Olympische Spiele in Tokio
Ben Maher holt Einzel-Gold
Tokio/JPN – Gleich drei Schweden hatten es ins Stechen um die Einzelmedaillen geschafft. Neben Peder Fredricson auch Henrik von Eckermann und King Edward sowie Malin Baryard-Johnsson im Sattel von Indiana. Außerdem hatte sich noch der Japaner Daisuke Fukushima aus dem Team von Paul Schockemöhle als japanischem Coach, mit seinem Westfalen Chanyon qualifiziert. Am Ende gewann Peder Fredricson in Tokio zum zweiten Mal, wie schon in Rio 2016, Einzel-Silber bei Olympischen Spielen. Sein Sportpartner damals wie heute: der mittlerweile 15 Jahre alte All In.
Für das Stechen schrumpfte der Parcours von ursprünglich 14 Hindernissen auf die Hälfte, erlaubt waren 45 Sekunden. Das Paar mit der schnellsten Nullrunde im Umlauf ging zuletzt ins Stechen. Die ersten Reiter unterboten sich zunächst um Sekunden, dann nur noch um Bruchteile. Bis Ben Maher an vierter Startposition mit seinem Explosion W und 37,85 Sekunden die Bestmarke setzte. Eine Runde, die auch Henrik von Eckermann mit King Edward und der Niederländer Maikel van der Vleuten mit Beauville Z nicht unterbieten konnten. Henrik von Eckermann schaffte es mit 39,71 Sekunden nicht auf die Medaillenränge. Maikel van der Vleuten, der übrigens mit 33 Jahren bereits seine dritten Olympischen Spiele reitet, kann nun mit Bronze seine erste Einzelmedaille mit nach Hause nehmen. Team-Silber holte er bereits 2012 in London im Sattel von Verdi.
Gold für Ben Maher und Explosion
Die Goldmedaille holte ein stilistisch überragender Ben Maher und ein Explosion W in absoluter Topform. Der 38-jährige Brite nutzte den maximalen Anreiteweg zu Sprung eins, sammelte damit ordentlich Schwung, flog mit seinem Chacco Blue-Sohn schräg über Sprung zwei, einen Oxer, schräg weiter über die zweifache Kombination, machte zwischen den Hindernissen ordentlich Dampf, was seinem feinen Reiten jedoch keinen Abbruch tat, nahm enge Wendungen, schenkte der Konkurrenz nichts – und schaffte es letztendlich 0,17 Sekunden schneller ins Ziel als Peder Fredricson, Einzel-Europameister von 2017. Zu diesem Zeitpunkt war ihm eine Medaille bereits sicher.
Doch ein Mann großer Emotionen ist Maher nicht. Weder nach seiner Nullrunde noch auf dem Abreiteplatz, als klar war, dass er gerade Olympiasieger geworden war, ließ er sich zu Jubelsprüngen hinreißen. Erst bei der Siegerehrung, als die britische Hymne erklang, ließ sich erkennen, wie auch ein taffer und cooler Ben Maher ein paar mal öfter blinzeln musste. Dafür musste man aber schon ganz genau hinschauen. Nun kann er sich seine zweite Olympische Goldmedaille in den Trophäenschrank legen. 2012 holte er in London vor heimischem Publikum bereits Team-Gold.
Schluss für Deußer nach dem Umlauf
Für Daniel Deußer und Killer Queen, die sich gestern als einziges deutsches Paar für das Einzelfinale qualifizieren konnten, war nach dem Umlauf Schluss. Was vielversprechend begann, endete mit zwei Abwürfen. Wobei es auch schon vorher an zwei Hindernissen gehörig klapperte. Ein paar Mal habe er die Absprungdistanz nicht optimal getroffen, Killer Queen musste weit abspringen. "Es ist enttäuschend", gab er zu. "Am Ende war das Pferd großartig. Ich muss nur besser reiten."
Der Parcours war einem Olympiaparcours würdig. Der spanische Parcoursbauer Santiago Valera hatte alles abgefragt, was er abfragen konnte. Anspruchsvoll, aber in jeder Hinsicht fair. Unschöne Bilder, die entstehen können, wenn wie bei Olympia auch weniger erfahrene Pferd-Reiter-Paare an den Start gehen, hatte es weder gestern noch heute gegeben. Zudem machten die 17 Hindernisse optisch ganz schön was her, spiegelten die Facetten des Gastgeberlandes Japan liebevoll gestaltet wider, brachten aber auch das ein oder andere Pferd-Reiter-Paar in Wohnungnot. Selbst die erfahrene und routinierte Killer Queen sei beeindruckt gewesen, als sie heute die Arena im Equestrian Park betrat, verriet Deußer.
"Wir haben uns schon mehr erhofft", sagte Bundestrainer Otto Becker. "Gerade, weil Daniel gestern eine ganz souveräne Runde geritten ist. Heute war gut, aber eben nicht ganz so rhythmisch wie gestern, so ist es zu den beiden Fehlern gekommen." Sowohl der Bundestrainer als auch Daniel Deußer blicken nun auf die Team-Wettbewerbe, die am Freitag beginnen. Wer gemeinsam mit Maurice Tebbel und Don Diarado ins Rennen geht, steht noch nicht fest. "Da schlafen wir erstmal ne Nacht drüber", lautete die Antwort von Otto Becker. Morgen steht noch ein Vet-Check für die Pferde an und ob eine Killer Queen nach zwei schweren Runden frisch genug für die Mannschaftswertung ist, wird sich dann zeigen.
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