Leseprobe: Winter-Fahrplan
Die richtige Hufpflege im Winter
Hufpflege im Winter – das klingt im ersten Moment relativ einfach, entpuppt sich bei näherer Betrachtung aber als bemerkenswert komplex. Und vor allem: Hufpflege im Winter fängt schon lange an, bevor der Huf als solcher überhaupt ins Spiel kommt. Nämlich bei der Bodenhygiene: Ihr kommt in der dunklen, kalten Jahreszeit, in der die Pferde in der Regel weniger nach draußen kommen, eine noch größere Rolle als im Rest des Jahres zu. Dass es Huferkrankungen wie Strahlfäule oder Hufkrebs Vorschub leistet, wenn die Tiere einen Großteil des Tages in schlecht gemisteten Boxen stehen, dürfte sich inzwischen herumgesprochen haben. Keinen Deut besser verhält es sich allerdings mit nicht ausreichend befestigten Paddocks und Ausläufen, die sich bei Regen und Schnee eher früher als später in ein „Feuchtbiotop“ voller Schlamm, Exkremente und Krankheitskeime verwandeln.
„Vor allem die Einschlaglöcher von Hufnägeln sind Eintrittspforten für solche Keime“, betont Hufbeschlagschmied Dirk Ludwig aus Werneuchen-Schönfeld in Brandenburg. Die logische Konsequenz aus alledem kann nur lauten, dass zur Hufpflege im weiteren Sinn neben konsequentem Misten auch eine fachgerechte Befestigung und Drainage von Paddocks und Ausläufen gehört. Leider hat man damit noch nicht alle Probleme aus der Welt geschafft, die Pferdehufen jetzt zu schaffen machen können. „Zwar sind Hufe in milden Wintern im Wesentlichen auch keinen anderen Belastungen ausgesetzt als im Rest des Jahres. Aber bei Schnee und Eis, wenn der Boden hart ist, bekommen vor allem unbeschlagene Pferde oft Probleme“, sagt Dirk Ludwig und präzisiert: „Drückt eine Kante oder Spitze aus Eis oder gefrorenem Schnee gegen die Sohle, kann sich daraus eine Huflederhautentzündung entwickeln – was logischerweise vor allem für Pferde mit dünnen Hufsohlen gilt.“ Um diesen punktuellen, aber folgenträchtigen Druck zu erzeugen, genüge bereits eine kleine Ecke Eis oder Schnee. Wie man das verhindern kann? „Indem man im Winter die Sohle weniger tief ausschneidet. Eine dicke Sohle polstert besser ab“, antwortet Dirk Ludwig.
Auch Hufschuhe können sowohl vor Sohlendruck als auch vor zu starkem Hornabrieb schützen – sei es, dass sie ausschließlich zum Reiten angezogen werden, oder sei es, dass sie in Form von Klebehufschuhen rund um die Uhr am Huf bleiben. „Solche Klebeschuhe haben den Vorteil, dass man nicht nageln muss“, sagt Dirk Ludwig. „Allerdings zerstört der Kleber häufig die oberste Hornschicht.“