Waffelduft liegt in der Luft. Süß zieht er von seiner Backstation an der Reithalle durch den hohen Backstein-Torbogen in den Hof des Reitstalls Schulze Rieping. Westfälische Idylle, die Heimat des Reitervereins Vorhelm Schäringer Feld. Am Stalltrakt kreisen Kinder wie ein bunter Bienenschwarm um Ausbilderin Stephanie Schulze Rieping. Organisiertes Chaos. Heute wird hier jeder noch eine Rolle spielen. Die ersten machen sich auf und nehmen uns mit auf einen Streifzug durch den Vereinsalltag.

Moni wartet schon. Die Haflingerstute steht seelenruhig am Putzplatz und genießt ganz offensichtlich die ausgiebige Putzeinheit, die jetzt von allen Seiten auf sie einbricht. Sie ist die Dienstälteste im Verein. Ihre 26 Jahre sieht man ihr nicht an. „Moni ist unser Pferd für die ersten Schritte“, sagt Steffi Schulze Rieping lachend. Ein Mädchen hievt den gerade fünf Jahre alten Johann nach oben, damit der Junge Monis Rücken bürsten kann. „So ist das bei uns, da helfen die Großen den Kleinen“, sagt Schulze Rieping. Ein Prinzip, das hier alle scheinbar selbstverständlich mitleben.

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Mitten auf dem Hof stellt Lotta gerade ihr eigenes Pony Lena an der Hand vor, danach ist Carolin mit Schulpony Casino dran. „Wir machen bei uns keinen Unterschied, ob jemand ein Privat- oder Schulpferd hat“, sagt Schulze Rieping, während die elf Jahre alte Patricia gerade Moni gesattelt und getrenst zu uns führt. Sie sitzt auf und Cornelia Kroll, eine gute Freundin der Familie Schulze Rieping, pinnt dem Mädchen runde Stoffkreise an Schulter, Hüfte und Absatz. Durch den Trensenring zieht sie ein gelbes Band, weiter durch Patricias Hand und befestigt es locker am Ellenbogen. Die wichtigsten Linien des Reitersitzes möchte die ehemalige Lehrerin den Kindern auf diese Weise verständlich machen. Schnöden Theorieunterricht sucht man hier vergeblich – hier wird am lebenden Objekt gelernt, macht ja auch mehr Spaß.

Der Sitz muss sitzen

Man könnte fast sagen, der korrekte Reitersitz ist das Herzstück dieses Reitvereins. Den lernen sie hier alle. Auf spielerische Art und Weise. Wie Vincent, der Zwillingsbruder von Johann. Er sitzt im Sattel von Pony Bonny und dreht in der Reithalle an der Longe von Esther Schenkel seine Runden im Schritt. Es ist seine vierte Reitstunde auf Bonny und heute darf er sogar einmal galoppieren. Doch vorher soll er noch „Äpfel vom Baum“ pflücken und laut mitzählen. 21 Stück landen in seinem Korb. Danach soll er mit einer Hand über seinen Bauch kreisen und mit der anderen Hand auf seinen Helm klopfen. Koordination ist gefragt, kein Problem für Vincent. Sein Bruder Johann, der sonst oft Angst hatte, möchte es ihm nun nachmachen. Reitfreude steckt an.

Auf dem weitläufigen Reitplatz, den die fleißigen Helfer des Vereins für diesen Tag in Springplatz und Dressurviereck unterteilt haben, hat sich eine Gruppe aus acht Reitern und Pferden versammelt. In der Abteilung reiten sie Slalom an der langen Seite, durch eine Stangengasse entlang der Mittellinie, über Trabstangen. Die nächste Koordinationsaufgabe: „Jetzt legt an der langen Seite die linke Hand auf den linken Oberschenkel“, ruft Steffi Schulze Rieping.

Beim PM Schulpferdecup ist der Reitverein Vorhelm Schäringer Feld seit Jahren ein Favorit auf den Sieg. Diese Turnierserie ist jedes Jahr ein Ansporn für die Reiter hier. Esther Schenkel war Teil der ersten Mannschaft in den 90er Jahren. Heute ist sie im Vorstand des Vereins. Auch das ist typisch hier: das starke Band zwischen Reitschülern und Reitverein. „Über die Jahre sind viele Freundschaften entstanden, über Generationen“, sagt Steffi Schulze Rieping.

Es war ihr Vater Rolf Schulze Rieping, der zu Lebzeiten dem Verein etwas Besonderes einhauchte, als Ausbilder, als gute Seele. So führt es seine Tochter weiter, die sagt: „Man kann es im Team machen, aber nicht allein.“

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