Acht Tipps und Fakten zum Misten
1. Viel Mist: Pferde scheiden täglich zwischen zehn und 20 Kilogramm Kot und zwischen fünf und zehn Liter Harn aus. Vermischt mit Einstreu ergibt das eine tägliche Frischmistmenge von 20 bis 40 Kilogramm pro Pferd. In einer Woche summieren sich so bis zu 245 Kilogramm Mist! Aus demselben Stroh müssen Pferde häufig ihr Futter suchen. In freier Wildbahn undenkbar. Dort ziehen die Pferde weiter und lassen die Pferdeäpfel hinter sich. In der Boxenhaltung können sie das nicht.
2. Tiefstreu ist für Pferde ungeeignet: „Tiefstreu ist wegen arbeitswirtschaftlicher Vorteile in der Nutztierhaltung verbreitet, aber für Pferde absolut keine optimale Lösung. Man bedenke, dass dabei ein – oft mehr als 50 Zentimeter hoher – Misthaufen das ‚Bett‘ für ein Pferd darstellt, unter anderem mit Milliarden an infektiösen Parasiten und Keimen pro Kubikmeter Mist“, mahnt Sachbuchautor Ingolf Bender. Ulrike Amler ergänzt: „Können Pferde sich in geschlossenen Tieflaufställen nur auf diesen Matratzen aufhalten, belastet der weiche Untergrund den Band- und Sehnenapparat des Pferdes.“ Hinzu kommt, dass auch die Hufgesundheit stark von Untergrund und Hygiene abhängt. Strahlfäule wird durch unreine Ställe begünstigt. Außerdem steigt die Reinfektionsgefahr durch Parasiten, je länger der Mist im Stall verbleibt.
3. Ein Matratzenlager: Die sogenannte Mistmatratze besteht aus mehreren Schichten, die sich durch regelmäßiges Nachstreuen ohne kompletten Austausch der verschmutzten Einstreu ergeben. Sie bietet den Pferden einen wärmenden Untergrund. Ein Stall mit Mistmatratze wird alle paar Wochen (maximales Intervall: zwölf Wochen) komplett geleert. Bis dahin hat sich durch tägliche, großzügige Nachstreu eine feste Matratze gebildet. Sinnvoll ist das tägliche Abmisten der Pferdeäpfel und oberflächlicher feuchter Stellen. Ein Vorteil: Laut einer wissenschaftlichen Untersuchung von Dr. Kathrin Fleming an der Universität Göttingen entwickelt die zweiwöchige Matratze weniger Schwebstaub und Gas (Ammoniak, Methan, CO2) als die Wechselstreu. Hier verursacht vor allem das tägliche Entfernen und Nachstreuen eine hohe Belastung für die empfindliche Pferdelunge.
4. Nachstreuen gegen Ammoniak: Ammoniak entsteht, wenn der Harnstoff aus dem Urin mit Hilfe des im Kot vorhandenen Enzyms Urease umgebaut wird. Das Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz hat in seinen „Leitlinien zur Beurteilung von Pferdehaltung unter Tierschutzgesichtspunkten“ eine maximale Ammoniakbelastung von 10 ppm in der Stallluft festgesetzt. Ppm steht für „parts per million“, also den millionsten Teil. „Vermindern, aber nicht verhindern lässt sich die Umsetzung, wenn eine saugfähige Einstreu den Urin aufnimmt und die Vermischung mit Kot gering ist“, erklärt Ulrike Amler. Eine großzügige Grundeinstreu und regelmäßiges Nachstreuen schützen am besten vor dem gefährlichen Gas. „Hohe Temperaturen und sehr nasse Einstreu fördern hingegen Ammoniak-Emissionen“, so Amler. In gut belüfteten Ställen sei der Ammoniakgehalt wegen des guten Luftaustauschs prinzipiell geringer. In der Offenstallhaltung auch.
5. Pro und Contra Wechselstreu: Wer nicht nur die oberen Pferdeäppel abnimmt, sondern den Mist regelrecht durchwühlt, setzt Gase wie Ammoniak frei. Dies passiert leider oft bei der Wechselstreu, bei der die komplette Einstreu innerhalb weniger Tage erneuert wird. Es bilden sich keine Schichten. Für die Wechselstreu spricht, dass die Liegefläche des Pferdes stets trocken ist. Allerdings ist der Strohbedarf im Wechselstrohverfahren relativ hoch. Abgeäppelt werden sollte laut Ingolf Bender so häufig wie eben möglich. Bei starker Durchmischung und komplett durchnässtem Stroh muss die gesamte Einstreu entsorgt und durch großzügiges Nachstreuen ersetzt werden. „Dies sollte nach Augenmaß und nicht nach Wochenplan erfolgen. Schließlich gibt es sehr saubere Pferde und solche, die regelmäßig ihre Einstreu durchquirlen“, erklärt Ulrike Amler.
6. Pferde brauchen gutes Stroh: Dr. Christiane Müller, Sachverständige für Pferdehaltung, mahnt: "Dringend muss beachtet werden, dass Pferde sich mit ihrer Einstreu beschäftigen. Pferde müssen nicht nur satt gefüttert werden, sondern auch viele Stunden pro Tag Kauschläge machen, ihren Verdauungstrakt mit strukturiertem Futter bedienen. Dies ist besonders wichtig für die Gesunderhaltung und Belastbarkeit von Körper und Psyche. Es dient auch der Leistungsbereitschaft des Pferdes.“
7. Der Stroh-Verbrauch: „Bei überwiegender Boxenhaltung wird man für ein Großpferd täglich mindestens sieben Kilogramm Stroh benötigen. Das ist etwa ein halber (kleiner) Hochdruckballen. Auf dem Markt sind mittlerweile jedoch Rundballen am gängigsten. Diese wiegen von 220 bis 300 Kilogramm. Als Faustzahl rechnet man als Bedarf pro Pferd und Monat grob mit einem Rundballen“, erklärt Pferdepraktiker Ingolf Bender.
8. Das Mist-Einmaleins: „Beim Misten ist die Technik entscheidend“, so Buchautorin Dr. Birgit van Damsen. Zunächst einmal sei die Wahl der richtigen Forke wichtig. Bei mit Stroh eingestreuten Ställen sollte sie weitzinkig sein, bei Späneställen eng, damit die Pferdeäpfel auf der Gabel bleiben. Zur Technik: „Erst wird abgeäppelt, anschließend das trockene Einstreumaterial an die Seite geräumt. Nasse Stellen, die deutlich an der Farbe zu erkennen sind, werden herausgenommen. Aber nicht irgendwie! Man nimmt das Feuchte von unten heraus und dreht es um, sodass die unterste, durchnässte Schicht abgenommen werden kann. Die kommt weg. Einstreu, die nur leicht feucht ist, wird als neue unterste Schicht eingesetzt.“ Diese Technik verhindere, dass unnötig viel trockenes Material auf dem Misthaufen landet. Da die Ammoniakbelastung im Stall durch das Misten steigt, steht das Pferd währenddessen am besten draußen.
Was Pferdeäpfel über die Gesundheit des Pferdes verraten
Der Pferdeapfel ist mehr als nur ein Fall für den Misthaufen, er ist objektiver Berichterstatter und Radar über das Befinden des Pferdes. Hier erfahren Sie alles über den Kot-Code – wetten, Sie schauen sich den nächsten Haufen Ihres Pferdes genau an!
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