Deutsche Meisterschaften 2023
Balve: Mylen Kruse springt mit Cha Mu zu Gold
Balve – Es lohnt sich immer, bis zuletzt zu kämpfen und nicht aufzugeben. Was hier wie eine abgedroschene Floskel daherkommt, war für die drei Springreiterinnen auf dem Treppchen der Deutschen Meisterschaften pure Realität: Mylen Kruse, die neue Deutsche Meisterin im Springreiten, Silbermedaillen-Gewinnerin Angelique Rüsen und die Dritte im Bunde, Mynou Diederichsmeier. Nach der ersten Qualifikation am Donnerstag hätten sie alle drei gedacht, die Medaillenchancen wären futsch. Doch heute machten jene Reiterinnen, die mit einer glatten Null an den Start gingen Fehler. „Das war eine spannende Deutsche Meisterschaft, in der heute noch einmal alles durcheinander gewürfelt wurde. Toller Sport, besser hätte es nicht laufen können. Mylen Kruse hat verdient gewonnen. Und Hut ab an Angelique Rüsen, was sie hier mit ihrem erst achtjährigen Pferd abgliefert hat“, fasste Co-Bundestrainer Marcus Döring die Deutsche Meisterschaft der Springreiterinnen treffend zusammen.
Mylen Kruse blieb mit ihrem 13-jährigen Westfalen Cornado II-Rheinsberg-Sohn Cha Mu in insgesamt drei Runden am Donnerstag und Samstag ohne Abwurf, kassierte jedoch zwei Zeitstrafpunkte. „Als ich wusste, dass ich Silber sicher habe, war ich schon überglücklich, aber dass es Gold werden würde, damit habe ich so gar nicht gerechnet.“ Damit ist Mylen Kruse die Überraschungssiegerin für die meisten heute in Balve – vor allem aber für sich selbst. Die 23-Jährige stammt aus Zeven im Norden der Republik, machte nach der Schule ihre Ausbildung bei Janne Friederike Meyer-Zimmermann und Christoph Zimmermann, von dort zog sie weiter in den Stall von Richard Vogel und David Will und arbeitet nun seit einem halben Jahr bei Patrick Döller in Badbergen. Ein völlig unbeschriebenes Blatt ist Mylen Kruse sicherlich nicht, 2018 wurde sie Mannschaftseuropameisterin der Jungen Reiter und 2021 Achte bei den Deutschen Meisterschaften in Balve – aber im Seniorenlager ist der heutige Erfolg sicherlich der größte. Ihren Cha Mu habe sie erst vor drei Monaten übernommen. „Wir sind in den letzten drei bis vier Wochen so richtig gut zusammengewachsen. Cha Mu ist ein echter Kämpfer im Parcours – und ich habe gelernt, wie ich es ihm in Parcours recht machen kann. Cha Mu ist sehr verschmust und ein unheimlich freundliches Pferd. Manchmal ist er vor der Prüfung aufgeregt, aber das legt sich dann schnell“, verriet die Reiterin über ihren Sportpartner.
Die Silbermedaille sicherte sich Angelique Rüsen, die Deutsche Meisterin des Jahres 2018 und Bronzegewinnerin von 2022. Vier Strafpunkten aus der ersten Wertungsprüfung am Donnerstag hatte die Bereiterin aus dem Stall von Christian Ahlmann heute im Sattel von Crowny NW ins Ziel retten können. Den erst acht Jahre alten Crown Z-Pontifex-Sohn hat sie selbst von vierjährig an ausgebildet, hat mit ihm die ersten Sprünge gemacht, hat ihn zum Vizeweltmeister der sechsjährigen Springpferde geritten und ins WM-Finale bei den Siebenjährigen. „Daher ist das ist was ganz Besonderes für mich. Ich bin stolz und dankbar, so ein Pferd reiten zu dürfen“, sagte die 31-Jährige und weiß aus Erfahrung: „Balve ist tatsächlich mein Lieblingsturnier. Hier kann echt immer alles passieren. Ich hatte eigentlich aufgrund des Fehlers vom Donnerstag nicht gedacht, noch in die Medaillen zu reiten.“
Diese Gedanken teilte auch Mynou Diederichsmeier, die 2019 Deutsche Meisterin der Springreiterinnen wurde. In diesem Jahr freute sie sich über Bronze im Sattel der zwölfjährigen Hannoveraner Stute Quick and Fly, bei der der Name Programm ist. „Quick and Fly habe ich auf einem kleinem Turnier entdeckt, ausgebildet hat sie dann erst mal meine Schwester Mylène. Ich reite sie jetzt seit zwei Jahren, wir haben mit M-Springen begonnen und erst seit diesem Jahr die großen Springen. Ich bin super glücklich mit ihr!“ Das war sicherlich auch ihre ältere Schwester Mylène, die Mynou als TT zur Seite stand und Quick and Fly hielt, während die kleine Schwester aufs Treppchen sprang.