Serie: Erste Hilfe beim Pferd
Was tun bei einem Ballentritt?
Was genau ist ein Ballentritt?
„Der Ballentritt ist eine meist sich vom Pferd selbst zugefügte Verletzung des Ballens oder des Kronensaums“, beschreibt Dr. Anja Kasparek, Leiterin der Pferdeklinik Aschheim.
Was kann der Pferdehalter als erstes tun?
„Erstmal ist ganz wichtig, was er nicht tun sollte: Nämlich kein Spray draufsprühen, weder Alu- noch Blauspray“, erklärt die Tierärztin. „Als erstes sollte die Wunde gewaschen werden, und zwar ganz einfach mit klarem Wasser und einer antiseptischen Seife, zum Beispiel Jodseife. Die sollte sowieso in keiner Stallapotheke fehlen. Dann kommt es sehr darauf an, wie die Verletzung aussieht. Ist es nur ein Kratzer oder ein kleiner Hautlappen, sollte der Huf einfach nur noch trocken verbunden werden.“ Dabei sollte man darauf achten, dass der Hautlappen passgenau auf der Wunde aufliegt. „Das ist sehr wichtig, sonst bildet sich während des Heilungsprozesses überschießende Granulation, es wächst also wildes Fleisch und die Wundheilung verlängert sich insgesamt deutlich“, macht Kasparek deutlich.
Wann sollte der Tierarzt hinzugezogen werden?
Auf jeden Fall, wenn das Pferd lahmt. Aber auch, wenn die Wunde sehr groß ist. „Der Tierarzt sollte dann auch zügig gerufen werden, denn wenn die Wunde genäht oder getackert werden muss, wird die Quote einer guten Heilung schon sechs Stunden nach dem Verletzungszeitpunkt schlechter“, mahnt Anja Kasparek. „Nach 24 Stunden kann der Tierarzt meist nicht mehr erfolgreich die Schichten verschließen.“
Wie lange dauert der Heilungsprozess und welche Komplikationen können auftreten?
„Das kommt sehr auf die Schwere der Verletzung an“, antwortet die Tierärztin. „Ist der halbe Ballen aufgerissen, kann das durchaus mehrere Wochen bis Monate dauern.“ Besonders schwierig werde es, wenn das Kronband durchtrennt wurde, denn hier ist ja die Basis des Hornwachstums angesiedelt. Verletzung in diesem Bereich können sogar nach Monaten als Folge zu einer Hornsäule führen, die unter Umständen später auch operiert werden muss. „Wenn die Verletzung Sekret oder Eiter entwickelt oder das Pferd lahm geht, muss auf jeden Fall der Tierarzt gerufen werden“, macht Kasparek deutlich.
Erschienen ist der zweite Teil unserer Serie „Erste Hilfe“ in der Print-Ausgabe der Reiter Revue International, 6/19.