die treibenden Hilfen steht und fällt mit der Losgelassenheit des Pferdes. Wenn das Pferd nicht losgelassen ist, wird es klemmiger und nimmt die Reiterhilfen nicht korrekt an. Grundsätzlich gilt, je losgelassener das Pferd ist, desto besser nimmt es den Schenkel auch an.
Von Natur aus gibt es heißere und triebigere Pferde. Bei letzteren empfehle ich stets, mal auf der Rennbahn zu reiten. Galoppieren Sie so ein Pferd mal im leichten Sitz und bringen Sie insgesamt Abwechslung in das Training.
Generell ist natürlich auch die Einwirkung des Reiters wichtig. Wer vom Sitz her klemmt und das Pferd ständig treibt, verleitet das Pferd dazu, sich stets treiben zu lassen. Bei der Hilfengebung ist das Timing das Wichtigste. Wenn das Pferd sich gerade loslässt und die Verbindung leicht ist, sollte die treibende Hilfe kommen. So kann das Pferd die Bewegung von hinten nach vorne durchlassen und an die Hand herantreten. Noch ein Tipp: Achten Sie darauf, wie Sie treiben. Die Hilfe sollte stets schnell, präzise und im richtigen Moment erfolgen. Da darf sie auch einmal stärker ausfallen. Es kommt darauf an, dass das Pferd reagiert. Die Hilfen danach können dann wieder leicht und sanft sein. Das ständige Treiben ohne Reaktion des Pferdes stumpft das Pferd ab. Ich will auf jede Hilfe eine Reaktion haben. Das muss man konsequent verfolgen und so können die Pferde dann auch entsprechend reagieren."