Leseprobe: Marcus Ehning im Interview
„Die wenigsten Springen gewinnt man“
Jeder kennt ihn, jeder schätzt seinen Stil. Die Presseanfragen häufen sich bei ihm: Marcus Ehning, Sieger im Großen Preis von Aachen 2023, ist der Mann, der der Welt mit diesem Ritt einmal mehr gezeigt hat, wie Spitzensport, feines Reiten und echte Partnerschaft mit dem Pferd sich vereinen lassen. Es war ein wichtiger Ritt, nicht nur ein schöner. Im Rahmen des Weltcup-Turniers in Leipzig, der Partner Pferd, treffen wir den 49-Jährigen aus Borken zum Interview. „Nicht zu lange bitte, habe noch mehrere Pressetermine“, schreibt er via WhatsApp als wir den genauen Zeitpunkt ausmachen. Am liebsten will er sich aufs Reiten fokussieren. Alles andere ist Kür und die reiten Springreiter normalerweise nicht.
15 Minuten vor der Zeit ist er am Treffpunkt. Los geht's:
Dein Aachen-Ritt im vergangenen Jahr war beeindruckend. Ist dir bewusst, wie sehr eure Runde die Menschen bewegt hat?
Marcus Ehning: Wie Aachen im vergangenen Jahr gelaufen ist, war für mich besonders. Ich hatte drei ziemlich perfekte Runden. Als letzter Starter in den Parcours zu gehen, ist immer eine besondere Aufgabe. Da ist Druck da. Im Ziel konnte jeder sehen, wie sehr mich unser Ergebnis gefreut hat. Das gelingt so nicht jeden Tag.
Mit Stargold war es möglich. Was zeichnet ihn aus?
In Aachen waren Stargold und ich im Flow. Wenn er gut drauf ist, gibt es wenig Pferde auf der Welt, sie so flexibel sind und einen als Reiter so gut aussehen lassen können.
Lässt er dich gut aussehen oder du ihn?
Wir uns gegenseitig (schmunzelt). Meine Reiterei hat sich im Laufe der vergangenen Jahre nicht grundlegend verändert, meine Sicht auf die Dinge teils schon. Ich mache mir nicht mehr den Druck, den ich früher hatte. Ich versuche mehr auf mich zukommen zu lassen, entspannter zu sein. Ich habe nach wie vor sehr viel Spaß am Reiten, gerade mit solchen Pferden. Das ist meine Motivation.