Herpesausbruch: Weltreiterverband sagt Turniere bis Ende März ab
Lausanne/SUI – Nach den Schreckensmeldungen, die uns aus Valencia erreicht haben, zieht der Weltreiterverband (FEI) nun die Reißleine: bis zum 28. März wurden alle Turniere abgesagt. In Valencia sind in den vergangenen Tagen vier Pferde gestorben, 84 Pferde zeigen klinische Symptome und werden behandelt, elf weitere Pferde werden in externen Kliniken behandelt. Laut FEI, gebe es weitere Ausbrüche in mindestens drei weiteren europäischen Ländern, bestätigt wurden sie in Deutschland, Frankreich und Belgien. Ihren Ursprung haben die EHV-1-Ausbrüche in Valencia.
Von den Absagen betroffen sind nun sämtliche internationalen Pferdesport-Veranstaltungen in Frankreich, Spanien, Portugal, Belgien, Italien, Österreich, Polen, den Niederlanden, Deutschland und der Slowakei. Die Touren in Spanien, Italien und Belgien dürfen zunächst noch weiterlaufen – die FEI wolle so verhindern, dass nun alle Pferde auf einmal die Turnierplätze verlassen. Es handelt sich um die Touren in Vejer de la Frontera (ESP), Vilamoura (POR), San Giovanni (ITA) und Gorla Minore (ITA). Vorausgesetzt, es treten keine Herpes-Fälle auf. Außerdem dürfen keine neuen Pferde anreisen und nur die von den FEI-Tierärzten vor Ort für gesund attestierten Pferde dürfen abreisen.
Ein Pferd ohne offizielle Gesundheitsbescheinigung zu transportieren sei illegal, allerdings ist genau das in Valencia bereits geschehen. FEI-Generalsekretärin Sabrina Ibanez: „Wir sind uns im Klaren darüber, dass eine große Anzahl Pferde das Turniergelände in Valencia ohne ärztliches Attest verlassen hat. Das bedeutet, ihr Gesundheitszustand war unklar. Einige Pferde waren bereits krank und das Ansteckungsrisiko durch diese Pferde bereitet uns große Sorgen.“
Auch nationale Turniere sollen canceln
Gestoppt und abgesagt wurden unter anderem die Mediterranean Equestrian Tour in Oliva Nova (ESP), das Turnier im belgischen Opglabbeek, die Dutch Masters in ’s-Hertogenbosch. „Es war keine leichte Entscheidung, Turniere in Europa abzusagen, insbesondere nachdem der Turnierkalender ja schon durch die Corona-Pandemie völlig durcheinandergeraten ist“, sagt Sabrina Ibanez. „Aber dieser EHV-1 Ausbruch ist wahrscheinlich der schlimmste seit vielen Jahrzehnten in Europa und wir haben diese Entscheidung auf der Basis eindeutig definierter epidemiologischer Risikofaktoren getroffen.“ Sie rate den Mitgliedsverbänden dringend dazu, auch ihre nationalen Turniere abzusagen.
Für einige internationale Top-Reiter geht es derzeit auch noch um ihre Mindestleistung für die Olympischen Spiele in Tokyo – laut FEI-Schreiben wolle man dafür Lösungen finden.
Intensivstation Valencia
Indes sind in Valencia 21 Tierärzte vor Ort und versuchen der Lage Herr zu werden und die medizinische Versorgung zu verbessern. Die FEI hat zusätzliche Stallungen bestellt, um gesunde oder genesene Pferde von kranken Tieren vor Ort zu trennen. Insgesamt wurden 44 provisorische Stallboxen aus Südfrankreich herangeschafft, 22 Boxen wurden an das Pferdekrankenhaus von Valencia geliefert. Der französische Verband hat mit der FEI die Anschaffung aufblasbarer Stützmatten organisiert, um den liegenden Pferden das Aufstehen zu erleichtern, die Schweiz schickte Rettungsnetze und Notschlingen, Frankreich und Deutschland stellte Tierärzte zur Verfügung.