Leseprobe: Die Sache mit dem Pferdefuß
Wässern, ölen, fetten: Wie viel Pflege braucht der Huf?
„Bei manchen Kollegen sind Fette und Öle verpönt, aber in meinen Augen gehören sie sehr wohl ins Repertoire“, sagt Hufbeschlagschmiedemeister Burkhard Rau: „Allerdings haben sie in meinen Augen nicht die Funktion, irgendwelche Inhaltsstoffe in den Huf hineinzubringen. Stattdessen sollen sie entweder dafür sorgen, dass bei weichen Hufen keine zusätzliche Feuchtigkeit eindringt oder dass sie bei zu trockenem Horn drinbleibt.“ Je mehr Windrisse und andere Zusammenhangtrennungen der Huf hat, desto dünnflüssiger sollte das Präparat allerdings sein, empfiehlt er: „In den Spalten sitzen Keime, die unter einer luftundurchlässigen Fett- oder Ölschicht wunderbar Gelegenheit haben, sich zu vermehren.“
Apropos Feuchtigkeit: An der Frage, ob man Hufe im Sommer wässern sollte, entzündet sich fast schon ein Glaubenskrieg. „Es bringt nicht viel – vor allem dann nicht, wenn man die Hufe mit dem Schlauch abspritzt. Dann kann das Horn das Wasser nämlich gar nicht aufnehmen“, sagt Rau. Mehr noch: Wie der inzwischen emeritierte Wissenschaftler Prof. Dr. Hans Geyer vom Veterinär-Anatomischen Institut der Universität Zürich herausfand, können bei weniger als 15-minütigem Wässern durch das rasch aufeinander folgende Quellen und Schrumpfen der äußeren Hornschicht Ermüdungsrisse entstehen. Von Vorteil kann es sein, wenn das Pferd auf einem weichen und mäßig feuchten Untergrund, zum Beispiel einem regelmäßig gesprengten Sandpaddock steht. Über jeden Zweifel erhaben ist, dass die Hufbearbeitung eine große Rolle für die Hornqualität spielt. Außerdem ist ein sauberer, nicht all zu trockener und mistfreier Untergrund ist die beste Voraussetzung für gesunde Hufe. Stehen im Mist ist Gift für das Hufhorn, denn Ammoniak zersetzt die Struktur.