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Martin Richenhagen ist der neue FN-Präsident

In der Reithalle des Deutschen Olympiade Komitees für Reiterei fiel soeben die Entscheidung: Prof. Martin Richenhagen wurde mit deutlicher Mehrheit zum FN-Präsidenten gewählt. Er erhielt 177 der 188 möglichen Stimmen. Peter Krause ist der neue FN-Finanzkurator.​

Martin Richenhagen ist mit überwältigender Mehrheit zum neuen FN-Präsidenten gewählt worden.

Warendorf – Zur außerordentlichen Mitgliederversammlung hatte die Deutsche Reiterliche Vereinigung (FN) heute nach Warendorf geladen. Es ging um die Neuwahl des FN-Präsidenten und des FN-Finanzkurators und es gab keine Überraschungen: Prof. Martin Richenhagen ist der neue Präsident der FN, Peter Krause wurde einstimmig zum neuen FN-Finanzkurator gewählt. 96 Prozent der Stimmberechtigten stimmten für Richenhagen. Ein Ergebnis, das auch den neu gewählten FN-Präsidenten in seiner Deutlichkeit überraschte. „Es gab zuvor durchaus Kontroversen und kritische Anmerkungen", sagte der 72-Jährige.

Während Martin Richenhagen in einer geheimen Wahl ins Amt gehoben wurde, war die Wahl des Finanzkurators öffentlich. Die beiden folgen auf Hans-Joachim Erbel, ehemaliger Präsident, und Gerhard Ziegler, die im Juli dieses Jahres zurückgetreten waren. Die vergangenen Monate waren aufreibend in Warendorf: Finanzlöcher taten sich auf, öffentliche Schuldzuweisungen folgten und Versäumnisse wurden sichtbar. Das Vertrauen in den Dachverband hat in diesem Jahr gelitten. Der neue Präsident soll den Umschwung einleiten und das will er: „Mein Job ist es nicht, die Vergangenheit aufzuarbeiten, sondern die Zukunft zu gestalten”, betonte Martin Richenhagen.

Die Wahl in Warendorf

Es war die Aufgabe des Beirats Sport einen Kandidaten für das Amt des Präsidenten vorzuschlagen. Stimmberechtigt bei der Wahl waren aber die Delegierten des Beirats Sport, Zucht und der Persönlichen Mitglieder. Rund 100 Personen waren vor Ort, auf die sich die 188 Stimmen vor Ort verteilt haben. 177 der Stimmen entfielen auf Martin Richenhagen, bei zwei Enthaltungen und acht Nein-Stimmen. Eine Zweidrittelmehrheit war notwendig, um in das Amt des Präsidenten gewählt zu werden. „Ich nehme die Wahl an und werde mir Mühe geben“, lautete Richenhagens spontanes Versprechen.

Im Mai 2025 stehen abermals Präsidiumswahlen an. Was bedeutet das? „In einem halben Jahr kann man nichts ausrichten. Die normalen Wahlzyklen geben vor, dass im Mai die nächste Wahl ist. Ich werde auf jeden Fall im Mai wieder antreten. Ich möchte den Reitsport frisch positionieren.”

Zur Person: Martin Richenhagen wurde in Köln geboren, ist 72 Jahre alt und war lange Jahre CEO des US-amerikanischen Agrarunternehmens AGCO, dem drittgrößten Landmaschinenhersteller der Welt. Teil des AGCO Konzerns ist auch die Marke Fendt. Fendt war von 2010 bis Ende 2023 Hauptsponsor der FN. Nach der Bereiterprüfung ritt er erfolgreich Dressurprüfungen bis zur Klasse S, wechselte dann die Seiten bis zum Fünf-Sterne-Dressurrichter. Er war außerdem von 2004 bis 2010 Vorsitzender des Deutschen Akademischen Reiterverbandes (DAR). 2008 übernahm Martin Richenhagen die Funktion des Equipechefs der deutschen Dressurreiter beim CHIO in Aachen und bei den Olympischen Reiterspielen in Hongkong.

Richenhagens Statement vor der Präsidentenwahl

Noch vor seiner Wahl sagte Martin Richenhagen in einem Statement zu den Delegierten: „Ich trete heute zur Wahl an. Ich bin der Meinung, dass wir in die FN positiven Schwung bringen können. Die Mitgliederzahlen sind stabil, aber wir haben ein großes Potential an nichtorganisierten Reitern. Unsere Aufgabe ist es, Dienstleistungen zu finden, die für sie attraktiv sind. Wir haben eine wichtige gesellschaftliche Aufgabe. Die Mitglieder der Deutschen Reiterlichen Vereinigung tun sehr viel dafür, dass ihre Pferde glücklich leben. Ich freue mich auf eine positive Neuausrichtung der FN. Wir sind in die Schlagzeilen geraten und ich bin sehr optimistisch, dass es der FN schon heute besser geht, als es die Gerüchteküche vermuten lässt.“

Richenhagen will Taten sprechen lassen

Nach seiner Wahl sagte Martin Richenhagen: „Es müssen Taten folgen." Eine Betriebsversammlung sei bereits für den folgenden Tag geplant. Am Tag der Wahl stand noch ein Gespräch mit Soenke Lauterbach und der Geschäftsführung der FN auf dem Plan. „Die Arbeit beginnt sofort, die Ergebnisse werden ein wenig dauern", verkündete Martin Richenhagen in einem ersten Statement. Ein ganz genauer Blick auf die Zahlen gehört zu seinen ersten Vorhaben, um darauf basierend intelligente Lösungen zu finden, wie die Deutsche Reiterliche Vereinigung künftig finanziell sicher aufgestellt sein kann.

Ich bin mir sicher, dass wir die FN auf Schiene bringen können", sagte Martin Richenhagen. Personalabbau schließt er zum jetzigen Zeitpunkt aus. Vielmehr geht er davon aus, dass die FN viele gute und motivierte Mitarbeiter hat, mit denen er alsbald sprechen möchte. Die bisherige Zusammenarbeit mit dem scheidenden Generalsekretär Soenke Lauterbach beschreibt Martin Richenhagen als transparent, ehrlich und zuverlässig. Wie lange die gemeinsame Zukunft bei der FN andauere, werde sich zeigen. Er sagte nach seiner Wahl: „Wenn ich Soenke Lauterbach wäre, hätte ich mich bereits um meine berufliche Zukunft gekümmert." Ob Äußerungen wie diese die besten Voraussetzungen für eine weitere vertrauensvolle Zusammenarbeit sind?

Peter Krause ist der neue FN-Finanzkurator

Mit 188 Stimmen und damit einstimmig wurde Peter Krause, Rechtsanwalt und Steuerberater sowie Vorsitzender des Pferdesportverbands Berlin-Brandenburg zum neuen FN-Finanzkurator berufen. Er war im Mai einer der größten Kritiker zur FN-Finanzsituation und hat sich in dem vergangenen halben Jahr intensiv mit der finanziellen Schieflage der FN beschäftigt. Dies wird er auch fortan tun: Als FN-Finanzkurator. Er sagte: „Ich freue mich an den Geschicken der FN weiter teilnehmen zu dürfen. Im Mai war ich einer der größten Kritiker, bin mehrfach aufgestanden, hatte plötzlich alle um mich herum. Nach der Kritik folgt die Verantwortung. Die trage ich. Wir werden gemeinsam die Dinge in die Hand nehmen. Die FN hat es verdient, stabil dazustehen und weiter die Erfolge mit den Reitern genießen zu dürfen."

Zu den ersten Schritten, die er unternehmen will, gehört die Einführung eines neuen Software-Programms, um die Zahlen valide und einfacher kontrollieren zu können. Zeitnah soll es nun darum gehen, Ziele festzusetzen, die man in Zahlen darlegen könne. Festzuhalten sei aber bereits, dass die FN keinesfalls ein Sanierungsfall sei, wie man noch vor einigen Monaten hätte vermuten können. Das bestätigte auch Martin Richenhagen.

Es gab Indizien, die für den Sanierungsfall sprachen. Es gab eine Vertrauenskriste, eine Stakeholder-Krise. Die Zahlen wurden nicht entsprechend dargestellt. Jetzt ist die Situation eine deutlich andere. Landesverbände, Präsidiumund Geschäftsführung haben gemeinsam erste Schritte getan. Der Sanierungsfall ist nicht mehr gegeben. Zugleich sage ich: Das kann es noch nicht sein“, sagte Peter Krause.

Martin Richenhagen gab im Pressegespräch Einblick in seine Tätigkeit als CEO. Er habe sich stets auf den „worst case“ vorbereitet, wenn es darum ging, wie der Umsatz sich in den kommenden Jahren entwickeln könnte. „Wenn es besser kommt, steht man gut da.“ Wenig Versprechen, aber dafür gut abliefern, ist seine Devise“. Es bleibt spannend, was sich in den kommenden Monaten in Warendorf verändern wird. Und spannend wird auch sein, welche neuen Herausforderungen der doch in vielen Teilen ehrenamtlich organisierte Verband dem ehemalige AGCO-Geschäftsführer stellt.