Züchter Wim Impens über King Edward
Kessel/NED – Stellen Sie sich vor: Über Jahre züchten Sie mit Ihrer Familie vielseitige Pferde, angetrieben von Ihrer Leidenschaft für den Vielseitigkeitssport. Ihr Traum ist es, dass eines Ihrer Pferde eines Tages alle Erwartungen übertrifft. 2010 wird ein kleiner, vielversprechender Hengst geboren. Nach 18 Monaten entscheiden Sie sich, ihn zu verkaufen. Elf Jahre später gewinnt genau dieses Pferd Gold bei den Olympischen Spielen. Das ist die Geschichte von Wim Impens, einem belgischen Amateurzüchter.
Züchten heißt träumen – und King Edward (Belgisches Warmblut | BWP) ließ diesen Traum für Wim wahr werden. Letztes Jahr wurde Wim beim jährlichen „Equigala“ der belgischen Pferdebranche mit dem Belgian Breeders Bonus ausgezeichnet. Damit wurden King Edwards Erfolge als gewinnreichstes Pferd des Jahres gewürdigt. Nun wurde Wim Impens erneut geehrt und sah seinen King Edward wieder. Und zwar in den Cyor Stables, der Heimat von Henrik von Eckermann. Dort wurde er mit King Edward wiedervereint und traf den Mann, der seinen „König“ in eine lebende Legende verwandelte.
Henrik von Eckermann und Wim Impens: zwei Pferdemänner
„Ich bin sehr glücklich, hier zu sein“, sagt Wim sichtlich bewegt. „Ich habe Henrik schon einmal bei einem Turnier getroffen, wo er sich Zeit für ein freundliches Gespräch genommen hat. Aber jetzt hier zu sein, herumzulaufen und King Edward wieder aus nächster Nähe zu sehen – das berührt mich wirklich.“
Kurz darauf begrüßt Henrik Wim, und Janika Sprunger – Henriks Frau und King Edwards erste 5*-Reiterin – schaut kurz vorbei, um Hallo zu sagen. Henrik und Wim tauchen direkt in detaillierte Gespräche über King Edwards Charakter, Körperbau, Gewohnheiten, Stärken und natürlich seine Abstammung ein.
King Edward: Kleines Pferd, großes Herz
King Edward mag klein sein, aber seine Leistungen sind alles andere als das. Henrik vergleicht ihn liebevoll mit einem Dackel: „Er hat kurze Beine, aber ein unglaublich großes Herz. Da er sehr breit gebaut ist, einen raumgreifenden Galopp und enorme Sprungkraft hat, fühlt es sich an, als würde man ein riesiges Pferd reiten.“
Wim ergänzt: „Sein ‘Go’, dieser unermüdliche Wille, Hindernisse zu überwinden, ist phänomenal. Er ist klein, aber hat einen starken Charakter – eine Eigenschaft, die viele Pferde seiner Linie teilen.“ Henrik nickt: „Er ist aber auch unglaublich sanft und lieb. Diese Balance zwischen Vorsicht und Furchtlosigkeit findet man fast nie. Er will immer auf die andere Seite, egal was vor ihm steht.“
Unvergessliche Weltmeisterschaften in Herning
Beide Männer sind sich einig, dass die Weltmeisterschaften in Herning der Höhepunkt von King Edwards Karriere waren. Henrik erklärt: „Bei einem solchen Event muss man an so vielen Tagen auf höchstem Niveau performen, und er hat alles fehlerfrei gemeistert – keine einzige Stange fiel. Das ist einfach unglaublich. Aber ehrlich gesagt, ist jeder Tag mit ihm ein Highlight. Er hat eine so coole Persönlichkeit, auch im Stall. Wir versuchen, ihn so gut wie möglich zu verwöhnen und genießen jede Minute mit ihm.“
Wim fügt hinzu: „Herning wird für mich unvergesslich bleiben. Mein Vater hat diesen Moment noch miterlebt, nur eine Woche bevor er verstorben ist. Das macht es für mich noch spezieller.“
Kind Edward: Ein Pferd und mehr
King Edward ist nicht nur eine Legende im Sport, sondern auch ein nationales Symbol in Schweden. Wim erzählt: „Manchmal kommen schwedische Fans von King Edward zu Besuch. Er ist sogar auf einer Briefmarke!“ Henrik ergänzt: „Er hat auch einen fantastischen Namen, der die Leute fasziniert und perfekt zu ihm passt. In Schweden ist der Name ‘King Edward’ übrigens auch eine Kartoffelsorte,“ sagt Henrik grinsend. „Aber für uns ist ‘King Edward’ nur eines – ein Pferd.“
Zucht und Ausbildung bestimmen den Erfolg
Letztes Jahr führte Wim die Rangliste des Belgian Breeders Bonus an, dieses Jahr belegte er den dritten Platz. Trotz der Auszeichnungen bleibt er bescheiden: „Die Leute denken jetzt, ich sei ein brillanter Züchter, aber weniger als 1 Prozent der Pferde werden wirklich außergewöhnlich. Es ist immer ein Glücksspiel.“
Henrik lacht: „Deshalb züchte ich nicht – ich habe nicht die Geduld für diese Quoten. Aber ohne Spitzenzüchter wie Wim würde unser Sport nicht existieren. Es ist auch entscheidend, dass junge Pferde richtig ausgebildet werden – nicht zu schnell oder zu hart, sondern mit der nötigen Zeit und Sorgfalt. Sonst haben selbst die besten Pferde keine Chance.“ Und er merkt an, dass die Zucht sich verändert habe: „Früher lag der Fokus allein auf Hengsten, aber heute spielen Spitzenstuten mit nachgewiesenen Leistungen eine entscheidende Rolle. Belgien war hier Vorreiter.“