Im Interview: Prof. Martin Richenhagen
„Die FN ist meine Meisterarbeit“
Herr Richenhagen, wie geht es Ihnen?
Gut.
Jetzt noch besser? Der Beirat Sport der Deutschen Reiterlichen Vereinigung (FN) hat Sie für das Amt des Präsidenten nominiert. Sie haben sich mit 110 Stimmen durchgesetzt, Ihr Gegenkandidat Hans-Jürgen Meyer erhielt 93 Stimmen.
Ich bin davon ausgegangen, dass es nicht klappt. Ich war auch nicht scharf auf irgendein Pöstchen. Von daher war es für mich positiv, dass es geklappt hat. Aber ich habe die Wahl nicht wirklich an mich rankommen lassen.
Was ist dann Ihre Motivation, das Amt des FN-Präsidenten anzunehmen?
Das ist die Sorge um die FN. Ich habe mein ganzes Leben lang mit dem Reitsport zu tun gehabt und habe mich über Jahrzehnte bei der FN – und im Übrigen auch in anderen Verbänden – engagiert. Mir hat diese Entwicklung der vergangenen Jahre in der Seele leidgetan. Da war ich der Meinung, man muss Hilfe anbieten.
Haben Sie auch vorher schon angeboten zu helfen?
Ja, das habe ich, aber da gab es kein Bedürfnis danach. Ich wollte mich auch nicht aufdrängen.
Was sind Ihre kurzfristigen und langfristigen Ziele für die FN?
Ganz kurzfristig muss man natürlich sehen, dass die FN finanziell in Ordnung kommt und wir keinen Verlust mehr machen. Ich bin optimistisch, dass das möglich ist, obwohl ich den Eindruck habe, dass möglicherweise noch weitere Sachen hochkommen könnten. Mit den langfristigen Ziele wollen wir uns noch sorgfältig beschäftigen.
Sie sprechen von sich und Ihrem Kernteam, das Ihnen beratend zur Seite stehen soll. Dazu gehören Claus-Peter Gutt, langjähriger Vorstand der Victoria Versicherung und ehemaliger 1. Vorsitzender des Deutschen Akademischen Reiterverbands, Peter Jennissen, ehemaliger Geschäftsführer der Heitkamp- Thumann Gruppe und des Landesverbands Rheinland, Felix Stellmazek, Partner Boston Consulting Group, und Ulrich Stockheim, Inhaber US Media.
Wir werden uns hinsetzen und die langfristigen Ziele definieren. Für die Finanzsituation ist wichtig, dass man einen Blick in die Zukunft hat und guckt, wie die Situation in fünf Jahren aussieht. Wir wissen alle, dass die Zeichen nicht so positiv sind. Die Zahl der Züchter geht zurück, die Zahl der Turniere geht zurück. Aber genau davon lebt die FN. Wenn man die Aussichten kennt, weiß man, was auf einen zukommt und welche Finanzmittel einem zur Verfügung stehen werden. Da muss man eine Art Nullbasisbudgetierung machen und überlegen, wie man eine vernünftige Strategie entwickeln kann.