Ausbilder Manfred Kötter verstorben
Bramsche – Vor elf Jahren veröffentlichten wir ein Portrait über Manfred Kötter. „Er ist kein Messias, aber er hat verdammt oft recht“, sagte damals einer seiner Schüler, der international erfolgreich im Parcours unterwegs war. „Manni“ Kötter, wie er von allen genannt wurde, zählte jahrzehntelang zu den gefragtesten Trainern und Ausbildern Deutschlands und darüber hinaus. Sowohl der Stall Schockemöhle, als auch der Stall Beerbaum nutzten sein Knowhow. Reiter wie Marco Kutscher, Heinrich-Hermann Engemann, Otto Becker, Ludger Beerbaum oder Franke Sloothaak trainierten regelmäßig bei Manni Kötter. Zuvor war er selbst international im Springen erfolgreich.
Anfang 2000 war Kötter außerdem Trainer an der Bundeswehrsportschule in Warendorf und betreute bei den Olympischen Spielen 1996 in Atlanta die Springpferde in der Quarantäne.
Seine Tochter Sandra Kötter veröffentlichte am heutigen Tag die traurige Nachricht von Manfred Kötters Tod auf ihrem Instagram-Kanal. Er verstarb im Alter von 86 Jahren.
Das folgende Portrait über Manfred Kötter von Karolin Leszinski erschien in der Reiter Revue 3/2012:
Der Meistermacher
„Er ist kein Messias, aber er hat verdammt oft recht“, sagt einer seiner Schützlinge. Manfred Kötter ist einer der gefragtesten Spring-Trainer Deutschlands.
Die hellste Reithalle auf der Anlage von Paul Schockemöhle befindet sich gleich hinten links. Dort herrscht an diesem sonnigen Morgen reges Treiben mit Pferdewechsel. Florian Meyer zu Hartum dreht mit der 13-jährigen Fuchsstute Chicofina seine Runden, während die Pflegerin bereits das nächste Pferd für ihn durch die Halle führt. Vivien Schockemöhle ist mit einem dunkelbraunen Wallach unterwegs, ihr Lebensgefährte, der Italiener Emanuele Camilli, galoppiert mit der Schimmelstute Carla auf dem Zirkel. Ein weiterer Reiter in lässigen Chaps versucht mit sportlicher Finesse, im Sattel eines buckelnden Temperamentsbolzens zu bleiben. Die kalte Luft hat Nebenwirkungen.
Den Überblick hat ein älterer Herr in Begleitung einer vorwitzigen Jack-Russell-Hündin, die auf den Namen „Bella!“, jedoch nicht auf „nicht anspringen!“ hört. Er steht zwischen den Hindernissen, trägt eine dunkelbraune Cordreithose, Daunenjacke, maßgefertigte, gut eingetragene Lederreitstiefel und die Hände hinterm Rücken. Es ist Manfred Kötter, 75 Jahre alt, 1,72 Meter groß und Körpermaße „wie damals bei der Konfirmation“, behauptet er. Er ist einer der gefragtesten Trainer Deutschlands, er ist der Mann, dem die besten Springreiter im Lande vertrauen. Wer ein Problem mit seinem Pferd hat, in der Arbeit feststeckt, im Parcours nicht ans gewünschte Ziel kommt oder einfach nur etwas lernen will, ruft nach „Manni“ Kötter. Dessen Hilfsmittel sind sein Wissen, seine Erfahrung, sein Gefühl – und die Dressur. „Es ist ja so“, sagt er und derart beginnen viele seiner Sätze, „wenn die Pferde dressurmäßig gut gehen, dann springen sie auch gut. Und wenn einer keine Probleme beim Springen hat, dann brauche ich dem ja nicht das Springen beibringen.“ Deshalb wird bei Kötter in erster Linie Dressur geritten.
„Er ist noch einer von der alten Schule, für den die dressurmäßige Basisarbeit im Vordergrund steht“, erzählt Co-Bundestrainer Heiner Engemann, der einst selbst im Stall Kötter in Bramsche geritten ist und auch danach immer wieder um Rat bei „Manni“ gebeten hat, „wenn ich mal wieder mit einem Pferd feststeckte.“ Zahlreiche Spitzenreiter zählen auf Manfred Kötters Dienste als Trainer: die „Beerbaum-Bande“ mit Chef Ludger Beerbaum, den Championatskader-Reitern Marco Kutscher und Philipp Weishaupt, dem Schweden Henrik von Eckermann; aus dem Stall Otto Becker die Nachwuchsreiterin Sarah Nagel-Thornau; im Stall von Bernfried Erdmann Maximilian Weishaupt und Patrick Stühlmeyer, und bei Paul Schockemöhle trainiert er unter anderem den Shootingstar des vergangenen Jahres, Andreas Kreuzer, sowie Nationenpreis-Reiter Florian Meyer zu Hartum. Die Reiter wissen Kötters Wissen zu schätzen. Er hat die Reitlehre im Kopf. „Wir haben früher viel Theorie gehabt. Es wurde ja im Winter nicht geritten, weil es keine Hallen gab, außerdem mussten die Pferde noch vor dem Pflug arbeiten“, erzählt Kötter von seiner eigenen reiterlichen Basis. „Wir hatten in Westfalen einen Rittmeister, General Sien hieß er, von ihm habe ich einiges gelernt.“ Vieles habe er sich aber auch einfach abgeguckt. So schwärmt er noch heute, wie durchgeritten die Pferde von Alwin Schockemöhle waren, erzählt, was er bei den Italienern beobachtete: „Die sind oft anders geritten, haben mehr die Natur des Pferdes für sich genutzt.“ Den Amerikanern sah er auf den Turnieren zu, wie sie ihre blutgeprägten Pferde ritten. Mit Dressur-Größen wie Walter „Bubi“ Günther tat sich Kötter in Ausbildungsfragen zusammen, Fritz Tempelmann bat er um Rat, „zwei Stunden später stand er hier vor der Tür“, und mit Klaus Balkenhol setzt er sich heute noch gerne an einen Tisch. Seine Offenheit von damals hat nicht nachgelassen und macht sich im Training bezahlt. „Oft ist ja eine Zusammenarbeit mit einem Trainer nach Jahren einfach ausgereizt, aber Manni kommt immer wieder auf neue Ideen, das ist gewaltig“, erzählt Marco Kutscher, der Kötter seit seiner Jugendzeit im Weser-Ems-Kader kennt, dessen Landestrainer Kötter noch bis vor wenigen Jahren war.
Pferde spielten für Manni Kötter von klein auf eine bedeutende Rolle. Neben einer Landwirtschaft betrieben die Eltern zu Hause in Schweicheln im Kreis Herford ein Pferdefuhrgeschäft. Der Vater kaufte schwere Wagenpferde, aber auch leichtere Modelle. Auf diesen begann Manni Kötter zu reiten. Mit 14 begann er wie seine neun Geschwister eine landwirtschaftliche Lehre. Er heuerte bei Familie Bartling in Eickum bei Herford an – weil es dort Pferde zum Reiten gab. „Damals mussten wir die Lazarettpferde holen. Die wurden auf dem Acker wieder gesund gemacht – meistens hatten sie Spat oder das, was man heute Hufrolle nennt.“
Wenn Manfred Kötter aus dieser Zeit erzählt, kommt er gerne auf ein Turnier in Bad Meinberg zu sprechen. Abacca hieß der Wallach seines Lehrherren, mit dem er damals dort an den Start ging. „Da bin ich noch zum Turnier geritten. Aber das war damals so, da ist man auch 30 Kilometer mit dem Fahrrad gefahren, nur um reiten zu dürfen.“ In Bad Meinberg gewann er mit Abacca eine Jugendreiterprüfung, die Springprüfungen der Klasse L und M „und im S war ich Dritter – das hat damals Winkler gewonnen mit Halla.“ Daran erinnert sich Manfred Kötter gerne. Später sollten noch viele Pferde folgen, mit denen Kötter erfolgreich auch auf internationalen Turnieren wie Aachen, Dortmund, Berlin oder Hamburg mit Größen wie Alwin Schockemöhle, Fritz Thiedemann, Hermann Schridde oder Hans Günter Winkler ritt. Die Pferde blieben ihm nie lange, oft nur ein Jahr, dann wurden sie verkauft. „Einen ganz guten hatte ich, Fidux. Mit ihm war ich in Aachen noch platziert, dann ging er siebenjährig nach Italien.“ Piero d’Inzeo gewann mit dem Frivol-Li-vius-Nachkommen 1968 den Großen Preis von Rom und Graziano Mancinelli zwei Jahre später Einzel-Silber bei den Weltmeisterschaften in La Baule.
Nach seiner Lehre hatte Manfred Kötter für die Möbel-Firma Oberwelland im westfälischen Werther gearbeitet und fasste Fuß in dem Ausbildungsstall seines Chefs. Unter der Woche fuhr er mit dem Möbelwagen zu Kunden, am Wochenende wurde der LKW zum Pferdetransporter fürs Turnier. In dieser Zeit lernte Kötter auch seine Frau Gisela kennen. Die machte damals ein paar Kilometer entfernt eine landwirtschaftliche Lehre. „Er kam bei seinen Ausritten immer vorbei und hat geguckt. Manni kannte alle weiblichen Lehrlinge in dem Betrieb, ach, er suchte sie sogar mit aus! Aber ich war die letzte, nach der er Ausschau gehalten hat“, erzählt Gisela Kötter mit einem Augenzwinkern. Die beiden wurden ein Paar, heirateten und zogen auf den landwirtschaftlich genutzten Hof in Bramsche im Osnabrücker Land, den Gisela geerbt hatte. Außerhalb einer Bramscher Wohnsiedlung, eingebettet in ein weites Wald- und Wiesengebiet, befindet sich der knapp 800 Jahre alte Hof. Das Herzstück ist das heutige Wohnhaus mit Tenne – es wurde 1730 wiedererbaut, nachdem es nach einem Blitzeinschlag abgebrannt war. Das Fachwerk des Hauses ist genauso alt, nur das Gemäuer wurde in den 90er Jahren erneuert, der Charme ist geblieben. Um die 70 Hektar Land gehören zu dem Hof. Zweimal haben vor dieser idyllischen Kulisse die Geländeprüfungen von Europameisterschaften der Pony-Vielseitigkeitsreiter, ein Bundeswettkampf sowie eine Deutsche Meisterschaft der Busch-Junioren stattgefunden. Die riesige Wiesenfläche samt Unterstand und Heugitter ist jetzt ganzjähriger Tummelplatz für eine Handvoll Jungpferde, Jährlinge und Zweijährige, sowie ein paar Rentnern.
Zwei Töchter haben Gisela und Manfred Kötter. Beide haben im Sattel den Weg bis zur Klasse S gemeistert – und wie ihrem Vater, liegen auch Melanie und Sandra die Ausbildung junger Pferde besonders am Herzen. Bei Sandra Kötter sind es die Dressurpferde, sie lebt mit Mann Andreas Senge und Sohn Karl etwa sieben Kilometer vom Elternhaus entfernt. Die ältere Schwester Melanie Landmeier wohnt mit ihrem Mann in unmittelbarer Nachbarschaft. Als Jugendliche schon schlug sie den Kurs mit kürzeren Bügeln ein, holte 1984 Gold bei der EM der Pony-Vielseitigkeitsreiter und 1987 EM-Team-Gold mit dem Oldenburger Hengst Ramino im Springen bei den Junioren. Sie hat den Ausbildungsstall für junge Springpferde auf dem elterlichen Hof übernommen. Ein paar Pensionspferde stehen zwischen Melanie Landmeiers Jungspunden. Bis zu 30 Pferde haben auf dem Anwesen insgesamt Platz. Zum Hof gehören auch ein großer Reitplatz sowie eine Reithalle mit den Maßen 15 mal 50 Meter. „Damals war es teurer, in die Breite als in die Länge zu bauen. Dabei ist die Länge sowieso wichtiger“, sagt Kötter, „je breiter die Halle, desto sturer die Gäule.“ Auch das ist Manni Kötter, um ein klares Wort ist der Trainer selten verlegen.
Wenn Kötter unterwegs ist, dann meist in Reitmontur. Er setzt sich noch immer selbst in den Sattel. „Ich habe da nichts mehr zu suchen, wenn ich mich nicht mehr selbst aufs Pferd setzen kann. Manche Probleme erkennt man erst von oben“, sagt er. Gerade wenn’s mal hakt. Auch Spitzenreiter haben mit nicht funktionierenden fliegenden Wechseln zu kämpfen – dann suchen sie Hilfe bei Manni Kötter. „Manni reitet zehn, fünfzehn Minuten und auf einmal geht’s. Da fragt man sich natürlich, warum man das selbst nicht hingekriegt hat“, erzählt Marco Kutscher. Das sei keine Zauberei, findet Ludger Beerbaum, der Kötters Arbeit im Sattel von Gotha, Chaman und Co. immer genau beobachtet: „Er macht Druck mit dem Bein, hält im richtigen Maß vorne dagegen und lässt im richtigen Moment die Hilfe durch. Ob auf der kleinen Volte oder dem großen Zirkel. Auch wenn ein Pferd Probleme mit dem fliegenden Wechsel hat, schafft er es, dieses Pferd in das nötige Gleichgewicht zu bekommen. Er hat eben unheimlich viel Gefühl und jede Menge Erfahrung und kann ohne großen Kampf, Hilfszügel oder scharfe Gebisse ein Pferd reiten und ausbilden.“ Dass Kötter aber genau das noch kann, ist keine Selbstverständlichkeit.
Manfred Kötters Krankenakte wurde während seiner Lehrjahre eröffnet. Weil sich seine Bandscheiben so weit verschoben haben, dass die Wirbel auf einer Seite blank aufeinanderstießen, lag er über ein halbes Jahr lang im Gipsbett. „Mit 14, 15 Jahren haben wir Zwei-Zentner-Säcke auf dem Buckel schleppen müssen, haben 200 Schweine mit dem Eimer gefüttert. Da ist man nur mit krummem Rücken gelaufen“, erzählt Kötter. Es ist nicht der einzige Schaden, den sein Körper im Laufe seines bisherigen Lebens genommen hat. Kötters rechtes Bein ist fünfeinhalb Zentimeter kürzer als das rechte. „Weil die Ärzte gepfuscht haben“, schimpft er. Der Unfall ereignete sich beim Aufsteigen. Das Pferd riss den Kopf hoch, schlug dabei seinen Reiter k.o., stieg, verlor das Gleichgewicht und begrub Kötter unter sich. Aus dem Bruch des Oberschenkelschaftes wurden über fünf Zentimeter weniger Bein. Er war damals Mitte 30. Ein paar Jahre später trat ihm ein Pferd mit beiden Beinen in den Bauch. Seither hat Kötter keine Milz mehr. „Aber die war vorher auch schon nicht mehr so gut“, winkt er ab. Die Arm- und Fingerbrüche sind dagegen Lappalien. „Das meiste ist durch meinen Leichtsinn passiert. Wenn man keine Angst hat, wird man leichtsinnig“, gibt er zu. Angst kennt er noch immer nicht. Und Heiner Engemann meint: „Es war immer sein Ehrgeiz, zu zeigen, dass es mit diesem oder jenem Pferd doch einen Weg gibt. Wegen dieses Ehrgeizes gab es aber auch diese Unfälle.“
Auch den Ehrgeiz hat Manni Kötter nicht verloren. Heute reizen ihn die schwierigen Pferde, früher hatte er keine andere Wahl. „Mein Chef hat möglichst günstig Pferde gekauft, meistens waren die jung oder schon sauer, ich habe dann das Beste aus ihnen gemacht und sie wurden verkauft.“„Willst du nochmal drauf, Manni?“, fragt jetzt Florian Meyer zu Hartum. Er steigt ab. Kötter zieht seine kurzen Sporen aus der Jackentasche, Meyer zu Hartum hebt ihn in den Sattel der Corofino-Cor de la Bryère-Tochter Chicofina, mit deren Mutter Chica W schon Heiner Engemann auf internationalem Parkett erfolgreich war. Kötter reitet Trab-Übergänge, erst vorwärts, dann nimmt er Tempo raus. „Rückwärts ist okay, aber nur so weit es das Pferd hinten auch halten kann“, sagt er. Er reitet Schulterherein, sucht die Aufrichtung. „Siehste, so bleibt sie oben“, ruft er. Er beginnt mit der Galopparbeit, Wechsel, Volte, Wechsel, Volte, Zirkel, Zulegen, Einfangen … Nach knapp zehn Minuten steigt Kötter zufrieden ab. Kurz darauf sitzt er im Sattel von Carla, der neunjährigen Colman-Contender-Tochter. Die ist ihm zu dickfellig und kopflastig. „Kopflastig ist ein Pferd dann, wenn ich Schulter und Widerrist nicht vor mir habe“, erklärt er. Kötter reitet Übergänge im Galopp, geht in den leichten Sitz, sitzt anschließend wieder aus. Die Hilfen müssen ankommen. Auch die treibenden bei Carla. „Am Schluss wurde sie schon etwas elektrischer“, sagt er beim Absteigen. Das war schon fast ein Lob. Nun muss Emanuele Camilli noch mal ran. „Wenn das Pferd zieht, wird das Reiten leicht“, erklärt ihm Kötter, „Geh‘ mit, sie fängt doch jetzt an vorwärts zu gehen!“
Immer wieder geht Manni Kötter an die Basis. „Durchlässigkeit“, „Aufrichtung“, „Takt“, sind ihm wichtig. Dabei nimmt er kein Blatt vor den Mund. Florian Meyer zu Hartum sitzt mittlerweile auf einer sechsjährigen Toulon-Balou de Rouet-Stute, die in diesem Moment Schwächen im Schritt zeigt. „Da geht der Pass schon los! Schritt und Galopp hängen meist zusammen, da muss man dem Pferd mal helfen“, fordert Kötter und lässt Meyer zu Hartum nun nicht mehr aus den Augen. Der lässt die Stute übertreten. Kurze Zeit später ist der Viertakt wieder hergestellt. „Guck, da hast du schon wieder den Schritt. Und wenn du den Schritt hast, hast du schon die halbe Miete“, ruft Manni Kötter. Das war Lob in höchstem Kötter-Maß.„Damit ist er sparsam“, weiß auch Erika Schröder vom Reit- und Fahrverein Rulle. „Eher sagt er: ‚War schon besser als letztes Mal‘.“ Seit über 20 Jahren fährt Manfred Kötter montags abends auf die Vereinsanlage und gibt einer Gruppe aus fünf Reitern, die er liebevoll „Hausfrauenrunde“ nennt, Unterricht. „Ja, ja, er nennt uns immer so, dabei erzählt er, er trainiere keine Hausfrauen und wir sind ja auch keine Hausfrauen“, lacht Erika Schröder, die seit der ersten Stunde dabei ist. Ob Dressur- oder Springreiter, ob A-, L- oder M-Niveau – wie bei den internationalen Reitern steht auch bei „Hausfrauen“ dressurmäßige Basisarbeit an erster Stelle. „Manni hat immer eine Lösung, das ist wirklich faszinierend. Wenn ein kleines Problem auftritt“, plaudert Erika Schröder aus dem Nähkästchen, „dann sagt er einem konkret, was man zum Beispiel mit dem linken Schenkel und dem rechten Zügel machen soll, dann dauert es keine drei Runden und es ist wieder alles in Ordnung. ‚Guck, jetzt geht er wieder‘, sagt er dann nur.“
Manfred Kötter ist einer der gefragtesten Trainer Deutschlands. Wegen seines Wissens, seiner Erfahrung, seines Gefühls, wegen seines Herzbluts. „Er lebt dafür. Er macht sich schon am Abend zuvor und wahrscheinlich noch nachts Gedanken, woran er am nächsten Tag mit Pferd und Reiter arbeiten wird“, sagt Marco Kutscher. Dass schon mal ein rauer Spruch kommt, damit kommen seine Reiter längst klar. „‘Du lernst es nie!‘, hat er immer gesagt“, denkt Heiner Engemann mit einem Schmunzeln zurück. „Pädagogik ist sicher nicht seine Stärke“, beschreibt Ludger Beerbaum. „So ist er halt“, meint Florian Meyer zu Hartum, „vor allem aber ist er verlässlich und auf Dauer ein guter Freund. Er steht hinter einem, gerade dann, wenn’s nicht so gut läuft.“ Damit spricht er wohl allen aus dem Herzen.