Das Pferd von innen
Die Bauchspeicheldrüse: Enzymfabrik
Maß genommen
Die Bauchspeicheldrüse, in der Medizin Pankreas genannt, misst zwischen 15 und 20 Zentimeter Länge und etwa fünf, sechs Zentimeter Breite. Sie ähnelt einem Keil, verjüngt sich nach hinten. Sie wiegt beim erwachsenen Pferd etwa 340 Gramm, befindet sich auf Höhe des 17., 18. Brustwirbels, liegt an der rechten oberen Längslage des Grimmdarms und mündet im Zwölffingerdarm, circa 15 Zentimeter vom Magenausgang entfernt.
Von Gängen und Inseln
Das Drüsengewebe besteht aus dem exokrinen (äußeren) und endokrinen (inneren) Teil, eine Zweiteilung sowohl in ihrer Funktion als auch in ihrem Aufbau. Der exokrine Teil, ein kurvenreiches Gangsystem, stellt in seinen Azinuszellen ein Sekret her, das die Bauchspeicheldrüse an den Dünndarm abgibt. Der endokrine Teil sind Millionen von Zellhaufen, die sogenannten Langerhansschen Inseln – sie produzieren Hormone und geben diese direkt ins Blut ab.
Enzymproduktion
Die Bauchspeicheldrüse ist eine wahre Enzymfabrik und damit maßgeblich an der Verdauung beteiligt. Prof. Dr. Gerald Fritz Schusser von der Uni Leipzig erklärt, warum: „Sie sondert zum einen das Trypsinogen ab, das im Dünndarm zu Trypsin aktiviert wird, um Eiweiße zu spalten. Die Bauchspeicheldrüse scheidet aber auch fettspaltende Enzyme, wie Lipase, und stärkespaltende Enzyme wie Amylase ab. Sie produziert eine riesige Menge an Flüssigkeit: pro 100 Kilogramm Körpermasse sind es zehn Liter Flüssigkeit in 24 Stunden!“ Dieser Pankreassaft fließt in den Dünndarm und trifft dort auf den Futterbrei. Im Saft enthalten sind nicht nur Enzyme und Wasser, sondern auch Elektrolyte, wie das Natriumbicarbonat. „Das ist für die Neutralisierung des salzsauren Magensaftes im Futterbrei von großer Bedeutung“, so Schusser.
Fatale Entzündung
Die akute Pankreatitis ist eine Entzündung der Bauchspeicheldrüse. „Sie führt zu einer Peritonitis, also einer Bauchfellentzündung, die sich als heftige Kolik äußert und meistens tödlich verläuft“, erklärt Professor Schusser. Der Tierarzt untersucht also die Kolikursachen, bei Verdacht auf eine Pankreatitis macht er eine Bauchhöhlenpunktion – „erhöhte Werte von Amylase und Lipase deuten auf eine akute Pankreatitis hin“, sagt der Professor für Innere Medizin des Pferdes. Ein weiteres Krankheitsbild: Tumore. „Sie sind seltener, aber es gibt auch beim Pferd die sogenannten Adenokarzinome, die mit Blutungen einhergehen und dann zu Anämie (Blutarmut) führen. Auch sie sind tödlich“, berichtet Schusser.
Serie: Das Pferd von innen
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Unzählige kleine Läppchen bilden das elas-tische Drüsengewebe. Bindegewebe hält die Lappen locker zusammen. Es ist durchzogen von Blutbahnen, Nerven und Lymphbahnen, um das Drüsenorgan zu versorgen.
Am laufenden Band
Die Produktion des Pankreassaftes läuft ununterbrochen, wird jedoch intensiver sobald das Pferd frisst, dank winziger Boten im Nervengewebe. „Neuropeptide sorgen dafür, dass die Bauchspeicheldrüse arbeitet. Und die werden im Zuge der Futteraufnahme stimuliert“, sagt Professor Schusser.
Risiko Kraftfutter
„Gott sei Dank trinkt das Pferd keinen Alkohol und macht auch sonstige Essensungereimtheiten wie der Mensch nicht mit“, sagt der Tiermediziner aus Leipzig. Risikofaktoren gibt es trotzdem zu Genüge, sie sind stallgemacht. „Jede zu mastige Fütterung bedeutet eine erhöhte Belastung für das Pankreas“, warnt Professor Schusser, „das heißt jede Fütterung beispielsweise mit Kraftfuttermitteln und Ölen.“ Denn das Pferd ist zwar darauf eingestellt, sich mal für schlechte Zeiten den Wanst vollzuschlagen, aber diese mageren Zeiten gibt es beim domestizierten Pferd nicht. Langfristig ist zu mastige Fütterung gepaart mit zu wenig Bewegung, die die Insulinproduktion fördert, ein Problem: Der Blutzuckerspiegel ist ständig erhöht, die Bauchspeicheldrüse stellt zwar ausreichend Insulin her, dies wirkt aber in den Geweben nicht wie es soll und die Glukose gelangt nicht in die Zelle. Deshalb ist Diabetes auch bei Pferden ein Thema, wenngleich noch wenig erforscht.
Hormon-Insulaner
Insulin und sein Gegenspieler Glucagon sind die Hauptprodukte der Langerhansschen Inselzellen. Sie regulieren den Blutzuckerspiegel – steigt er an, hemmt ihn das Insulin, sinkt er, pusht ihn das Glucagon.
Geheimakte Pankreas
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Serie: Das Pferd von innen
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