Dressur-Kür
CHIO Aachen: „Sie lässt ihr Herz für mich im Viereck“
Aachen – „Sie lässt ihr Herz für mich im Viereck. Ich mache mir selbst so viel Druck und sie macht einfach alles möglich“, sagte eine sichtlich gerührte Jessica von Bredow-Werndl nach ihrer Kür und ihrem ersten Kür-Sieg in Aachen. „Wenn ich ganz bei ihr bin, macht sie keine Fehler“, lobte Jessica von Bredow-Werndl ihre Trakehnerstute. Ihre Vorbereitung: zehn Minuten Schritt, eine gute Viertelstunde locker traben und dann die kurze Abfrage einiger Lektionen. Die Menschen drängten sich dicht, um Jessica von Bredow-Werndl und TSF Dalera dabei zu beobachten. Die beiden haben Kult-Status, keine Frage.
Im Stadion tanzten die beiden dann ihre Kür zu den Klängen von Édith Piaf. „Der Chanson ‚Non, je ne regrette rien‘ hat mich immer emotional sehr berührt und ich habe lange davon geträumt dazu eine Kür zu reiten. In der Babypause habe ich dieses Vorhaben dann umgesetzt“, erklärte Jessica von Bredow-Werndl. 32 Mal vergaben die Richter für sie die Wertnote 10,0! Passagen, starker Schritt, versammelter Schritt, Pirouetten – im Prinzip alle Lektionen – gelangen auf den Punkt, nur bei der ersten Grußaufstellung schien Dalera ihren Auftritt nicht erwarten zu können und hob ein Bein. Dennoch: „Für mich war es die beste Kür, die Jessica je geritten ist“, lobte Bundestrainerin Monica Theodorescu die 37-jährige Reiterin aus Aubenhausen. „Die Piaffe, Passage und diese Piroutten“, geriet Monica Theodorscu ins Schwärmen. Die Richter sahen es genauso und vergaben 90,82 Prozent für die Vorstellung der amtierenden Doppel-Olympiasiegerinnen. Es ist ihr erster Kür-Sieg in Aachen. „Es ist ein Kindheitstraum wahr geworden auf dem Podium zu stehen“, sagte Jessica von Bredow-Werndl. Daran hat auch ein starkes Team hinter ihr seinen Verdienst. „Ich bin gesegnet, dass meine Familie, unser Team und Beatrice Bürchler-Keller als Besitzerin mich so unterstützen.“
Blue Hors Zepter überrascht auch seine Reiterin
Auf den zweiten Platz ritt die Dänin Nanna Skodborg Merrald mit Blue Hors Zepter. Die Bereiterin vom Gestüt Blue Hors setzte ihren 15 Jahre alten Oldenburger Wallach gekonnt in Szene und erreichte in der Aachener Kür eine neue persönliche Bestleistung mit ihm. Ihr Ergebnis: 88,73 Prozent. „Ich hätte nie erwartet, hier auf dem Podium zu stehen. Ich habe gehofft, dass wir unsere Entwicklung zeigen können. Der zweite Platz zeigt einfach wie besonders er ist. Er gibt immer sein Bestes. Er lässt mich nie im Stich und ist immer bei mir“, lobte sie den Oldenburger von Blue Hors-Zack. Und sie sieht noch Luft nach oben: „Ich habe hier einige neue Knöpfe gefunden, die ich drücken kann. Es ist eine wahre Freude mit ihm.“
Imhotep: Ein Weidepferd mit Valegros Kür
Bekannte Klänge ertönten als die Britin Charlotte Dujardin einritt. Noch hat ihr zehn Jahre alter Imhotep keine eigene Kür, sondern darf zu der Musik tanzen, mit der Charlotte Dujardin einst mit Valegro Olympiasiegerin wurde. „Imhotep ist hier in Aachen erst die dritte Kür seines Lebens gegangen und ist wirklich noch unerfahren auf diesem Niveau. Die Aufgaben, die ich ihm gerade gestellt habe, kennt er in dieser Reihenfolge noch nicht und dafür erfüllt er sie so, so gut. Wir entwickeln uns stetig weiter“, sagte die 37 Jahre alte Reiterin über ihren Everdale-Sohn aus niederländischer Zucht. Übrigens steht dieser Tag und Nacht draußen: „Er braucht diese Bewegung. Als er jünger war, war er wirklich frech und hat jeden abgeworfen. Das ist heute nicht mehr so. Aber, wenn er nicht draußen ist, merkt man ihm an, dass er zu viel Energie hat.“ Mit dem KWPN-Wallach schaut auch sie Richtung Europameisterschaften. „Dann wird er auch seine eigene Musik haben und ich freue mich sehr, diese präsentieren zu können“, schaut Charlotte Dujardin auf die EM in Riesenbeck.
Quantaz und Bluetooth entwickeln sich stetig weiter
Platz fünf wurde es für Isabell Werth und ihren DSP Quantaz. Der 13 Jahre alte Hengst absolvierte die schwere und sogleich so stimmungsvolle Kür sehr gut, erschrak sich am Ende der Einerwechsel aber einmal, was Prozentpunkte kostete. Bonnie Tyler begleitete sie durchs Viereck. „Er war wirklich fantastisch heute. Es war eine sehr, sehr zufriedenstellende Woche. Quantaz hat sich gefunden und ich möchte noch ein paar Kleinigkeiten abstellen bis zur EM in Riesenbeck. Er war in Aachen sehr schön zu reiten und entspannter als früher auf dem Turnier“, blickt Isabell Werth auf DSP Quantaz Entwicklung. In den vergangenen Monaten hat sie ihn vermehrt über den Rücken gearbeitet, um die Rückentätigkeit noch einmal zu verbessern. 84,84 Prozent waren ihr Resultat.
Für Frederic Wandres und Bluetooth OLD endete die Kür auf Rang sechs. Wandres war sehr glücklich mit seiner Woche: „Ich bin zum dritten Mal in Folge der erfolgreichste Reiter des Turniers. Das macht mich sehr stolz. Außerdem bin ich mit der Entwicklung von Bluetooth überaus glücklich. Wir haben nun eine sehr feine Verbindung. Daran habe ich mit Monica Theodorescu noch einmal gearbeitet und wir haben uns wirklich weiterentwickelt“, erklärte der Bereiter vom Hof Kasselmann. Mit 84,48 Prozent beendeten die beiden ihre erste Fünf-Sterne-Kür in Aachen.
Im Verlauf des Tages wird die Longlist für die Europameisterschaften in Riesenbeck im September bekannt gegeben.