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Interview zu den Europameisterschaften Springen 2023

Bundestrainer Otto Becker: „Uns fehlt ein absolutes Top-Paar“

In der Breite sieht Otto Becker das deutsche Team gut für die Europameisterschaftesn 2023 in Mailand aufgestellt. Allerdings fehlt ihm ein Pferd-Reiter-Paar, das verlässlich Doppel-Nullrunden liefert, sagt er. Dennoch findet er, dass das deutsche Team eine reelle Chance hat.

Bundestrainer Otto Becker blickt auf die Europameisterschaften 2023.

Welche Mannschaften schätzen Sie im Hinblick auf die EM als sehr stark ein?
Otto Becker: Als ich mir angeschaut habe, wer in Aachen alles am Start ist, ist mir bewusst geworden, dass wir acht Teams in Europa haben, die richtig gut sind. Vergangenes Jahr waren die Schweden ein Stück besser und die anderen sieben Equipen auf einem Level. In den vergangenen Wochen war ich auf einigen Nationenpreisen und die Entscheidungen stets sehr eng. Das zeigt die Dichte und so erwarte ich bei der Europameisterschaft einen richtig spannenden Wettkampf, für den man topfit und gut sein muss aber am Ende auch das notwendige Quäntchen Glück braucht.

Wie beurteilen Sie die Aussagekraft der Nationenpreise im Laufe des Jahres, wenn teils die Top-Reiter der Nationen nicht an den Start gehen?
Otto Becker: Sie sind nach wie vor sehr aussagekräftig, weil die guten Nationen sehr gute Reiter an den Start bringen. Man muss aus deutscher Sicht das Gesamtkonzept sehen: Wir versuchen vielen Reitern die Chance zu geben, sich zu empfehlen. Das wird sich auf Dauer auszahlen. Wir sind in der Breite sehr gut aufgestellt, haben zum Glück viele Reiter, die einen Fünf-Sterne-Nationenpreis reiten können, aber trotzdem fehlen uns ein, zwei Top-Paare, die beständig Doppel-Nullrunden liefern. Trotzdem haben wir eine Chance bei der Europameisterschaft. Es muss glücklich laufen und wir müssen im richtigen Moment Nullrunden reiten.

Wie wichtig ist es, dass die Reiter mit dem Pferd schon einige Nationenpreise geritten sind, damit sie nervenstark genug sind?
Wir versuchen vielen die Chance zu geben. Auch schon in der Jugend, damit sie Erfahrungen sammeln können. Wenn der Moment kommt, sie ein passendes Pferd haben, um auf Top-Niveau reiten zu können, sollen sie eine gewisse Grunderfahrung haben. Der Nationenpreis in Aachen ist und bleibt für jeden Reiter etwas ganz Besonderes. Das ist der richtige Test, um zu sehen, wie die Reiter damit umgehen, wenn sie unter Druck reiten müssen. Es ist aber auch ein Prozess der über mehrere Monate, teilweise Jahre geht, bis ein Top-Paar die notwendige Erfahrung und das Vertrauen hat. Auch für den Reiter ist es wichtig, dass er weiß, dass ein Pferd mit ihm so einen Parcours gut springt. Dann kann er beim nächsten Mal beruhigter reiten und das macht schon was aus.

Wie schwer ist es mittlerweile die besten Reiter und Pferde zusammenzubringen?
Schwer, besonders schwer ist es aber die besten Pferde zu halten. Es werden teils horrende Summen gezahlt. Aber genau diese Top-Paare brauchen wir.

Ist ein EM-Jahr ein Aufbaujahr oder ist ein Championat ein Championat?
Wir haben uns bei der Weltmeisterschaft in Dänemark für die Olympischen Spiele in Paris qualifiziert und dadurch würde die Möglichkeit bestehen, die EM auch zum Aufbau zu nutzen. Bei den Europameisterschaften sollen die Besten an den Start gehen. Die Leistung muss stimmen.

Welches Ziel haben Sie für die EM?
Das Ziel ist ganz klar eine Team-Medaille. Sie steht über allem. Erst werden bei der EM die Team-Wettbewerbe entschieden. Das ist das bewährte System. Ich bin froh, dass das Team im Vordergrund steht. Wer da gut reitet, hat aber auch eine gute Ausgangsposition für die Einzelwertung.

Das Interview haben wir während des CHIO Aachen mit Bundestrainer Otto Becker geführt. Wir haben es erstmals in unserer August-Ausgabe 2023 veröffentlicht.