Lisa Fundis und Sofie Karlsson: Von Freundschaft, Pferdeliebe und Olympia-Vorfreude
Seit gut acht Jahren sind sie Kolleginnen und gute Freundinnen. Sie reisen mit wertvoller Fracht um die Welt und haben das volle Vertrauen ihrer Arbeitgeber. Ihr Arbeitstag beginnt in der Regel um 6:00 Uhr und ihre Arbeitswoche hat oft sieben Tage. Ihre Schützlinge heißen Mumbai, Checker, Just Be Gentle, Zineday oder Coby. Die Rede ist von Lisa Fundis und Sofie Karlsson – Turnierpflegerinnen für Philipp Weishaupt und Christian Kukuk, beide Bereiter im Stall Beerbaum und Mitglieder des Deutschen Olympia-Teams.
Lisa Fundis ist 31 Jahre alt und kommt ursprünglich aus Süddeutschland, ihre Familie hat einen Pensionsbetrieb mit angegliederter Zucht. „Da war mein Weg, etwas mit Pferden zu machen quasi vorgegeben,“ erzählt sie. Fundis absolvierte eine Ausbildung zum Pferdewirt Schwerpunkt Reiten. Eines Tages kam ein Anruf von Philipp Weishaupt, acht Tage später packte sie ihre Koffer und startete ihre neue Position.
Auch die gebürtige Schwedin Sofie Karlsson wuchs mit Pferden auf und half schon früh in verschiedenen Ställen als Gegenleistung für Reitunterricht. „Später wollte ich gerne im Ausland arbeiten und bin hier so reingerutscht,“ lacht die 29-jährige. Für ihre Arbeitgeber ist es ein großer Pluspunkt, dass ihre Grooms auch gut reiten können. „Dadurch sind sie in der Lage, so spät wie möglich auf dem Turnier anzureisen,” erklärt Fundis und fügt hinzu: „Die guten Pferde zu reiten macht schon Spaß.”
Die Prominenz eines Pferdes könne man daran erkennen, wie genau andere Reiter schauen, wenn man ihnen vorbeireite, sagen die beiden. Wenn Fundis und Karlsson im Sattel von wertvollen Spitzenpferden und Olympia-Kandidaten wie Zineday oder Checker sitzen, steigt dann auch der Puls der Reiterin? Karlsson winkt ab: „Man darf gar nicht darüber nachdenken, was das alles kostet! Dann darf man auch nicht in den Lkw steigen, denn da stehen ein paar Millionen drauf… Die Pferde wissen auch nicht, wie viel Geld sie wert sind. Sie sind Pferde und sie wollen ihr Futter pünktlich serviert bekommen.“
In den kommenden Tagen, wenn die Temperaturen bis zu 30 Grad erreichen können, dann stehen Mash und Apfelschorle auf dem Speiseplan, um die Sportler ausreichend mit Flüssigkeit zu versorgen. Die Anlage von Riesenbeck International macht es den Grooms leichter, ihrer Arbeit nachzugehen. Lisa Fundis und Sofie Karlsson haben selbst an der Entwicklung der Stallungen mitgewirkt. Auf ihre Empfehlung hin wurden zum Beispiel keine festen Tränken in den Boxen installiert. In Riesenbeck wird mit der Hand aus Eimern getränkt. Das ist nicht nur hygienischer und weniger reparaturbedürftig, sondern hilft den Pflegern auch zu kontrollieren, ob ihre Schützlinge genug trinken.
Riesenbeck International ist für Fundis und Karlsson ein Heimspiel, die Anreise vom Stall zum Turnierplatz beträgt nur zwei Kilometer. „Man sagt immer, dass die Turniere zuhause am schwierigsten sind, aber es ist auch viel Vorfreude im Spiel,“ sagt Lisa Fundis. „Es ist toll, dass das komplette Team da ist und wir freuen uns, wenn wir Gäste bekommen. Der Standort Riesenbeck ist für viele Teilnehmer super und mit Abstand das Schönste sind einfach unsere Stallungen. Das ist auch das, was Ludger Beerbaum präsentieren möchte: Er will kein ‘Chichi’ haben, hier geht es ums Pferdewohl!“
Die Kameradschaft unter den Grooms ist groß, die Sorge um das Wohl ihrer Pferde schweißt zusammen. Es ist selbstverständlich, dass einander geholfen wird, wenn ein Pferd nachts Kolik bekommt oder ein Lkw auf der Autobahn liegen bleibt. Es wird nicht gezögert sondern angepackt und gemacht. Groom sein, ist nicht nur ein Beruf, es ist eine Passion. Auch auf den exklusiven, exotischen Standorten der Global Champions Tour wird kein roter Teppich im Stall ausgelegt — die Aufgaben und Verantwortlichkeiten sind wie auf jedem normalen, nationalen Turnier.
Die nächste geplante Reise für die Pflegerinnen und ihre Pferde nach der Global Champions Tour-Etappe in Riesenbeck führt zu den Olympischen Spielen. Freuen sich die beiden darauf, gemeinsam nach Paris zu fahren? „Es wäre schön, wenn wir das gemeinsam erleben dürften, aber wir werden die Füße still halten, bis wir dort sind…“ kommt die bescheidene Antwort von beiden. Trotz aller Bodenständigkeit hätten sie aber schon einen relativ hohen Anspruch entwickelt, geben die Freundinnen augenzwinkernd zu: „Wir sagen den Jungs auch schon mal, dass man das hätte besser machen können.“