Leseprobe: Stechangriff
Aktuelle Erkenntnisse zum West-Nil-Virus
Das West-Nil-Virus (WNV) ist ein von Stechmücken übertragener Erreger, der ursprünglich aus Afrika stammt und erstmals 1937 im West-Nil-Distrikt in Uganda festgestellt wurde. Durch infizierte Zugvögel gelang das Virus nach Europa, wo es erstmals Anfang der 60er Jahre in Frankreich auftrat. Seither werden immer wieder WNV-Infektionen aus Süd- und Südosteuropa bei Vögeln, Pferden und Menschen gemeldet. In Deutschland sind bislang hauptsächlich die Bundesländer Sachsen, Sachsen-Anhalt, Berlin, Brandenburg und Thüringen betroffen.
„Ende August 2018 wurde erstmals in Deutschland ein mit West-Nil-Virus infizierter Volierenvogel in Halle a. d. Saale gefunden. Bis Ende des Jahres waren es insgesamt zwölf Fälle bei Vögeln sowie zwei Nachweise bei Pferden“, berichtet die Fachtierärztin für Virologie, Dr. Ute Ziegler. 2019 folgten bis Jahresende 117 weitere WNV-Fälle: 76 Vögel, 36 Pferde sowie fünf Menschen. „Damit ist davon auszugehen, dass das WNV erfolgreich in einheimischen Stechmücken überwintern konnte“, so Ziegler weiter.
Im Jahr 2020 wurden Nachweise bei 63 Vögeln, 22 Pferden und 14 Menschen bestätigt. Neun Pferde starben bisher an den Folgen der Infektion oder wurden eingeschläfert. Die meisten WNV-Fälle wurden in 2020 in den bereits betroffenen Regionen Ostdeutschlands bestätigt. Zudem wurde erstmals im Bundesland Thüringen die WNV-Infektion bei erkrankten und verendeten Zoo- und Wildvögeln nachgewiesen. Auch in Niedersachsen, im Landkreis Helmstedt, wurde bei einem klinisch erkrankten Pferd mit neurologischer Symptomatik WNV bestätigt. Die gute Nachricht: Es sind bisher keine neuen Einträge in andere Gebiete Deutschlands zu verzeichnen. Die schlechte: Dort, wo sich das Virus etabliert hat, bleibt es auch und wird sich sehr wahrscheinlich sukzessiv weiter ausbreiten.