Fragen aus dem Reiterleben
Stute, Wallach, Hengst - hat das Geschlecht tatsächlich Auswirkungen aufs Reiten?
An dieser Stelle beschäftigen wir uns mit Themen, die uns Reiter bewegen. Manche Fragen stellen wir uns bewusst, andere durchkreuzen hin und wieder unsere Gedanken, bleiben aber oft unbeantwortet. Wir sprechen sie an.
Irgendwer hat mir mal gesagt: Einem Wallach kannst du etwas befehlen, einen Hengst musst du um etwas bitten und mit einer Stute musst du diskutieren. Ein bekannter Spruch, aber lässt sich das tatsächlich so verallgemeinern? Und kann daraus jeder Reiter für sich schließen, ob er lieber Hengst, Stute oder Wallach reitet? Denn eines kann man daraus nicht ablesen: wie leistungsbereit das jeweilige Geschlecht ist. Gut so, denn die Erfahrung vieler Reiter zeigt, dass dies weniger von Hormonen, sondern vielmehr von der richtigen Reitweise abhängt.
Der büffelige Wallach, die zickige Stute, der machohafte Hengst – Klischeedenken, das dennoch in vielen Reiterköpfen verankert ist. Doch wer einen Wallach im Stall hat, der den Spitznamen Angsthase verdient oder eine Stute, die sich gern mal bitten lässt, ändert seine Meinung.
Als ich mit Anfang 20 meinen Ponyhengst ritt, war mir klar, dass ich definitiv lieber Hengst oder Wallach reiten will, als eine Stute. Der kleine Kerl war zwar regelmäßig auf eigenen Wegen unterwegs, aber Fehler nahm er mir gefühlt nicht krumm. Im Frühjahr war er etwas hormongebeutelt, ansonsten eher der gemütliche Typ, der mir beim Putzen durch seine Unachtsamkeit regelmäßig blaue Flecken bescherte. Ich wusste ihn zu nehmen und er mich. Und ich dachte, dass ich, so wie ich ritt, auf dem richtigen Weg war. Rückblickend betrachtet stellte sich dies als ziemlicher Irrtum heraus. Ich war viel zu grob und schob dies darauf, dass ein Hengst einfach Kraft erforderte. Doch auch er verstand feines Reiten. Das weiß ich heute.
Dank seiner Tochter! Sie war das genaue Gegenteil. „Hysterisch“, dachte ich anfangs, als sie jede kleinste Hilfe mit hektischem Davoneilen quittierte. Aber je länger ich sie ritt und je weniger wir harmonierten, desto bewusster wurde mir, dass nicht sie das Problem war, sondern ich. Sie zeigte es mir allzu offensichtlich.
Ich begann alles zu hinterfragen, was ich bis dato im Sattel für richtig hielt, probierte aus und fand mich an der Basis wieder. Dort, wo man lernt, seine Hilfen zu sortieren. Und plötzlich war sie bei mir. Sie ließ los, nahm meine Hilfen an und gab mir das Gefühl, an unserem gemeinsamen Training Spaß zu bekommen. Es war wie ein lobendes Feedback, das ich bei ihrem Vater nicht hören konnte, weil er es mir auch nicht gab. Warum auch? Ich machte es ihm wahrlich nicht leicht.
Wenn es stimmt, dass Frauen ihre Emotionen intensiver ausleben als Männer, dann trifft das auch auf Pferde zu. Vielleicht sind Stuten kommunikativer. Aber auch Hengste und Wallache haben etwas zu sagen. Wir Reiter müssen nur richtig zuhören. Unabhängig davon, welches Geschlecht das Pferd hat, in dessen Sattel wir steigen.
Frage aus dem Reiterleben
Warum tut es uns gut, ein Pferdemädchen zu sein und zu bleiben?
Diese Frage stellte sich Reiter Revue-Redakteurin Sylvia Sanchez. Sie hat sich oft gewundert, warum sie im Stall so wenig eitel ist und so oft die Zeit vergisst. Inzwischen ist genau das einer ihrer größten Schätze: mit 45 Jahren noch durch und durch Pferdemädchen zu sein.
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