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Pferdewohl: Wie Reiter und Medien das Vertrauen der Öffentlichkeit beeinflussen​

Welche Rolle spielen Reiter und Medien in Sachen „Social License“? Diese Frage stand zur Diskussion bei einer Veranstaltung der britischen Tierschutzorganisation World Horse Welfare. Die Antwort: Transparenz und Verantwortung sind die Erfolgsfaktoren. Das zeigen aktuelle Umfrage-Ergebnisse der WHW. ​

Symbolfoto

London/GBR – Bei einer Podiumsdiskussion der Tierschutzorganisation World Horse Welfare am 12. Juni in London diskutierten unterschiedliche Experten ihres Gebiets über das Pferdewohl im Reitsport. Pferderevue berichtete darüber. Kernbotschaft des Events: Reiter und generell Menschen im Pferdesport haben maßgeblich Einfluss auf das Vertrauen der Öffentlichkeit – und damit die oft diskutierte „social license“. In der sogenannten YouGov-Umfrage, die die WHW in Auftrag gegeben hat, kam heraus, dass das Vertrauen der Gesellschaft in den Schutz des Pferdewohls im Sport leicht zugenommen habe. In einer Umfrage von 2022 lag dieses Vertrauen noch bei zehn Prozent, 2024 bei 17 Prozent. Zahlen die einerseits ernüchternd erscheinen, Roly Owers, Geschäftsführer der WHW, sieht darin jedoch einen positiven Trend und mahnt gleichzeitig: „Es gibt ein klares Bedürfnis nach mehr Informationen über das Wohlergehen im Sport – mehr als die Hälfte der Allgemeinheit wünscht sich das und fast zwei Drittel der Pferdeleute.“ Allerdings gäbe es unter den Pferdeleuten eben auch jene, die finden, es gäbe schon genug oder zu viele Informationen.

World Horse Welfare wollte außerdem herausfinden, was das Vertrauen in den Pferdesport beeinflusst – oft wird hier der Ruf nach strengeren Regeln laut. Allerdings, so Owers: „Es geht weniger darum, was Regulierungsbehörden sagen und tun, sondern darum, was Reiter und Beteiligte im Sport sagen und tun.“ Dies wiege mit 28 Prozent am stärksten, gefolgt von den Medien (25 Prozent), anderen Pferdeleuten außerhalb des Sports (20 Prozent) und den Sportverbänden, die für die Regeln zuständig sind (18 Prozent).

Nick Luck, Rundfunksprecher und Autor, erläuterte in der Podiumsdiskussion, wie Transparenz das Vertrauen der Öffentlichkeit stärkt. Dazu gehöre, Aspekt des Sports zu zeigen, wie er ist, und so viel Zugang wie möglich hinter die Kulissen zu geben – sei es die Fütterung, das Beschlagen oder die Zeit auf der Weide. Diese Vorgehensweise habe bei einer Initiative des britischen Galopprennsport eine positive Wendung gebracht. „Man zeigte ständig, was unsere Bindung an die Pferde ausmacht“, sagt Luck.

Gemma Pearson, Direktorin für Verhalten bei The Horse Trust, ergänzte, dass nicht nur Verbände und Sportler gefragt sind, ein positives Image zu transportieren: „Jeder hat die Verantwortung, unseren Sport zu präsentieren. Egal, ob man ein Freizeitreiter ist oder zur Elite gehört. Jedes Mal, wenn Sie mit Ihrem Pferd interagieren, müssen Sie ein gutes Beispiel geben“, rief sie auf.

Johan Fyrberg, Generalsekretär der Schwedischen Reiterlichen Vereinigung, unterstrich die Notwendigkeit, Pferdewohl-Fragen offen anzugehen und kontinuierlich zu verbessern. „Schweden möchte an vorderster Front in Sachen Pferdewohl stehen. Das ist für uns nichts Neues, wir haben seit Jahrzehnten Bildungsprogramme. Wir führen eine intensive Debatte über das Wohl der Pferde. Wir müssen offen mit schlechten Fällen umgehen, sie konsequent angehen und Initiativen vorantreiben. Das Wohl der Pferde ist keine Last, sondern eine Lösung.“

Vielseitigkeitsreiterin Tina Cook sprach sich für rigorosere Disziplinarmaßnahmen und Kontrollen in den heimischen Ställen aus: „Unangekündigte Kontrollen für Verbandsmitglieder könnten die Leute dazu bringen, sich mehr Mühe zu geben, wenn sie ihre Pferde nicht optimal managen. Es würde sie auf Trab halten.“

Chancen erkennen

Die Umfrageergebnisse zeigten, dass ein erheblicher Teil der Öffentlichkeit keine Inhalte über den Pferdesport in den Medien sieht. Die Olympischen Spiele bieten hier eine große Chance. Gemma Pearson erzählte von einem nicht pferdeaffinen Verwandten, der von den „tanzenden Pferden“ des olympischen Dressurreitens begeistert zeigte: „Es war diese Harmonie, die hervorstach. Sie waren plötzlich begeistert, weil sie diese Harmonie sahen. “ Sie betonte, dass die Allgemeinheit durchaus ein zufriedenes Pferd erkennen könne und dass positive Bilder beim Publikum Anklang finden.

Zum Abschluss sagte Roly Owers: „Es ist entscheidend, dass wir über unsere Pferdewelt hinausblicken und unabhängige Perspektiven einholen. Wir sollten uns nicht ausschließlich von dem leiten lassen, was andere denken, aber wir müssen uns bewusst sein, was andere denken. Die Pferdewelt hat eine gewisse Kontrolle über ihre Zukunft, aber nicht die vollständige. Es liegt an uns, über unsere ‚Bubble‘ hinauszugehen und Einfluss zu nehmen.“

Über World Horse Welfare (WHW): Die Tierschutzorganisation World of Horseware zählt zu den treibenden Kräften für das Wohl der Pferde. Sie berät den Weltreiterverband FEI sowie die British Horseracing Authority, die Regulierungsbehörde für Pferderennen in Großbritannien.