Leseprobe: Ganz die Mama?
Wie Pferde sich vererben
Wird der Youngster das Springtalent seines Vaters erben oder im Parcours eher zum Mittelmaß verurteilt sein? Warum ist der Dunkelfuchs in Wirklichkeit gar kein Dunkelfuchs, sondern ein Rappisabell? Und wie ist es um den Charakter bestellt – hat das Fohlen ihn von den Eltern geerbt, oder ist der Apfel doch etwas weiter weg vom Stamm gefallen?
Wer sich mit der Frage beschäftigt, in welchem Maß und auf welchen Wegen Pferde ihre Eigenschaften an die Nachkommen weitergeben, stößt auf eine Welt voller Gesetzmäßigkeiten, aber auch voller ungelöster Rätsel und Geheimnisse. Kein Wunder, denn das Erbgut von Säugetieren und damit auch das von Pferden umfasst rund 20.000 Gene. Beim Pferd sind diese auf 64 Chromosomen verteilt – zum Vergleich: beim Menschen sind es 46. Diese 64 Chromosomen, hauchdünne Fäden aus Desoxyribonulkeinsäure (DNA), stecken in jedem Zellkern – egal, ob es sich um eine Knochen-, Haar- oder Darmzelle handelt. In den Keimzellen von Stute und Hengst befindet sich jeweils nur ein einfacher Chromosomensatz, sodass ein Fohlen von Vater und Mutter jeweils 32 Chromosomen erhält. Bei der Zeugung komplettieren sich die Erbanlangen in jeder seiner Körperzelle zu einem doppelten Chromosomensatz.
Für die Ausprägung eines bestimmten Merkmals sind die Allele, die Varianten eines Gens, verantwortlich. Ist die entsprechende Allel-Ausstattung auf beiden Chromosomen gleich, handelt es sich um eine reinerbige (homozygote) Anlage, die immer sichtbar wird. Liegen dagegen zwei unterschiedliche Allele vor (heterozygote Anlage), hängt die Merkmalausprägung davon ab, welches Allel dominant ist. Nur wenn beide Eltern für ein bestimmtes Merkmal ein rezessives, also ein nicht dominantes Allel vererben, zeigt es sich auch beim Nachwuchs.
Fellfarben als Beispiel für die Vererbung
Beispiel Fellfarben. Vor allem zwei Farbstoffe in den Haut- und Haarzellen bestimmen das Outfit des Pferdes: Das Pigment Eumelanin macht es zum Braunen oder Rappen, das Pigment Phäomelanin schafft dagegen Füchse. Welcher Farbstoff zum Zug kommt, hängt entscheidend vom sogenannten Extension-Gen ab. Hier genügt ein dominantes Schwarz-Allel, damit sowohl Haut als auch Haare Eumelanin enthalten – ein Rappe oder Brauner entsteht. Anders bei zwei rezessiven Fox-Allelen: Sie beschränken die Eumelanin-Bildung auf die Haut. In den Farbzellen der Haare wird dagegen Phäomelanin gebildet, und ein Fuchsfohlen kommt zur Welt.
Fragen aus dem Reiterleben
Stute, Wallach, Hengst - hat das Geschlecht tatsächlich Auswirkungen aufs Reiten?
Diese Frage stellte sich Redaktionsleiterin Sarah Schnieder. Sie hört häufig von Reitern, dass sie nur Wallache oder nur Stuten reiten wollen. Aber ist das Geschlecht wirklich entscheidend? Oder ist es eher eine Typfrage?
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