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Paris 2024

Knapp, knapper, Team-Gold für Deutschland!

So spannend, so knapp, so goldig! Deutschland hat Mannschaftsgold vor Dänemark und Großbritannien gewonnen. Mit 0,121 Prozent Vorsprung! Isabell Werth schreibt damit Geschichte und ist die erfolgreichste deutsche Olympionikin.

Gold für Team Deutschland gekrönt mit einem dicken Freudendrücker von Jessica von Bredow-Werndl, Frederic Wandres und Isabell Werth.

Paris/FRA – Deutschland gewinnt hauchdünn Gold vor dem Team aus Dänemark und der britischen Equipe. Mit einem holprigen Übergang vom versammelten Schritt in die erste Piaffe hat Jessica von Bredow-Werndl es mit TSF Dalera BB als Schlussreiterin der deutschen Mannschaft noch einmal mächtig spannend gemacht. Doch die 79,954 Prozent der Weltranglistenersten reichen knapp, um Gold feiern zu dürfen. Es ist die 15. olympische Goldmedaille für eine deutsche Dressur-Equipe und die achte olympische Goldmedaille für Isabell Werth. Sie ist damit neue Rekordhalterin! Kanutin Birgit Fischer hat bislang den Rekord gehalten.

Bundestrainerin Monica Theodorescu freut sich nach dem aufregenden Grand Prix Special über ihr Gold-Team, kann den Sieg aber auch noch nicht ganz fassen: „Es fühlt sich noch etwas unrealistisch an in diesem Moment, aber ich bin unheimlich stolz auf meine Reiterinnen und Freddy. Ganz, ganz toll! Ich hatte ein bisschen Schnappatmung während Jessis Prüfung. Aber sie hat es super zu Ende gebracht, hat die Nerven behalten. Jeder hatte so eine Kleinigkeit drin – Isabell hat einen Einerwechsel auf der Mittellinie nicht ganz durchgesprungen, Freddy einmal leicht umgesetzt in der Rechts-Pirouette. Gott sei Dank hat Bluetooth wieder die richtige Koordination gefunden. Ansonsten, alle drei sind ganz toll geritten. Ja es hat knapp, knapp, knapp, knapp gereicht. Hurra!”

Jessica von Bredow-Werndl und TSF Dalera BB machen es spannend

Als letzte Starterin der Prüfung hatte Jessica von Bredow-Werndl mit TSF Dalera BB es in der Hand: gewinnt Deutschland Gold oder nicht? Die Doppel-Olympiasiegerin von Tokio und ihre Tanzpartnerin „Queen” Dalera zelebrierten ihren Prüfungsauftakt mit einer sehr guten Trabtour. Beim Übergang vom Schritt in die Piaffe stockte die sonst so harmonische Kommunikation zwischen Pferd und Reiterin aber. Es dauerte einen kleinen Moment bis Jessica von Bredow-Werndl und die 17 Jahre alte Trakehnerstute wieder im Takt waren. Im weiteren Prüfungsverlauf leisteten die beiden sich keinen weiteren Fehler. Jessica von Bredow-Werndl strahlte nach den gut gelungenen Pirouetten. Sie wusste, dass sie Punkte gut gemacht hat. Auf der Schlusslinie tanzte Dalera noch einmal. 79,954 Prozent sichern knapp den deutschen Sieg!

Das war knapp: Jessica von Bredow-Werndl und TSF Dalera sichern als letztes Paar Gold für Deutschland.

Jessica von Bredow-Werndl hat ihren Ritt als emotional fordernd empfunden. Sie sagt: „Es war emotional ziemlich anstrengend. Das kann ich auf jeden Fall sagen, so spannend wollte ich es nicht. Dalera hat sich nichtsdestotrotz hammermäßig angefühlt, das muss ich einfach sagen. Die war on fire und trotzdem total konzentriert und da gab es einfach dieses riesengroße Missverständnis, das sehr teuer war, beim Übergang vom Schritt zur Piaffe. Das hat uns richtig weggehauen und dann ging es auf die Aufholjagd. Und ich bin sehr dankbar, dass uns das ziemlich gut gelungen ist.“

Im Vergleich zur Team-Medaille in Tokio sei das heute noch einmal ein neues Level gewesen: „Also, die Mannschaftsmedaille in Tokio war ein Kinderspiel dagegen. Ich hätte 70 Prozent reiten müssen, um noch Gold zu gewinnen. Da hatten Dorothee und Isabel so weit über 80 Prozent vorgelegt, dass ich sogar gelacht habe in der Prüfung, als ich die Einerwechsel kaputt hatte, weil sie äppeln musste. Also, das war gar kein Vergleich. Der Druck war so viel größer heute.“

Frederic Wandres lässt Bluetooth tanzen

Als erster deutscher Reiter ist Frederic Wandres mit Bluetooth OLD in das Reitstadion vor dem Schloss Versailles eingeritten. Der Bereiter vom Hof Kasselmann ließ seinen 14 Jahre alten Oldenburger tanzen. Bluetooth absolvierte die Prüfung mit Leichtigkeit, lediglich die Rechts-Galopppirouette glückte nicht ganz wie gewünscht. Die Wechsel gelangen aber spielerisch, die Übergänge wirkten harmonisch. Ein kleiner Stolperer bei der Rückführung nach dem letzten starken Trab ließ kurz den Atem stocken. Auf der Schlusslinie überzeugte Bluetooth, den Frederic Wandres von Reitmeisterin Ingrid Klimke übernommen hat, mit eine guten Piaffe-Passage-Tour. Die Schlussaufstellung? Vorbildlich. 75,942 Prozent im Endergebnis.

Frederic Wandres und Bluetooth OLD zeigen einen gelungenen Grand Prix Special.

Und das sagt Frederic Wandres zu seinem Ritt: „Ich bin überrascht, da ich beim Reinreiten gesehen habe, dass Daniel Bachmann auch 75,9 hatte und dann dachte ich, Moment mal, jetzt schon wieder 75,9 also das ist ja jetzt wirklich so knapp, also wirklich. Das ist so knapp und so ganz mini mini, wahrscheinlich ein halber Punkt ist es am Ende dahinter. Ich bin aber froh, dass ich jetzt am Ende, auch wenn wir jetzt gerade auf Rang drei rangieren, ist auch der Platz zum ersten weniger als ein Wimpernschlag, glaube ich. Ich bin happy und ich hoffe, dass die ganze Dressurnation zuhause noch mal ein Stoßgebet gen Himmel schickt. Hoffentlich können die beiden Damen im Team wie immer ihre Leistungen abrufen.”

Mit seiner eigenen Leistung ist der Team-Vize-Europameister von 2023 glücklich: „Ich bin erstmal happy, dass ich gezeigt habe, wofür ich bekannt bin: konstant meine Nummer zu liefern im Grand Prix und jetzt im Special. Natürlich hat niemand damit gerechnet hat, dass ich jetzt hier 80 Prozent reite, das kann man jetzt auch so sagen. Aber dafür reite ich auch nicht 70 und liefere eben konstant meine Nummer. Das ist, wenn es um eine Teamentscheidung geht, sehr wichtig. Es geht darum, dass die drei, die reiten, die sind, die egal zu welcher Uhrzeit, ob es 30 Grad hat oder hagelt, wirklich in der Lage sind, ihre Nummer abzuliefern. Und das habe ich, glaube ich, zwei Tage gut gezeigt und bin sehr happy.”

Isabell Werth und Wendy de Fontaine steigern sich weiter

Es ist bemerkenswert, wie souverän und leichtfüßig sich Wendy de Fontaine unter Isabell Werth im Grand Prix Special präsentiert. Der 55-jährige Reiterin gelang es die im Stall von Andreas Helgstrand ausgebildete Stute gelassen und zugleich ausdrucksstark zu zeigen. Die Übergänge gelangen insgesamt fließend, die Piaffen und Passagen kadenziert und wäre da nicht ein Wechselfehler zwischen den beiden Pirouetten auf der Mittellinie passiert, hätte das Paar sicherlich die 80 Prozent geknackt. Mit 79,894 Prozent schrammten sie hauchdünn daran vorbei und erzielten zugleich ihr persönliches Bestergebnis im Grand Prix Special. Im Februar haben die beiden ihr erstes gemeinsames Turnier gemeistert, nun die Olympischen Spiele. Und es können ganz besondere für Isabell Werth werden: Wenn es dem deutschen Team gelingt, heute die Team-Medaille zu gewinnen, ist Isabell Werth die erfolgreichste deutsche Olympionikin. Aktuell kann sie sieben Gold- und fünf Silbermedaillen vorweisen. Wenn sie ihre achte Goldmedaille in Paris gewinnt, löst sie Kanutin Birgit Fischer als Rekordhalterin ab.

Isabell Werth und Wendy de Fontaine zeigten bei den Olympischen Spielen ihren bisher besten Grand Prix Special.

Und das sagte Isabell Werth nach ihrem Ritt: „Wenn jetzt diese Mittellinie daran Schuld ist, dass uns ein halbes Prozent fehlt, dann bohr ich mich in den Boden. In Aachen bin ich ein bisschen zu groß rein und hier bin ich ein bisschen zu klein in die Wechsel gekommen. Und beim nächsten Mal wird es wohl klappen, aber das hilft jetzt nicht hier für Paris. Es ist natürlich immer noch mal ein bisschen die Feinabstimmung. Ich wollte einfach die Kontrolle behalten. Es lief super bis dahin. Ich glaube es ist eine Kleinigkeit. Wendy hat bis dahin ganz viel wettgemacht mit allem anderen. Überall sieht man die Weiterentwicklung und das weitere Zusammenfinden und dass das Pferd sich auch immer mehr präsentiert. Ich fand auch Piaff-Passage, die ganze Galopp-Tour, Pirouetten wirklich super. Die Kleinigkeit muss ich jetzt mal abschlucken.”

Die dänischen Ritte in Kürze

Imposant wirkt der Auftakt der Prüfung des 13 Jahre alten Vayron mit seinem dänischen Reiter Daniel Bachmann Andersen. Der Vitalis-Sohn aus westfälischer Zucht überzeut die Richter zu Beginn der Prüfung in der Trabtour, mehr als 80 Prozent stehen zwischenzeitlich auf der Anzeigetafel. Doch das Ergebnis können die beiden nicht halten. Sie lassen unter anderem im Schritt und den Galopppirouetten Punkte. 75,973 Prozent.

Abgeliefert haben Nanna Skodborg Merrald und ihr Fuchs Blue Hors Zepter. Der 16 Jahre alte Oldenburger von Blue Hors Zack überzeugte im Laufe der Prüfung zunehmend. Die verdiente Führung nach 19 Paaren mit 78,48 Prozent.

Immer wieder lächelt Cathrine Laudrup-Dufour während ihres Grand Prix Special mit Freestyle. Die Hannoveraner Stute zaubert der dänischen Reiterin mit fließenden Übergängen, ausdrucksstarken Passagen und Piaffen ein Strahlen ins Gesicht. Die Stute wirkt zufrieden, gelassen und fokussiert. Trotz Wechselfehler tanzen die zwei zu 81,216 Prozent. Silber haben die Dänen damit sicher.

Die Ergebnisse des britischen Teams

Becky Moody und ihr zehnjähriger KWPN-Wallach Jagerbomb gelingt ein sehr guter Auftakt für das britische Team. Für den Dante Weltino-Sohn und seine Reiterin ist es das erste Championat und das meistern sie. 76,489 Prozent geben die Richter ihr. Pure Freude in ihrem Gesicht und ein Pferd, das entspannt aus dem Viereck tritt.

Becky Moody ist für Charlotte Dujardin ins britische Team nachgerückt, nachdem diese aufgrund eines tierschutzrelevanten Videos vom britischen Team suspendiert worden war. Dujardins langjähriger Trainer und Entdecker Carl Hester ritt als nächster für Großbritannien ins olympische Viereck. Mit dem 14 Jahre alten KWPN-Wallach Fame ritt er zu 76,52 Prozent. Der Bordeaux-Sohn ist bekannt dafür, in einer recht hohen und eher engen Kopf-Hals-Haltung die Prüfung zu absolvieren. So auch heute.

Charlotte Fry spielt die Stärken ihres Hengstes Glamourdale im Galopp aus. Die Galoppade des Rappen ist fraglos von herausragender Qualität und entsprechend benoteten die Richter auch die Galopptour mit Höchstnoten. In den Piaffen ließ das Paar allerdings Punkte liegen. Hier fällt es dem Rappen noch schwer in Selbsthaltung und mit genügend Tragkraft die Lektion zu zeigen. Das Ergebnis des Paares: 79,483 Prozent. Und damit Bronze!

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