Von Nebenwirkungen bis zum idealen Zeitpunkt
Zwölf Fakten zum Impfen
Was ist Impfen überhaupt?
Eine generelle Frage, die man sich stellen sollte, um zu verstehen, warum eine Impfung auch zu negativen Reaktionen führen kann. „Impfen ist die Methode, das Pferd durch Spritzen eines inaktiven oder abgeschwächten Virusmaterials vor einer übertragbaren Krankheit zu schützen“, erklärt Tierärztin Kerstin Schmidt aus Simmerath. Durch die Impfung soll das hauseigene Immunsystem trainiert werden, sich gegen Krankheitserreger zur Wehr zu setzen. „Das Pferd wird so vor einer Erkrankung geschützt, die schlimmstenfalls zum Tod führen kann.“
Was können typische Nebenwirkungen einer Impfung sein?
Eine Impfreaktion kann ein leichter Temperaturanstieg beim Pferd sein. „Das können 38 bis 38,5 Grad sein. Es sollte definitiv kein wirkliches Fieber über mehrere Tage sein“, warnt Schmidt. Dann sollte der Tierarzt gerufen werden. An der Einstichstelle können außerdem Hautirritationen, Schwellungen oder eine Schmerzhaftigkeit der Einstichstelle aufteten. „Vor allem bei Tetanus kann man sich das so vorstellen, dass an der betroffenen Hautstelle eine Art kleiner Tetanuskrampf entsteht“, erklärt Schmidt. Nach ein bis drei Tagen sollte die zum Teil schmerzhafte Schwellung wieder abklingen. Seltener kommen auch Symptome wie Abgeschlagenheit, Müdigkeit, Leistungsschwäche oder Appetitlosigkeit vor. „Letztendlich handelt es sich bei den Nebenwirkungen um eine abgemilderte Form der echten Erkrankung in all ihren Facetten“, erklärt Schmidt. Treten Symptome, wie beispielsweise eine Lahmheit, erst nach vier oder fünf Tagen auf, steckt allerdings eine andere Ursache dahinter.
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Was kann ich im Vorfeld tun, damit mein Pferd die Impfung gut verkraftet?
Möglichst alle Stressfaktoren rund ums Pferd ausschalten. „Es macht keinen Sinn, ein Pferd zu impfen, das gerade den Stall gewechselt hat, von einem Turnier oder aus der Springstunde kommt“, sagt Tierärztin Kerstin Schmidt. Der Pferdehalter kann vorab checken, ob das Pferd fit ist. „Fieber messen, Lymphknoten auf Verdickung abtasten, Kot und Beine ansehen.“ Die vorsorgliche Gabe von homöopathischen Globuli macht nur Sinn, „wenn sie Tage vorher als konstituierendes Mittel, also zum Patienten passend, verabreicht werden“, meint Tierarzt Dr. Klaus Schieren aus Lohmar. „Da sollte man sich im Vorfeld von einem Experten beraten lassen.“
Wo sollten Tierärzte impfen, um Nebenwirkungen zu vermeiden?
„Es sollte unbedingt eine Muskel-Partie ohne Entzündung sein“, erklärt Fachtierarzt Albrecht Uhlig von der Universität Leipzig. Das kann der Hals, die Brust, oder aber auch die Hinterhand des Pferdes sein.
Was erhöht die Gefahr von Impfreaktionen?
„Pferde sollten dem Tierarzt gesund, aber auch parasitenfrei vorgestellt werden“, erklärt Schmidt, die auch Impfberatungen anbietet. „Wenn das Pferd nicht entwurmt wurde, ist die Gefahr von Impfnebenwirkungen deutlich erhöht.“
Ist eine Impfung gegen Tollwut noch zeitgemäß?
„Eine Impfung gegen die Virenkrankheit Tollwut wird noch in manchen Regionen von Deutschland empfohlen“, sagt Tierärztin Kerstin Schmidt. Grundsätzlich gilt Deutschland seit 2006 als tollwutfrei. Denn als Hauptkrankheitsüberträger von Tollwut galt früher der Fuchs. Deshalb werden Pferde auch heute noch gerne in waldnahen Gebieten geimpft. Bei Heimtieren wie Hund, Katze oder Frettchen muss im Ausland eine Tollwutimpfung nachgewiesen werden. „Ich empfehle bei Pferden, die beispielsweise in die Niederlande oder Belgien reisen, immer eine Tollwutimpfung zu geben“, sagt Schmidt. „Die Gefahr mit Tollwut in Kontakt zu kommen, ist in einigen Nachbarländern deutlich höher. Großbritannien lässt beispielsweise kein Tier ohne Tollwutschutz einreisen. Deshalb ist dieses Land seit einigen Jahren auch absolut tollwutfrei.“
Wie oft treten Impf-Nebenwirkungen beim Pferd auf?
Nebenwirkungen sind tatsächlich eher selten. Unverträglichkeiten können durch Adjuvantien, also Inhaltsstoffe ausgelöst werden, die neben dem Virusmaterial im Impfstoff stecken. „Schwere Schädigungen oder sogar ein tödlicher Verlauf sind möglich“, das Risiko ist aber weitaus geringer im Vergleich zum Infektionsrisiko mit der Krankheit.
Kann das Pferd mit gesundheitlichen Problemen reagieren, wenn ein Impfstoff häufiger als nötig geimpft wird?
„Je kürzer die Abstände der Impfungen sind, desto höher wird der Antikörperspiegel gegen die betreffende Krankheit gehalten“, erklärt Schmidt. „Generell ist das aber unbedenklich. Sollte das Pferd beispielsweise zwei Mal im Jahr ein Kombipräparat gegen Influenza und Tetanus erhalten, sind die Antikörper einfach auf einem höheren Level als nötig.“
Wann ist die beste Zeit, um Nebenwirkungen zu vermeiden?
„Wenn das Pferd nicht im Fellwechsel ist“, sagt Kerstin Schmidt und verdeutlicht: „In dieser Zeit sind Pferde in einer schwierigeren Stoffwechselsituation und unter Umständen durchfall- und kolikanfälliger.“
Wie sollte ich vorgehen, wenn mein Pferd in der Vergangenheit bereits sensibel aufs Impfen reagiert hat?
„Ich sollte meinem Tierarzt sagen, was in der Vergangenheit vorgefallen ist, sodass er Kombipräparate splittet oder einen anderen Hersteller verwendet“, rät Kerstin Schmidt. „Häufig werden Tetanus und Influenza gemeinsam geimpft, zusätzlich noch eine weitere Injektion wie der Impfstoff gegen Herpes“, beschreibt Schmidt einen häufigen Kundenwunsch. „Das sind natürlich auf einmal ziemlich viele Herausforderer für das Immunsystem.“ Bei empfindlichen Pferden sollte man darauf achten, die Impfungen zeitlich etwas auseinanderzuhalten.
Darf ich das Pferd nach einer Impfung bewegen?
Auch wenn das Pferd fit erscheint, sollte der Vierbeiner Pause haben. „Nach der Impfung hat unser Sportpartner eine zwei- bis dreitägige Sportbefreiung“, empfiehlt Tierärztin Kerstin Schmidt. Schmerzhafte Entzündungen können zusätzlich lokal gekühlt werden. Die meisten Pharma-Hersteller geben übrigens zu ihrem Impfstoff im Beipackzettel konkrete Empfehlungen, wie man sich nach Gabe eines Impfstoffes verhalten soll.
Es gibt auch Impfungen gegen Hautpilz und Druse, die selten geimpft werden. Hat dies mit den Nebenwirkungen zu tun?
„Diese Erkrankungen sind sehr selten und können bei einem akuten Ausbruch schnell behandelt werden“, erklärt Schmidt. „Vor allem eine Pilzimpfung führt meist zu großen Schwellungen auf der Haut. Deshalb rate ich meinen Patienten von dieser Impfung ab.“