Leseprobe: Tut dir was weh?
Im Fokus: Schmerzen beim Pferd erkennen
„Wenn Pferde schreien könnten, wäre es vermutlich ziemlich laut in vielen Reithallen“, sagt Kommunikationswissenschaftlerin und Pferdeverhaltensexpertin Linda Weritz. Doch Pferde schreien nicht, sie leiden stumm. „Pferde sind Meister im Tarnen und Täuschen“, pflegt Dr. Ulrike Auer, Privatdozentin an der Vetmeduni Wien zu sagen, wenn es um ihr Steckenpferd-Thema geht: Die Schmerzerkennung und die Schmerztherapie beim Pferd. Seit Jahren erforscht sie diese Themenbereiche und weiß: Bis das Pferd zeigt, dass es ihm nicht gut geht, dauert es. Und das macht Sinn. Denn in der freien Wildbahn bedeutet eine sichtbare Schwäche den sicheren Tod für das Flucht- und Beutetier Pferd. Also verheimlicht es vorsichtshalber sein Leid so gut wie möglich.
Lange Zeit hat man Tieren abgesprochen, dass sie Schmerz spüren – aus Sicht des Menschen standen sie auf einer niedrigeren Entwicklungsstufe. Und vermutlich ist auch die Stille der Pferde der Grund, warum der Schmerz in der Wissenschaft, Tiermedizin, Reitausbildung und auch bei Pferdebesitzern lange Zeit die große Unbekannte war – es sei denn, der Schmerz war so gravierend, dass das Pferd lahmte oder kolikte.