Leseprobe: Danke, dass du bei mir warst
Kristina Bröring-Sprehe über den Abschied von Desperados FRH
Die Beziehung: „Unsere Geschichte hat nicht reibungslos begonnen. Als ich Despi damals gekauft habe, mussten wir uns erst zusammenraufen. Er hatte alles, was ich mir für den Grand Prix gewünscht habe, aber er war auch sehr dominant und einen starken Reiter gewohnt. Es hat eine Weile gedauert, bis wir die Feinabstimmung gefunden haben, aber dann hat es plötzlich Klick gemacht und es war, als könnte er im Viereck meine Gedanken lesen. Er hat so für mich gekämpft, ich konnte mich immer auf ihn verlassen und alles, was ich im Sport erreicht habe, habe ich ihm zu verdanken. Er hat mich zu den Olympischen Spielen gebracht, mir Goldmedaillen beschert, meine gesamte Karriere geprägt. Er war ein kleiner Macho, ein Charakterpferd, ein Kämpfer – er war eines von diesen Pferden, die man nur einmal im Leben hat. Beim Bau unseres Hauses habe ich für ihn direkt eine Weide mitgeplant, ich hätte ihn vom Küchenfenster aus beobachten können. Wenn das Unglück nicht passiert wäre.“
Der Abschied: „Auf dem Turnier in Neumünster bin ich Despis Sohn Destiny geritten und war in Feierlaune, weil er seinen ersten Grand Prix gewonnen hat. Genau in dem Moment muss mein Vater den Anruf erhalten haben. Er wollte es erst nicht sagen, konnte es dann aber nicht verbergen. Despi war auf der Rückfahrt von einem Deckeinsatz im Transporter tot umgefallen. Es war ein Aortenabriss, wie die Obduktion später bestätigte. Die Nachricht hat mich zutiefst erschüttert, an Reiten war nicht mehr zu denken, wir sind alle sofort nach Hause gefahren. Es war furchtbar, sein Tod kam so unerwartet, niemand hatte damit gerechnet, weil er mit seinen 19 Jahren ja noch so fit gewesen ist. Gerade hatten wir uns dafür entschieden, ihn wegen seines Alters und seiner tollen Erfolge in Rente zu schicken, aber er hatte ja noch nicht mal seinen Abschied von der sportlichen Bühne gefeiert. Dass er während des Sieges seines Sohnes starb, fühlt sich für mich rückblickend so an, als hätte er darauf gewartet, seinem Sohn nun das Zepter zu überlassen.“
Die Erinnerung: „Ich habe ihn nie wieder gesehen. Mir seinen leblosen Körper anzuschauen, habe ich nicht übers Herz gebracht, lieber wollte ich ihn so in Erinnerung behalten, wie er war. Im Wohnzimmer hängt ein großes Portrait von ihm und ich trage ein Armband, das aus den Haaren seines Schweifes geflochten wurde. Das habe ich bei jedem Turnier an. Ich weiß nicht, wie ich mich von ihm verabschiedet hätte, wenn ich die Gelegenheit dazu gehabt hätte, es hätte so viel zu sagen gegeben. Verschmust war er überhaupt nicht, er war in der Box eher ein Clown, verspielt und laut, seine Box hatten wir auspolstern müssen, weil er gerne mal Randale gemacht hat. Dafür war er sehr verfressen, vermutlich hätte ich mich mit einer Süßigkeit von ihm verabschiedet, das wäre ganz nach seinem Geschmack gewesen. Es war schlimm, unseren Star der Familie verloren zu haben, und es tut noch immer weh, wenn ich an ihn denke. Ich tröste mich damit, dass sein Tod ein sehr schneller und völlig schmerzfreier gewesen ist. Und ich tröste mich damit, dass seine Nachkommen in ihm weiterleben und mir bestimmt sehr viel Freude bringen werden. Aber mein Herz wird immer ihm gehören.“