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Studie: Dressur kann nicht objektiv bewertet werden

Sportliche Leistungen, die subjektiv bewertet werden, leiden oft unter systematischen Fehlern aufgrund der Voreingenommenheit der Richter. Der Dressursport bildet da keine Ausnahme. Das unterstreicht eine aktuelle Studie von Prof. Dr. Inga Wolframm von der Universität Van Hall Larenstein.

Eine neue Studie ergibt: Objektives Richten ist im Dressursport kaum möglich.

Velp/NED – Der Vorwurf ist nicht neu: Richter richten nicht objektiv. Woran das liegt und ob die Behauptung überhaupt stimmt, hat Prof. Dr. Inga Wolframm untersucht. Für ihre nun veröffentlichte Studie hat sie 510 Bewertungen internationaler Grand Prix-Prüfungen ausgewertet. Sieben Dressurturniere zwischen Mai 2022 und April 2023 hat Inga Wolframm insgesamt analysiert.

Als Variablen, die die Notengebung möglicherweise unbewusst beeinflussen, wählte die Wissenschaftlerin von der Universität van Hall Larenstein folgende fünf Faktoren für ihre Untersuchung:

  • Hat der Reiter die gleiche Nationalität wie der Richter?
  • Hat der Reiter die gleiche Nationalität wie ein anderer Richter aus dem Gremium?
  • Startet der Reiter im Heimatland?
  • Welche Weltranglistenposition beim Weltreiterverband hat der Reiter?
  • Wann startet der Reiter? Also am Anfang oder eher am Ende der Prüfung?

Diese Fragen wurden in Bezug gesetzt zu dem jeweiligen Ergebnis des Starterpaares mit dem Ergebnis: Alle fünf Faktoren beeinflussten die Notengebung. Dies liegt auch daran, dass die Richter in sehr kurzer Zeit sehr viele Entscheidungen treffen müssen. Und daran, dass bei der Bewertung einzelner Lektionen jeweils viele unterschiedliche Faktoren berücksichtigt werden müssen: die Korrektheit der Ausführung, die Erfüllung der Skala der Ausbildung, der Gesamteindruck des Paares, die Zufriedenheit des Pferdes, die Qualität der Bewegungen und und und. Um dies überhaupt leisten zu können, greifen Richter unbewusst auf kognitive Abkürzungen zurück. Damit werden mentale Hilfsmittel bezeichnet, auf die das Gehirn zurückgreift. Beispielsweise eben Hintergrundwissen zu den Starterpaaren. Und jenes hat Einfluss auf die Notengebung. Das ist menschlich.

„Um Richtern bei der Bereitstellung objektiver, transparenter Bewertungen zu helfen, sollte ein klar formuliertes, evidenzbasiertes Set von Bewertungsrichtlinien entwickelt werden, um zu verhindern, dass Richter auf kognitive Abkürzungen zurückgreifen müssen. Auf diese Weise wird die Komplexität der Bewertung reduziert und die Bewertungen werden objektiver, transparenter und fairer”, betont Inga Wolframm.

Denn die Voreingenommenheit der Richter führte laut der Studie zu einem Kaskadeneffekt, der einer bestimmten Gruppe von Reitern zugutekam. „Um dem entgegenzuwirken, sollten Maßnahmen ergriffen werden, um ein objektiveres Bewertungssystem zu entwickeln, das die kontinuierliche Entwicklung eines fairen, nachhaltigen, auf das Wohl der Pferde ausgerichteten Sports fördert, der gesellschaftliche Akzeptanz findet”, erklärt Studienleiterin Inga Wolframm.

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