Leseprobe: Sind wir zusammen?
Startschwierigkeiten mit dem neuen Pferd
Anfangs war echt der Wurm drin, wir haben noch einmal ganz von vorne anfangen müssen und sind erst nach einigen Tiefs wirklich zusammengewachsen. Haben Sie das so oder so ähnlich auch schon einmal von Reitern gehört, die von der schwierigen Anfangsphase mit ihrem neuen Pferd erzählt haben? Oder könnte die Geschichte auch von Ihnen sein? Die Wahrscheinlichkeit ist hoch. Denn Startschwierigkeiten mit einem neuen Pferd sind fast jedem Reiter bekannt. Doch warum ist das so? Und welche Phasen des Zusammenfindens sindnormal?
Die Gründe für anfängliche Unstimmigkeiten mit einem neuen Pferd können unterschiedlich sein. Mentaltrainerin Regina Horn-Karla sieht allen voran die Erwartungshaltung der Reiter. „Wir kaufen mit einem neuen Pferd auch immer die Hoffnung“, sagt sie. „Wir haben bestimmte Ziele, einen bestimmten Plan, was wir mit diesem Pferd tun möchten. Das passiert unbewusst in unserem Kopf und wir gleichen immer wieder ab: Bringt mich das zum Ziel? Oder kommt das meiner Erwartung nahe?“ Wer schon Erfahrungen mit anderen Pferden mitbringt, schafft ganz unbewusst Fußstapfen, in die das neue Pferd treten muss. Und die können sehr groß sein, weiß die Mentaltrainerin. Auch, wer sich zeitliche Ziele steckt, setzt sich und sein neues Pferd unnötig unter Druck. „Dann ist die Enttäuschung programmiert“, sagt Horn-Karla.
Vertrauen braucht Zeit
„Dann beginnt der Stress und das startet die Abwärtsspirale – sowohl beim Pferd als auch bei uns Reitern.“ Regina Horn-Karla berichtet von einer Pferdebesitzerin aus ihrem Kundenkreis: „Sie haben sich ein fünfjähriges Pferd gekauft, vom Züchter, das war unter einem Bereiter ganz solide unter dem Sattel. Trotzdem fangen sie fast bei Null wieder an, weil sie sagen: Wir verstehen dieses Pferd nicht und dieses Pferd versteht uns nicht.“ Das Zusammenspiel von Pferd und Reiter ist immer individuell, das Vertrauen wächst nach und nach, man lernt sich kennen, die Kommunikation wird feiner. Das braucht Zeit. Denn anfangs ist auf beiden Seiten vor allem eines vorhanden: Unsicherheit. Doch die Zeit nehmen sich viele nicht. „Viele Reiter sind zu ungeduldig“, berichtet Horn-Karla. „Gerade Freizeitreiter müssen sich darüber klar sein, dass Umwege ganz normal sind. Sie haben aber immer den Anspruch, dass es geradeaus läuft und möglichst immer nach vorne. Aber so funktioniert keine Ausbildung. Keine ersten Monate und keine ersten Jahre.“
Selbst Profis berichten häufig, dass es lange gedauert hat, bis sie mit einem Pferd wirklich zusammengefunden haben und auch erfolgreich wurden. „Diese Zeit geben Amateure sich oft nicht“, weiß Horn-Karla. „Das Pferd soll sofort das Seelenpferd sein, es soll sofort funken und klappen. Aber wie soll das funktionieren? Man kennt sich doch gar nicht. Das ist dann wieder diese Ungeduld, die den Reitern zwischen die Füße schlägt.“ Regina Horn-Karla orientiert sich bei dem Zeitrahmen, den es braucht, bis Pferd und Reiter wirklich zusammengewachsen sind, an der Ausbildung einer Remonte. In Zahlen: zwei Jahre.
Bis es soweit ist, passiert eine Menge. Das erste Ankommen im neuen Stall, gegenseitiges Kennenlernen, das erste Training, der erste Ausritt. Erste Erfolge, aber auch Rückschritte, Umwege und Tiefpunkte. Welche Phasen des Ankommens es gibt, was Sie und Ihr Pferd dort erwartet und wie Sie richtig damit umgehen, erfahren Sie auf den nächsten Seiten. Eine Achterbahnfahrt vom ersten Beschnuppern, über das erste Tief bis hin zu echtem Vertrauen. Seien Sie sich sicher: Diese Phasen sind normal!
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