Anweiden – wie Sie Koliken vermeiden
Schnelle Futterumstellungen, zum Beispiel beim Anweiden ohne das Pferd vorher langsam daran zu gewöhnen, führen im Pferdedarm zu Aufgasungen. Tierarzt Dr. Matthias Niederhofer von der Tierklinik Telgte erklärt, was dann im Pferd vor sich geht: „Teile des Darms gasen auf, in anderen Teilen werden Futterbestandteile oder Kot nicht weitertransportiert, weil das Pferd verstopft ist. Man hat also leichte Darmabschnitte und schwere. So kann der Darm anfangen, sich entsprechend zu verdrehen.“
Es drohen Darmverdrehungen
Das Resultat können Darmverdrehungen, -verschlingungen und -verlagerungen sein. Verschlingungen betreffen vorrangig den Dünndarm, Verdrehungen finden meist im Bereich des Dickdarms statt. Dabei kann die Blutzufuhr im Darm abgeklemmt werden, schlimmstenfalls sterben Darmteile ab. In schweren Fällen muss das Pferd operiert werden.
Dass es überhaupt so weit kommen kann, liegt an der Konstruktion des Verdauungsapparats des Pferdes. Der Darm liegt wie eine Schlange gekräuselt, aber gut sortiert im Pferdekörper. Er ist nur an wenigen Stellen aufgehängt und ansonsten frei beweglich. Zusammen sind Dünn- und Dickdarm bis zu zehnmal so lang wie das Pferd. Allein der Dünndarm misst bei einem durchschnittlichen Warmblut bis zu 26 Meter. Darmverschlingungen, -verlagerungen oder -verdrehungen äußern sich immer durch Koliksymptome. Und die können ganz unterschiedlich aussehen. Legt das Pferd sich vermehrt oder zu ungewöhnlichen Zeiten hin, kann das schon ein Anzeichen sein. Ansonsten deuten wälzen, scharren, zum Bauch umschauen oder schwere Atmung auf Schmerzen hin. Bei jedem Kolikverdacht gilt: Sofort den Tierarzt rufen!
Vorsichtig anweiden: Starten Sie mit 15 Minuten
Um diese Gefahr einzudämmen, sollten Pferde im Frühjahr immer vorsichtig angeweidet werden. Fütterungs-Expertin Constanze Röhm empfiehlt: „Je nachdem wie empfindlich das Pferd ist, beginne ich drei Tage mit 15 Minuten grasen lassen, steigere das auf drei Tage für 30 Minuten, dann für drei Tage auf eine dreiviertel Stunde und so weiter. Je weiter das Jahr voranschreitet, desto weniger aufwendig ist das Anweiden. Das liegt am Gesamtzucker im Gras, der im März und April besonders hoch ist – die Pferde dann zu lange auf die Weide zu lassen, kann lebensgefährlich werden.“
Eine gute Idee: Satt auf die Weide
Außerdem rät sie, die Pferde möglichst satt auf die Weide zu bringen, damit sie sich nicht so gierig auf das frische Grün stürzen. Die Raufuttermenge sollte auch bei Weidegang gleichbleiben, empfiehlt die Expertin. Ansonsten würden die Pferde auf der Weide deutlich schneller und somit größere Mengen Gras fressen. Besonders in der Gewöhnungsphase ist ausreichend Bewegung ein Muss.