Dressurreiterin Yara Reichert im Interview
„Komm Baby, wir tanzen“
Frankfurt – Yara Reichert bezeichnet sich selbst als Amateurreiterin. Eine sehr gut berittene Amateurin, muss man sagen. Mit Valverde und Springbank hat sie 2021 zwei Hengste aus dem Stall von Andreas Helgstrand übernommen. Momentan lebt die vierfache Mutter ihren Traum und sagt ganz frei: „Mein Mann hat mir dies möglich gemacht.” Oliver Reichert ist Birkenstock-CEO. Auch Yara Reichert war Unternehmerin. Sie leitete ein Wettbüro, hat vor zehn Jahren eine Model Agentur gegründet und führt nun das Gut Erlbach in Bayern. Vormittags reitet sie ihre Pferde und ist nachmittags für ihre vier Kinder da. „Es ist ein Spagat”, sagt sie. Ihre Überzeugung: „Wenn man im Leben etwas erreichen möchte, muss man sein Leben dafür geben.”
Ein Interview am Rande des Frankfurter Festhallen Reitturniers:
Mit Valverde und Springbank hast du dir einen Traum erfüllt.
Absolut, dabei waren Pferde immer Teil meines Lebens. Meine Eltern sind Vielseitigkeit geritten. Ich bin mit Pferden aufgewachsen, und meine Schwester und ich waren viel im Gelände unterwegs. Mit den Kindern bin ich zur Dressurreiterin geworden. Mit meiner Stute Schwarze Perle habe ich Erfolge bis zur Klasse S gesammelt. Sie ist mein erstes selbst ausgebildetes Dressurpferd und hat mir unheimlich viel Freude bereitet. Im Vergleich zu Springbank und Valverde war sie, genau wie die anderen Pferde, aber ein normaler Wagen und nun fahre ich ein Formel 1-Auto. Es ist ein Traum.
Hat es bei beiden direkt Klick gemacht?
Als mein Mann und ich uns entschlossen haben, nach einem Pferd für mich zu schauen, kannte ich die Hengste nicht, obschon beide schon großartige Erfolge hatten. Valverde fand ich direkt unfassbar toll. Dann habe ich Springbank gesehen und war hin und weg, wirklich schockverliebt. Dennoch wollte ich nur Valverde kaufen. Springbank war gewaltig, und so konnte ich es mir zunächst nicht vorstellen, ihn einmal sauber in der Piaffe zu reiten. Doch mein Mann hing an Springbank, er wollte ihn unbedingt. So wurden es beide.
Die beiden Hengste sind sehr unterschiedlich, oder?
Absolut. Valverde ist introvertiert und sehr sensibel. Springbank hingegen eine Naturgewalt. Er nimmt mich an die Hand und sagt ‚Komm Baby, wir tanzen!' Diese stürmische Art von Springbank in die richtigen Bahnen zu lenken, ist für mich mittlerweile leichter, als ich es gedacht hätte. Valverde fordert von mir viel Unterstützung. Ihm die Sicherheit zu geben, die er braucht, ist für mich schwieriger. Wenn er die Luft anhält, muss ich aufpassen, nicht auch die Luft anzuhalten.
Was hast du von ihnen gelernt?
Alles. Ich bin reiterlich gewachsen. Valverde ist ein sehr guter Lehrmeister. Wenn ich eine Hilfe nicht gut gebe, zeigt er mir das sehr deutlich. So arbeite ich immer weiter an mir.
Was zeichnet die Dressur für dich aus?
Die Dressur ist eine Verschmelzung zwischen Pferd und Reiter. Es geht darum, mit maximaler Präzision möglichst viel richtig zu machen. Ein Dressurreiter kann sich monatelang mit der Einleitung einer Pirouette beschäftigen. Die Liebe zum Detail ist entscheidend. Und: Jedes Pferd ist anders. Das macht das Reiten so spannend. Es geht darum, neue Wege und den richtigen Weg für das Pferd zu finden.
Bist du in allen Bereichen detailverliebt?
Nein, bei meinen Kindern nicht. Ich lasse gerne Fünfe gerade sein. Auch bei den Pferden. Wenn ein junges Pferd eine neue Lektion lernt, klappt es 100 Mal nicht. Es geht dutzende Male schief und das ist in Ordnung. Wenn es dann gelingt, feiere ich es umso mehr.
Was hast du vom Reitsport gelernt?
Ich habe von meinen Kindern Geduld und Loslassen gelernt und konnte das in den Reitsport übertragen. Ich bin durch meine Kinder ein anderer Mensch geworden und habe das auch auf mein Reiten übertragen. Das ist gut.
Vor der ersten Prüfung heute warst du sehr aufgeregt. Wie bleibst du entspannt mit Blick auf Sonntag?
Gar nicht (lacht). Es geht darum, die Nerven zu behalten. Und das muss ich weiter und weiter lernen. Springbank gibt mir da schon viel Sicherheit. Dieses Gefühl möchte ich mitnehmen.