Herpes-Infektion: So schützen Sie Ihr Pferd
Telgte – Im Oktober und November starben 13 Pferde im Kreis Kleve aufgrund einer Herpesinfektion. Nun gab es weitere Verdachtsfälle in Recklinghausen und Borken. Da Herpes nicht meldepflichtig ist, sind diese Fälle jedoch nicht amtlich bestätigt.
Tierarzt Dr. Matthias Niederhofer von der Tierklinik in Telgte rät Pferdebesitzern in betroffenen Gebieten, vorsorglich zwei Mal am Tag die Temperatur des Pferdes zu kontrollieren, am besten morgens und abends. Denn eine Herpesinfektion geht mit hohem Fieber einher.
Generell rät er, in betroffenen Gebieten mit dem Pferd nicht in andere Ställe oder zum Turnier zu fahren. Denn das Virus überträgt sich direkt von Pferd zu Pferd. Auch der Mensch kann zum Überträger werden, wenn er Kontakt zu einem erkrankten Pferd hatte oder einen Stall besucht hat, in dem das Virus bereits angekommen ist. Ausflüge in fremde Ställen sollten daher in Risikogebieten besser ausfallen. Im Zweifel sollte man seine Kleidung nach dem Kontakt zu fremden Pferden bei 60 Grad waschen.
Dr. Niederhofer rät zur Vorsicht, aber nicht zur Panikmache. Insbesondere von einer überstürzten Impfung gegen Herpes rät er ab. Denn die Impfung belastet das Immunsystem des Pferdes. Ein vollständiger Impfschutz ist auch erst nach der Grundimmunisierung, also nach etwa acht Wochen gewährleistet. Sinnvoll sei eine Impfung erst, wenn der Seuchenzug vorüber ist, sagt der Tierarzt.
Gesunde Pferde haben gute Chancen, eine Herpesinfektion zu überstehen. Bei den gravierenden Fällen, die bekannt wurden und bei denen Pferde starben, handelt es sich um Einzelfälle, versichert er. Der Tierarzt vergleicht das mit einer Grippewelle beim Menschen. Auch da gibt es vereinzelt Todesfälle. Ein gesundes Immunsystem übersteht eine Grippe jedoch auch.
Hier die wichtigsten Tipps auf einen Blick:
• mit dem Pferd nicht in andere Ställe fahren oder Kontakt zu fremden Pferden zulassen
• auch als Mensch alleine von Besuchen in anderen Ställen absehen
• Kleidung bei Kontakt zu fremden Pferden heiß waschen
• keine überstürzte Impfung
• das Pferd erst impfen, wenn der Seuchenzug vorüber ist
Im Interview: Prof. Dr. Lutz S. Göhring
"Es wäre sehr wünschenswert, dass mindestens 70 bis 80 Prozent aller Pferde geimpft werden"
Die Herpes-Impfpflicht soll ab 2023 für Turnierpferde in Kraft treten. Tatsächlich ist Herpes immer wieder ein Thema, dass Pferdebesitzern die Sorgenfalten auf die Stirn treibt. Wir haben mit Prof. Dr. Lutz S. Göhring von der LMU München über Risiko, Behandlungsmöglichkeiten und mögliche Folgen gesprochen.
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