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Paris 2024​

Paralympische Spiele: Erst Krimi, dann Bronze für das deutsche Team!​

Am Ende wurde es spannend, wer die Bronze-Medaille gewinnen würde – Deutschland oder Italien. Am Ende schafften es Anna-Lena Niehues, Regine Mispelkamp und Heidemarie Dresing mit hauchdünnem Abstand.​

So sehen Sieger aus: Team USA gewinnt Gold vor den Niederlanden und Deutschland.

Versailles/FRA – Die deutschen Para-Dressurreiter haben nach 2016 wieder eine Team-Medaille bei Paralympischen Spielen gewonnen. In der Besetzung Anna-Lena Niehues mit Quimbaya, Regine Mispelkamp mit Highlander Delight’s und Heidemarie Dresing mit Doolopp erzielte die Mannschaft von Bundestrainerin Silke Fütterer-Sommer in Versailles die Bronzemedaille. Gold und Silber gingen an die favorisierten Teams aus den USA und den Niederlanden. „Auf dem Treppchen zu stehen, haben wir uns gewünscht, das war das Ziel“, sagte Silke Fütterer-Sommer. „Wir haben die ganze Saison darauf hingearbeitet, aber am Ende war es doch noch sehr spannend. Es hat sich wieder einmal gezeigt, dass man sich in dieser Konkurrenz keine Fehler erlauben darf. Aber auch, dass noch mehr möglich ist, wenn alles gut läuft. Daran werden wir arbeiten."

Anna-Lena Niehues und Quimbaya legt Grundstein für Bronze

Für die Teamwertung traten die Reiter in fünf Abteilungen an, je nach Grad ihrer Einschränkung. Den Anfang für die deutsche Mannschaft machte die frischgebackene Bronzemedaillengewinnerin Anna-Lena Niehues (Grade IV) mit Quimbaya und legte mit 75,351 Prozent einen soliden Grundstein für das Teamergebnis. „Es war eine super Trabtour, fast noch ausdrucksvoller als in der ersten Prüfung", sagte Silke Fütterer-Sommer im Anschluss. Nur beim Kurzkehrt ging einmal der Fluss verloren, und eine kleine Unaufmerksamkeit beim Übergang vom Galopp zum Trab kostete ein paar Punkte. „Es war toll. Quimbaya hat wieder richtig mitgemacht, es hat Spaß gemacht, und ich glaube, sie hatte auch viel Spaß", freute sich Anna-Lena Niehues. „Im Prinzip ist uns fast alles, sogar noch ein bisschen besser als am ersten Tag, gelungen. Zwei kleine Fehler hatte ich. Aber wir sind nur Menschen, und das Pferd muss sich auch auf den Menschen verlassen können. Da passiert es dann, dass ich manchmal nicht so schnell reagieren oder die richtige Hilfe geben kann, und sie schnell mal einen Fehler einbaut. “

Auch wenn Niehues‘ Fehler das Ergebnis etwas drückten: „75 Prozent, das reitet man nicht jeden Tag, und das ist auch ein guter Auftakt. Die anderen wissen jetzt, dass sie sich anstrengen sollen, damit wir die Bronzemedaille bekommen können", sagte sie lachend. Die Aufforderung kam an.

Regine Mispelkamps Highlander Delight's: Ein galanter „Macho“

Regine Mispelkamp (Grade V) als zweite deutsche Starterin machte es mit Highlander Delight’s ihrer Vorreiterin nach. „Lights hatte eine tolle Ausstrahlung, wirkte aber gelassener als in der ersten Prüfung“, kommentierte die Bundestrainerin. „Regine hat etwas riskiert, aber nicht kopflos. Der starke Galopp war ein echter Höhepunkt, der Schritt war auch gut, die Schrittpirouetten hätten vielleicht etwas fleißiger sein können. Das waren aber nur Kleinigkeiten." Das Ergebnis: 75,500 Prozent – persönliche Bestleistung des Paares im Para Grand Prix B. „Ich bin einfach nur glücklich, wie toll er sich angefühlt hat, wie er die ganze Kulisse genießt, das ist schon echt krass“, freute sich die an Multipler Sklerose erkrankte Pferdewirtschaftsmeisterin und sagte über ihren „Macho“ Highlander Delight's: „Heute hat er seine galante Seite gezeigt und gesagt: ‚Regine, wir rocken das‘."

Heide Dresing und ihr Dooly: Heute etwas zu cooli

Nun kam es auf die dritte und letzte deutsche Starterin an: Heidemarie Dresing, in Riesenbeck noch Doppeleuropameisterin in der Einzelwertung und Kür in Grade II. War ihr Oldenburger Dooloop in der ersten Prüfung noch beeindruckt von der Kulisse, bewältigte er den Test heute sehr gelassen – fast schon zu ruhig: 72,9 Prozent – deutlich weniger als erwartet. „Dooly ging heute eine weitgehend fehlerfreie Runde. Nach der ersten Aufgabe war es das Ziel, etwas Ruhe hineinzubringen, allerdings fehlte es heute dann etwas an Frische, an Energie, an Fleiß, gerade im Schritt", schilderte Bundestrainerin Silke Fütterer-Sommer ihren ersten Eindruck. „Ich hätte gerne mehr Punkte geritten, aber mein Pferd sollte cool bleiben, weil er vorgestern so aufgeregt war. Das Ziel haben wir erreicht. Aber sonst war es ein bisschen zu wenig, wir können mehr. Aber, Pech. Da muss ich jetzt so damit zufrieden sein. Aber morgen ist ja auch noch ein Tag, und da geben wir etwas mehr Gas", sagte Heide Dresing selbst.

Während die USA (Roxanne Trunnell/Fan Tastico H, Fiona Howard/Diamond Dunes und Rebecca Hart/Floratina) mit insgesamt 235,567 Punkten unangefochten die Spitzenposition vor den Niederlanden (Sanne Voets/Demantur, Demi Haerkens/Daula und Rixt van der Horst/Roxal Fonq) mit 232,850 Punkten einnahmen, musste das deutsche Team mit seinen finalen 221,753 Punkten noch um den Bronzeplatz zittern. Gleich mehrere Nationen lagen nach ihren ersten beiden Reitern dicht auf. Erst die Abteilung Grade III – wenn auch ohne deutsche Beteiligung – brachte die endgültige Entscheidung. Am Ende waren es die Italiener, deren Schlussreiterin Francesca Salvade mit Escari dem deutschen Trio gefährlich nahe rückte, die das Rennen um Platz vier machten. Die Belgier hatten das Nachsehen und mussten mit der letzten Starterin der Franzosen sogar noch den Gastgebern Platz machen und wurden selbst Sechste.