DJM Vielseitigkeit: Überraschungssiege für Kaya Thomsen und Emely Kurbel
Luhmühlen/GER - Zwei Wochen nach den Longines Luhmühlen Horse Trials ermittelten auf dem Turniergelände in der Westergellerser Heide auch die Nachwuchsreiter ihre Meister. Als neue Deutsche Meisterinnen in der Vielseitigkeit dürfen sich Kaya Thomsen aus Schleswig-Holstein (Junge Reiter) und Emely Kurbel aus Hessen (Junioren) feiern lassen.
Hatten sich schon die Geländeritte in beiden Meisterschaftsprüfungen als selektiv erwiesen, überschlugen sich auch im abschließenden Parcours noch einmal die Ereignisse. „Es ist verrückt, ich realisiere das wohl erst später. Es kam jetzt doch ein bisschen plötzlich“, sagte eine überwältigte Emely Kurbel, als sie plötzlich als Siegerin feststand. Die 18-jährige Abiturientin aus dem hessischen Rüsselheim und ihr bewährter Entertain You hatten nicht nur das Gelände strafpunktfrei bewältigt, sondern kamen auch im Springen ohne jeglichen Fehler ins Ziel. Seit eineinhalb Jahren sitzt sie im Sattel des zuvor mit ihrem Vater Jörg Kurbel bis hin zur EM-Teilnahme erfolgreichen Hannoveraners. „Mittlerweile sind wir ein sehr gutes Team geworden“, sagte sie. Nach ihrem Ritt standen allerdings noch fünf Paare zwischen ihr und der Goldmedaille. Deren Fehler ließen Emely Kurbel an die Spitze vorrücken.
Ähnliches galt für den aus Eckernförde stammenden Matti Garlichs (Hannover) und Ludwig. Auch dieses Paar blieb im Parcours ohne Abwurf, war jedoch eine Sekunde zu langsam. Dies bedeutete am Ende 31,4 Minuspunkte und damit ein Zehntel Abstand auf Gold. „Ich freue mich trotzdem sehr über die Silbermedaille“, sagte der 16-jährige, denn vor dem Springen war er noch Vierter gewesen. „Vor dem Wochenende habe ich damit nicht gerechnet. Ich hatte schon vor, hier gut mitzureiten. Mit der Dressur war ich zufrieden, aber das Gelände war schon echt schwer. Deswegen wollten wir erstmal schauen, wie das funktioniert. Aber Ludwig hat alle drei Tage alles gegeben und war super toll, daher bin ich jetzt sehr stolz.“
Bronzemedaillengewinner 2023 ist Tom Meier, der ebenfalls für Hannover unterwegs ist. Der 17-jährige war nach Dressur und Gelände auf Platz zwei gelegen und patzte ausgerechnet am letzten Hindernis. „Ich bin leider etwas zu toll vorwärts geritten, und dann geht so was schnell, schade, schade. Aber ich bin trotzdem zufrieden“, sagte er. Dass ihm mit 33,9 Minuspunkten noch der Sprung aufs Treppchen gelang, lag auch am Pech der führenden Smilla Maline Philipp (Elsdorf), die mit Sir Boggles drei Abwürfe hinnehmen musste und damit im Klassement nach hinten durchgereicht wurde.
Nicht minder spannend als bei den Junioren gestaltete sich der letzte Tag bei den Jungen Reitern. Die Schleswig-Holsteinerin Kaya Thomsen, Tochter von Bundestrainer Peter Thomsen und Auszubildende Pferdewirtin am Deutschen Olympiade-Komitees für Reiterei (DOKR) in Warendorf, ritt am Ende zum umjubelten Sieg.
„Er hat sich von Anfang an von seiner besten Seite gezeigt“, sagte die 20-Jährige strahlend über ihr Pferd Cool Charly Blue. „Es fing an mit einer sehr guten Dressur, einem mega guten Gelände und jetzt im Springen ist er wieder gesprungen wie ein Weltstar. Ich bin einfach nur happy.“ Thomsen war 2020 bereits Dritte der Junioren-DM, jetzt folgte er erste Titel. Übrigens nicht nur für sie. „Ich habe mal Silber und Bronze gewonnen, war mal Mannschaftsmeister und habe Championatsmedaillen, aber Meister war ich nie, meine Frau auch nicht, insofern freue ich mich, dass es jetzt mal geklappt hat“, sagte Peter Thomsen. „Überraschung und Freude sind groß. Eine Medaille war das Ziel, aber dass es Gold wird, da muss man auch den richtigen Moment erwischen, daher freut mich das riesig.“
Überrascht von ihrer Silbermedaille war auch Pia Schmülling. „Das hätte ich nicht gedacht, als wir hierhergekommen sind, das es so gut wird“. Die 20-Jährige aus Großheide in Ostfriesland saß in Luhmühlen im Sattel der selbst gezogenen Stute For Ever Pleasure N und gehörte neben Kaya Thomsen und Vizeeuropameisterin Paula Reinstorf mit Ilara W zu den drei Einzigen , die im Springen fehlerfrei blieben. Die einzige Nullrunde im Gelände hatte am Vortag Carla Hanser aus Wasserburg gedreht und damit auf den vorläufigen Platz drei vorgerückt. Ihre 13-jährige Holsteiner Stute Castagnola, die seit siebenjährig reitet, bewies auch im Parcours ihr Springvermögen, wegen eines Fehlers am letzten Hindernis blieb es jedoch bei Platz drei für die beiden. Zu den Pechvögeln der U21-Meisterschaft zählte dagegen Hedda Vogler. Die Vorjahres-Juniorenmeisterin aus Verden hatte sich im der Dressur und dem anspruchsvollen Drei-Sterne-Kurs so gut geschlagen, dass sie am Abend vor dem Springen in Führung lag. Am Sonntagmorgen kam ihre Stute Niagara de Champenotte jedoch nicht durch die Verfassungsprüfung.
Hedda Vogler war aber nicht die Einzige, die am Ende ohne Endergebnis blieb. Drei weitere der 19 U21-Paare teilten ihr Schicksal, bei den Junioren waren es 15 von 35 Paaren, die aufgaben, ausscheiden mussten oder zurückgezogen haben. Auch in der parallel ausgetragenen Drei-Sterne-Kurzprüfung war die Ausfallquote höher als üblich. „Das ist natürlich nicht das, was man sich als Veranstalter wünscht. Man versucht alles zu tun, bestmögliche Bedingungen für den Sport zu schaffen, wie optimale Plätze und gute Böden. Daher ist es natürlich schade, wenn durch so ein Ergebnis das Gesamtfazit etwas nach unten gezogen wird", sagte Turnierleiter Dr. Ulrich Schmidt, stellvertretender Vorsitzender des Pferdezucht- und Reitvereins Luhmühlen.
„Wir sind vom Ergebnis auch etwas überrascht und enttäuscht. So etwas wünschen wir uns natürlich nicht. Wir werden jetzt gemeinsam mit der AG Nachwuchs und den Bundes- und Landestrainern überlegen, was wir optimieren können. Wir brauchen die Selektion, aber wir brauchen auch die Breite und müssen den ‚Neuen‘ im Sport eine Chance geben“, sagte Philine Ganders-Meyer, Vielseitigkeits-Koordinatorin des DOKR. „Unser Dank gilt dem Veranstalter und dem ganzen Team, das zum wiederholten Mal eine gut organisierte und gelungene Jugendmeisterschaft auf die Beine gestellt. Wir hoffen, dass wir hier noch oft zu Gast sein und die tollen Bedingungen in Luhmühlen nutzen dürfen.“
Die CCI3*-S Prüfung gewann Nicholas Goldbeck auf Chintano vor Jan Matthias und Isselhook's Iroko TSF sowie Anika Möritz und Jamira.
Alle Ergebnisse aus Luhmühlen gibt es hier.
- fn-press -