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Leseprobe

Kolumne: Wo sind die Geruchsforscher?

Wir Reiter erleben den Pferdesport mit allen Sinnen, eben auch mit der Nase. Heu riecht gut, Leder riecht gut, Fliegenspray soll wohl nicht so gut riechen. Oder?

Wenn Sie an Pferde denken, die Heu fressen, haben Sie dann auch diesen typischen Geruch in der Nas?

Machen Sie nach dem Lesen des nächsten Satzes mal die Augen zu. Denken Sie an schmackhaftes Heu. Augen wieder auf. Hatten Sie den Geruch der trockenen, langen Halme in der Nase? Haben Sie vor Ihrem inneren Auge auch zufriedene Pferde gesehen, die diese malmen? Hatten Sie vielleicht sogar das Geräusch im Ohr, wenn Heu zerkaut wird? Oder doch eher das Knistern, wenn der Ballen auseinanderfällt? Für mich macht das Heu-Beispiel klar, dass wir den Pferdesport mit allen Sinnen erleben, eben auch mit dem Geruchssinn.

Der Artikel stammt aus unserer Juli-Ausgabe 2023, die Sie noch fix in unserem Shop bestellen können.

Wussten Sie, dass es Geruchsforscher gibt? Sie stellten unter anderem fest, dass Mütter den Geruch ihrer Kinder bis zu einem Alter von neun Jahren besonders gerne mögen und auch erkennen. Dann kommt die Pubertät. Sie wissen schon.
Zurück zum Thema: Ich frage mich manchmal, wo die Geruchsforscher im Pferdesport sind. Wiederholen wir zur Veranschaulichung das Experiment von oben: Sie schließen gleich wieder die Augen und denken dabei an Sattelseife. Na, wie ist es? Penetrant, irgendwie seifig und zugleich streng – zumindest in meinem Fall. Das mag an dem Produkt liegen, mit dem ich als Teenager mein Lederzeug gewienert habe. Fest steht, ich mochte den Geruch nicht, sauberes Leder aber schon. Eine Zwickmühle, denn vor allem nervte mich, wie lange der Geruch an mir und dem Sattel hing. Stunden oder gar Tage?

Nächstes Beispiel: Denken Sie an Fliegenspray. Und? Ganz ehrlich: Ich habe mich schon manches Mal gefragt, wen man sich damit wirklich vom Hals halten möchte und für wie lange? Wenn mir die Flüssigkeit über die Finger rinnt, fühle ich mich wie nach der Vorbereitung eines Tsatsikis – mit sehr viel von Hand geschnittenem Knoblauch. Apropos: In den frühen 2000er Jahren hatte mein Reitlehrer eine Art Geheimrezept gegen Fliegen und Stechinsekten. Ich glaube es reicht, wenn ich sage: Man roch unsere Knoblauchfahne gegen den Wind. Auf extrem vollen Abreiteplätzen hatte das auf dem Turnier zwar Vorteile, aber – puh! Ich entschuldige mich im Nachhinein dafür.

Teebaumöl ist bekanntlich gut für die Haut. Und ich kann mit Fug und Recht behaupten, dass es einen Langzeiteffekt hat – in meiner Nase. Den Geruch vergesse ich nie und weil er so hartnäckig ist, war ich zeitweise dazu übergegangen, entsprechende Pflegeprodukte nur mit Einweghandschuhen zu verwenden. Alles andere als nachhaltig und deshalb sowas von 2000er Jahre. Also Geschichte.

Wollen wir weitermachen mit den Geruchs-Gedankenspielen? Stichwort „Huffett“. Das Gute daran: Der Geruch bleibt nicht so lange an einem haften. Viel schlimmer ist da manche Salbe, die der Tierarzt verschreibt. Ganz als ob man sein Gegenüber mit der Nase darauf stoßen möchte, dass das Pferd krank ist, ohne darüber sprechen zu müssen. Wissen Sie, was ich meine? Und genau deshalb frage ich mich, wo die Geruchsforscher in der Pferdebranche sind. Ich rieche da noch Luft nach oben. Sie auch?