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Fehlbildungen der unteren Halswirbelsäule bei drei historischen Hengsten entdeckt

Ein deutsches Forscherteam hat fünf Skelette bedeutender historischer Hengste untersucht und fand bei dreien Veränderungen der unteren Halswirbelsäule — und konnte Hinweise auf die Vererbung der Merkmale nachweisen.

Symbolbild: Im Bereich des sechsten und siebten Halswirbels können Fehlbildungen entstehen.

Hannover – Forscher und Forscherinnen der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover untersuchten fünf Skelette von, für die deutsche Voll- und Warmblutzucht bedeutenden Hengste auf Anzeichen von Fehlbildungen des zervikothorakalen Übergangs, also den Übergangsbereich von Hals- zu Brustwirbelsäule.

Für die Untersuchungen wurden die Skelette der vier englischen Vollblüter Dark Ronald XX, Der Loewe XX, Birkhahn XX und Le Destrier XX sowie des Hannoveraner Wallachs Dux vom Institut für Anatomie der Tierärztlichen Hochschule Hannover sowie der Haustierkundlichen Sammlung der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg zur Verfügung gestellt.

Bei dem Vollbluthengst Dark Ronald (1905–1928) und bei zwei seiner Urenkel, Der Loewe (1944–1973) und Birkhahn (1945–1965) konnten Fehlbildungen an den sechsten und siebten Halswirbeln nachgewiesen werden. Die Veränderungen waren teils einseitig, teils beidseitig und unterschiedlich ausgeprägt. Die beiden anderen Skelette wiesen keine Veränderungen auf.

Untersucht wurde außerdem eine Zufalls-Stichprobe, bestehend aus 20 lebenden Deutschen Warmblütern, die entfernte Nachkommen dieser Hengste sind. Darunter zehn Kontrollpferde und zehn Pferde mit bereits bekannten Fehlbildungen des sechsten und siebten Halswirbels bzw. mit der Diagnose ECVM (Equine cervical vertebral malformation). Der Blutanteil der historischen Hengste lag bei den Pferden der Stichprobe zwischen 0,10 und 6,25 Prozent. Die Tatsache, dass der Blutanteil bei den untersuchten Pferden einen Inzuchtkoeffizienten von 0,01 bis zu 17,96 Prozent ausmacht, beweist zudem, wie groß der Einfluss dieser Hengste auf die Warmblutzucht war. Insbesondere Der Loewe war ein populärer Vererber und konnte am stärksten nachgewiesen werden.

„In der vorliegenden Studie haben wir die Variabilität der Fehlbildungen der zervikothorakalen Verbindung der Pferde-Wirbelsäule in historischen Skeletten eng verwandter Vollblüter nachgewiesen. Wir haben den Nachweis erbracht, dass Blutanteile dieser historisch einflussreichen Vererber bei modernen Pferden mit und ohne Missbildungen nachweisbar sind. Wir haben gezeigt, dass die Fehlbildungen innerhalb einer Pferdefamilie aus historischen Vollblut- und modernen Warmblutpferden unterschiedlich sind. Dies ist die erste Studie, die Hinweise auf die Vererbung des Merkmals liefert“, resümieren die Forscher und Forscherinnen ihre Erkenntnisse. „Da wir diese Beweise bereits in unserer kleinen Stichprobe gefunden haben, lohnt es sich, ähnliche Studien an viel größeren Studienpopulationen durchzuführen," so die Studiengruppe. "Insbesondere mit Blick auf die Auswirkungen auf das Wohlbefinden des Pferdes und seinen Einsatz im Sport.“

Die Studie „Historic Horse Family Displaying Malformations of the Cervicothoracic Junction and Their Connection to Modern German Warmblood Horses" von Elisa Zimmermann, Katharina B. Ros, Christiane Pfarrer und Ottmar Distl wurde am 03. November 2023 in der Zeitschrift ,animals' veröffentlicht und www.propferd.at berichtete zuerst über die Ergebnisse.