MMB feiert 50. Geburtstag
Thedinghausen/GER - "Glaub das Unglaubliche" - Das war immer schon MMBs Wahlspruch. Heute kann Meredith Michaels-Beerbaum an ihrem 50. Geburtstag auf eine wahrlich unglaubliche Karriere blicken.
Bereits als Juniorin war das Mädchen aus Los Angeles im Parcours erfolgreich. Zur Reitschule war sie zusammen mit ihrem älteren Bruder gegangen, der später aber nicht mehr in den Sattel stieg und sich in anderen Bereichen profilierte. MMB dagegen wurde bald schon von George Morris betreut und ging durch dessen Schule. Dank ihm durfte sie auch erstmals nach Europa reisen und dort beim CHIO einen Blick auf das Reitsportgeschehen werfen. 1991 ging sie für ein Jahr zu Paul Schockemöhle und verbuchte auf dem nur 1,58 Meter großen Hengst Quick Star ihre ersten internationalen Top-Erfolge. Unter anderem gewannen die beiden die Großen Preise von Mannheim und München. In dieser Zeit lernte MMB auch ihren zukünftigen Ehemann Markus Beerbaum kennen. "Er war der einzige, der sich traute, mich zum Tanzen aufzufordern", schmunzelte sie in so manchem Interview. Allerdings war sie wohl aus berühmt-berüchtigte Teilnehmerin der Kartenspiel-Runden der "Jungs". In Deutschland war sie seinerzeit eine der ganz wenigen Damen im Springsattel auf höchstem Niveau. Dementsprechend schwer war es auch in die Männerdomäne vorzudringen.
Nicht selten wurde Meredith Michaels-Beerbaum offen und ehrlich prophezeit, dass sie es niemals schaffen würde, in ein deutsches Championatsteam zu gelangen. Doch Quick Stars Tochter, die Stute Stella, sollte mit ihr gemeinsam den Weg zur Erfüllung dieses größten aller Träume gehen. Vorher jedoch heirateten Meredith und Markus Beerbaum 1998, kurz darauf nahm sie die deutsche Staatsbürgerschaft an. Bereits 1997 war das Paar auf die Anlage des verstorbenen Gerd Wiltfang gezogen, welche sie bis heute erfolgreich betreiben.
1999 dann der große Moment: MMB ritt als erste Frau im deutschen Championatsteam bei der EM in Hickstead und gewann die Goldmedaille mit der Mannschaft. Im Einzel erreichte sie den ebenso beachtenswerten 9. Platz.
2001 trat der erst acht Jahre alte Shutterfly erstmals in Erscheinung, als die beiden völlig unerwartet die Deutsche Meisterschaft der Damen gewannen. Shutterfly sollte später mehrfach zu einem der besten Pferde des Jahrhunderts gewählt werden. Bis heute betonen zahlreiche Spitzenreiter, dass sie das Muffensausen bekamen, wenn die beiden nur auf der Startliste auftauchten - und dass sie Shutterfly unendlich gerne selbst geritten hätten.
2002 und 2003 erlebte MMB schwarze Jahre ihrer Karriere. Zunächst brach sie sich 2002 das Schlüsselbein und verpasste die Championate ebenso wie 2003 nachdem sie sich beim Hamburger Derby das Schien- und Wadenbein gebrochen hatte.
2004 erschien zunächst wie ein Befreiungsschlag: Platz zwei im Weltcup-Finale auf Shutterfly. Die Olympia-Nominierung erschien nur wie eine Formsache, wäre da nicht ein Medikationsverfahren gewesen, das bis heute einen faden Beigeschmack behält. Nicht weil es letztendlich eingestellt wurde, sondern durch die Tatsache, wie die Bombe ausgerechnet am Tag der finalen Olympia-Nominierung platzte. Zweifel an der Unschuld der Reiterin in diesem Fall gab es am Ende kaum noch. Der große Traum Olympia war jedoch erst einmal Geschichte.
Doch Michaels-Beerbaum schien diese Erfahrung eher anzuspornen, denn in der Folge reihte sich Erfolg an Erfolg. Neben Shutterfly machte auch der zwei Jahre jüngere Checkmate von sich reden, der neunjährig den Großen Preis von Münster in souveräner Manier gewann.
Ende 2004 gewann MMB die Riders Tour, einige Wochen darauf das Top Ten Finale in Genf, alles auf Shutterfly. Sie wurde Ende des Jahres erste - und bislang einzige - Frau an der Spitze der Weltrangliste und hatte die Position über viele Monate und mehrfach über die nächsten Jahre inne. 2005 gewann sie mit Shutterfly erstmals das Weltcup-Finael. Im Sommer stand sie mit Checkmate im Europameisterschaftsteam und gewann Mannschaftsgold und kam im Einzel wiederum auf Platz 9. Wenige Wochen später gewann sie den Großen Preis von Aachen auf Shutterfly. Auch 2005 siegte sie in der Riders Tour. Meredith Michaels-Beerbaum war in diesem Jahr außerdem eine von sehr wenigen Reitern, die jemals den renommierten Medien-Preis "Bambi" erhielten.
2006 stand ganz im Zeichen der Weltreiterspiele im eigenen Land, wo MMB mit dem Team Bronze gewann und dank zweier grandioser Nullrunden dazu maßgeblich beitrug. Sie zog nach weiteren Glanzleistungen auf Shutterfly ins Finale der besten vier Reiter ein. Shutterfly allerdings wurde durch den Pferdewechsel so nervös, dass er im Stechen noch einen Abwurf verzeichnen musste, der am Ende Bronze bedeutete. "Ich versprach ihm danach, dass er so etwas nie wieder machen muss", betonte MMB und hielt Wort.
2007 allerdings durfte der Hannoveraner seinen größten Erfolg feiern. Das Paar MMB und Shutterfly gewann den Europameistertitel und holte Silber mit dem Team. Auch in diesem Jahr holten die beiden den Gesamtsieg in der Riders Tour.
2008 durfte MMB sich endlich den Traum von Olympia erfüllen. Allerdings erreichte sie im Einzel den undankbarsten aller Plätze und schrammte als Vierte denkbar knapp an der Medaille vorbei. Den Sieg im Weltcup-Finale konnte ihr allerdings auch in diesem Jahr niemand nehmen. Außerdem gewann sie auf Checkmate als erste Frau die offenen Deutschen Meisterschaften gegen eine Phalanx an Herren.
Das darauffolgende Jahr begann mit einem schweren Schicksalsschlag, denn Meredith Michaels-Beerbaums Stiefvater, der von ihr wie ein Vater geliebt wurde, verstarb und unter diesem Eindruck ging die Reiterin ins Weltcup-Finale in ihrer Heimat USA. Shutterfly und MMB gewannen in den folgenden Tagen jede Prüfung und zeigten damit eine Leistung, die niemand toppen konnte. Es war der dritte Sieg im Weltcup-Finale für das Paar "und der emotionalste und perfekteste Sieg von allen", so MMB.
2009 ging sie mit Checkmate zur EM und holte Mannschaftsbronze und einmal mehr den 9. Platz im Einzel. Ende des Jahres gab MMB ihre Schwangerschaft bekannt und wurde im Februar 2010 Mutter einer Tochter: Brianne Victoria.
In diesem Jahr feierte sie ein phänomenales Comeback. Mit Checkmate gewann sie erneut die offene Deutsche Meisterschaft und gewann auf dem quirligen Wallach von Contender mit dem einmaligen propellerartigen Springstil Gold bei den Weltreiterspielen mit dem Deutschen Team, zu dem nun mit Janne Friederike Meyer eine weitere Frau gehörte. MMB hatte den Weg geebtet für alle, die da noch kommen sollten.
2011 dann der letzte große Auftritt von Shutterfly: Nach dem Sieg im Preis von Europa in Aachen verabschiedete MMB den 18 Jahre alten Wallach vor "dem besten Publikum der Welt", wie sie es nennt.
Doch die Erfolge setzten sich fort. 2012 stand sie mit Bella Donna, einer erst neun Jahre alten Stute, im Olympiateam. Die Stute wurde jedoch wenig später in die arabische Welt verkauft. Ihr folgte der "weiße Riese" Fibonacci. Mit ihm gewann sie mit dem deutschen Team die Silbermedaille bei den Europameisterschaften in Aachen, im Einzel holten sie Platz 8. Ein Jahr später erfüllte sich MMB den noch unerfüllten Traum: eine olympische Medaille. Es wurde Bronze mit dem deutschen Team. Auch Fibonacci wurde nach den Spielen verkauft. Seitdem hat MMB die eigene Karriere etwas zurückgeschraubt. Tochter Brianne steht heute zweifellos im Mittelpunkt und reitet bereits erfolgreich bei Turnieren. Außerdem engagiert sich MMB beispielsweise für das Kinderhospiz Löwenherz oder die Special Olympics. Auf der Rentnerweide grasen mittlerweile gemeinsam Shutterfly (26), Checkmate (24), Le Mans (24) und auch Neu-Rentner Fibonacci (14), der nach einer Verletzung von seiner neuen Besitzerin zu MMB zurückkehrte und nun kerngesund über die Wiesen tobt.
Wir gratulieren aufs allerherzlichste zum runden Geburtstag und schicken Grüße nach Afrika, wo MMB gerade mit Ehemann Markus und Tochter Brianne auf Safari unterwegs ist.
Übrigens gibt es auch zur Autorin der heutigen Geburtstagsgrüße eine Anekdote, denn MMB war der Grund für ihren allerersten veröffentlichten Artikel vor nunmehr zwölf Jahren. Damals wurde dieser unter die Top 50 Texte des Jahres gewählt und im Buch "Chronik 2017" veröffentlicht.