Fall Eric Lamaze: Krebs im Endstadium war vorgetäuscht
Ontario/CAN – Es war eine schockierende Nachricht als der kanadische Springreiter und Olympiasieger von 2008, Eric Lamaze, im Jahr 2017 bekannt gab, dass er an einem Gehirntumor erkrankt sei. Nun werfen gefälschte Krebsbehandlungsdokumente Zweifel an Lamaze‘ Gesundheitszustand auf. Das berichtete das kanadische Pferdesportmagazin Horse Sport vergangene Woche. Der Richter der Ontario Superior Court of Justice sehe das Motiv darin, dass der Reiter einen bereits 13 Jahre andauernden Rechtsstreit um einen Pferdeverkauf verzögere. Der Richter entschied, dass der Prozess fortgesetzt werde, weil die Beweise seiner Krebsbehandlung, die Lamaze verwendet hatte, um den Prozess zu vertagen, „weder glaubwürdig noch zuverlässig“ erscheinen.
Der Rechtsstreit
2010 reichte Iron Horse Farm von Karina Aziz eine Klage in Höhe von 500.000 US-Dollar gegen Eric Lamaze ein, der Grund: drei Pferde, die Lamaze an Iron Horse verkauft hatte, seien nicht von der Qualität gewesen, wie sie von Lamaze dargestellt wurden. Im Verlauf des Rechtsstreits kam es immer wieder zu Verzögerungen aufgrund des Gesundheitszustands des Reiters. So reichte Lamazes langjähriger Verteidiger, Tim Danson, im Juli eine eidesstattliche Erklärung eines Anwalts seiner Kanzlei ein, in der behauptet wurde, dass Lamazes Krebs auf seinen Kehlkopf übergegangen sei. Obwohl keine medizinischen Berichte eingereicht wurden, wurden Fotos zur Verfügung gestellt, die Lamazes entstelltes Gesicht nach der Gehirnoperation zeigten. Jerome Morse, der Anwalt von Iron Horse, akzeptierte die eidesstattliche Erklärung nicht, da Lamaze bereits im Frühjahr 2019 ähnliche Behauptungen aufgestellt hätte, aber später erfolgreich am Winter Equestrian Festival teilnahm.
Diesen Sommer beauftragten Iron Horse einen Privatdetektiv, um die Echtheit mehrerer Briefe zu überprüfen, die angeblich von Ärzten des Chirec Cancer Institute in Brüssel unterzeichnet worden waren und die Lamazes Anwalt im Zusammenhang mit seiner Krebsbehandlung eingereicht hatte. Der Ermittler sprach mit den Ärzten, deren Unterschriften auf den Dokumenten standen, sowie anderen Krankenhausmitarbeitern und stellte fest, dass die Dokumente gefälscht waren.
Nachdem die Fälschungen entdeckt wurden, zog sich Lamazes langjähriger Freund und Anwalt Timothy Danson, aus dem Fall zurück. Vor Gericht sagte Danson: „Eric ist sehr krank, aber vielleicht nicht an Krebs.“
Ein Richter des Gerichts in Ontario äußerte sich wie folgt: „Herr Lamaze hat versucht, das Gericht zu betrügen, indem er drei gefälschte Briefe einreichte, die fälschlicherweise vorgeben, medizinische Berichte über den schlechten Gesundheitszustand von Herrn Lamaze zu sein. Als ob dieser Betrug nicht schon ungeheuerlich genug wäre, hat Herr Lamaze auch noch Krebs im Endstadium vorgetäuscht, was eine Beleidigung für alle ist, die an dieser gefürchteten Krankheit leiden.“
Lamaze wurde angewiesen, 32.400 US-Dollar zu zahlen, um die Kosten von Iron Horse für den Antrag auf Vertagung im Juli zu decken. Der Rechtsstreit mit Iron Horse scheint nicht der einzige zu sein, es soll noch drei weitere Fälle geben. Darunter der Fall um Nikka vd Bisschop. Lorna Guthrie und Jeffrey Brandmaier, ehemalige Besitzer des WM-Pferdes, beschuldigen Lamaze des Betrugs, des Vertragsbruchs und der Verletzung des Florida-Gesetzes. Sie behaupten, er schulde ihnen mehr als 1,4 Millionen US-Dollar im Zusammenhang mit dem falsch dargestellten Kauf von Nikka und einem anderen Pferd sowie dem anschließenden Verkauf von Nikka an Mark und Tara Rein.
Sperre wegen Drogen
Es ist nicht das erste Mal, dass Eric Lamaze für Schlagzeilen sorgt. Kurz vor den Olympischen Spielen 1996 in Atlanta wurde Lamaze positiv auf Kokain getestet, 2000 wurde in seiner Dopingprobe das Aufputschmittel Ephedrin festgestellt, danach erneut eine positive Kokain-Probe. Eine darauffolgende lebenslange Sperre wurde wieder aufgehoben und Lamaze konnte so 2008 in Peking starten und wurde dort Olympiasieger.