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Im Interview: Springreiter David Will

David Will bereist als Springreiter die ganze Welt. Sein Trainingsort und Lebensmittelpunkt ist dagegen geprägt von Ruhe: das Hofgut Dagobertshausen. Was den Springreiter bewegt und welche Ziele er noch verfolgt – ein Interview am Rande des CHIO Aachen.

Springreiter David Will hat schon viel erreicht. Am Ziel ist er aber noch lange nicht. s

David Will ist 34 Jahre alt und stammt aus einer pferdebegeisterten Familie. Nach der Schule absolvierte er eine Ausbildung zum Pferdewirt und war als Bereiter viele Jahre im Stall von Dietmar Gugler in Pfungstadt tätig. Zwischenzeitlich gehörte er der Perspektivgruppe Springen des DOKR an. 2019 machte er sich auf dem Hofgut Dagobertshausen in der Nähe von Marburg selbstständig. Dort betreibt er gemeinsam mit dem Springreiter Richard Vogel einen Turnier- und Ausbildungsstall. Am Rande des CHIO Aachen haben wir ihn zum Kurz-Interview getroffen.

Wenn du dich heute als Reiter siehst und dich mit dem David vor zehn Jahren vergleichst: Inwiefern hast du dich verändert?

David Will: Am allermeisten hat sich mit Sicherheit meine Sicht auf das Ganze geändert. Ich habe schon damals versucht, alles gut zu planen. Doch nun habe ich viel mehr Erfahrung gesammelt. Und ich weiß: Es gibt viel mehr Faktoren als das Reiten, die über den Erfolg entscheiden. Damals war ich angestellt, jetzt führe ich seit drei Jahren gemeinsam mit Richard Vogel ein Unternehmen, wobei wir uns um die komplette Organisation kümmern. Also nicht nur darum, dass die Pferde topfit sind, sondern beispielsweise auch darum wie sie zu den Turnieren kommen. Nun gehört auch das Suchen und Finden von Nachwuchspferden zu meinem Beruf. Damals wie heute kümmere ich mich um das Ausbilden von Pferden und das Heranführen an den Sport. Nicht zu vergessen, die geschäftliche Komponente. Wir müssen davon leben können. Das läuft alles so ein bisschen hinter den Kulissen, gehört zu unserem Sport dazu und macht ihn eigentlich nur noch interessanter.

Wie viel Zeit verbringst du tatsächlich im Sattel?

Früher bin ich deutlich mehr geritten, habe aber auch viele andere Sachen gemacht: Heu abladen, misten, Platz abziehen, was eben so anfällt. Ich habe das gern gemacht, aber heute fehlt mir dafür schlicht und einfach die Zeit. Beim Reiten ist mir wichtig, dass nichts zu kurz kommt. Ich verbringe insgesamt viel Zeit auf und mit meinen Pferden, aber auch die Stallorganisation, die Betreuung von Kunden und all diese Sachen nehmen viel Raum ein. Genaue Prozentangaben kann ich aber nicht machen.

Als Springreiter reist du um die ganze Welt. Wie sehr genießt du das?

Sehr, doch am Ende geht es mir um den Wettkampf. Angenommen am nächsten Wochenende kämen in Buxtehude die besten Reiter der Welt zusammen und es ginge um etwas, dann wäre ich wahnsinnig gerne in Buxtehude. Soll heißen: Wenn der Wettkampf gut ist, ist mir der Ort egal. Auf der anderen Seite lerne ich gerne neue Menschen kennen, bin gerne woanders. Als ich noch bei Dietmar Gugler gearbeitet habe, kamen Menschen aus aller Welt dorthin. Das habe ich schon damals sehr geschätzt. Überall auf der Welt Freunde zu haben, ist fantastisch.

Das Hofgut Dagobertshausen, auf dem du gemeinsam mit Richard Vogel arbeitest, liegt sehr idyllisch. Wie wichtig ist diese Ruhe als Gegenpool zu den ganzen Events, die ihr besucht?

Ganz extrem wichtig. Genau genommen haben wir im Moment zwei Standorte. Wir sind zum einen bei Nicola Pohl auf der Anlage in Dagobertshausen und zum anderen in Pfungstadt, also dort wo ich früher schon angestellt war. Beide Anlagen sind wirklich toll und es fehlt uns an nichts. Auf beiden Anlagen ist es sehr ruhig. Die Pferde fühlen sich unglaublich wohl. Für die Pferde ist es uns fast noch wichtiger als für uns selbst.

Du selbst bist aber hauptsächlich in Dagobertshausen, oder?

Ja, genau. Die Pferde von Richard Vogel und mir stehen dort. Die Pferde von Sophie Hinners sind beispielsweise in Pfungstadt, genau wie die zweier anderer Reiter, die fest zu unserem Team gehören.

Was hast du in erster Linie von den Pferden gelernt?

Geduld. Mit Pferden kann man nichts übers Knie brechen. Zwar gibt es auch mal ein Pferd, mit dem es etwas schneller geht als mit anderen, aber prinzipiell macht Geduld vieles leichter. Und damit meine ich auch, ein oder zwei Jahre mehr Geduld mit einem Pferd zu haben. Zudem haben die Pferde mich bodenständig bleiben lassen. Pferde holen einen meist wieder auf den Boden der Tatsachen zurück und das ist nichts Schlechtes.

Was hast du ihnen zu verdanken?

Alles. Mein Leben dreht sich schon immer um Pferde. Meine Eltern sind Reitlehrer, so bin ich auf einem Pferdehof aufgewachsen. Es ist bei uns Gott sein Dank so, dass das Reiten Beruf und Hobby in einem ist. Wir investieren wirklich sehr, sehr viel Zeit, Schweiß und – ja, auch – Tränen. Deshalb muss es auch schon einfach richtig Spaß machen, sonst ist es definitiv der falsche Beruf.

Hättest du dir das je anders vorstellen können?

Nein.

Wir sitzen auf den Treppenstufen vor der Geschäftsstelle beim CHIO Aachen. Wir blicken auf den Abreiteplatz. Hast du als Kind davon geträumt hier mal zu reiten?

Auf jeden Fall! Als ganz kleines Kind habe ich zwar lieber Fußball gespielt, doch mit neun oder zehn Jahren bin ich mit dem Reiten angefangen und von da an habe ich Aachen im Fernsehen verfolgt. Da war es mein Traum hier einmal zu reiten.

Und was ist nun dein Traum, nach so vielen Erfolgen weltweit?

Den Großen Preis von Aachen zu gewinnen, ist einer. Dieses Jahr hat es nicht geklappt, da ich zwei blöde Fehler in den Qualifikationen hatte. Nächstes Jahr versuche ich es wieder.