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So will Soenke Lauterbach die FN auf Kurs bringen​

Der geschäftsführende Vorsitzende der Deutschen Reiterlichen Vereinigung (FN), Soenke Lauterbach, ist angezählt. Er muss dringend das Vertrauen der Mitglieder zurückgewinnen und vor allem die FN wieder auf wirtschaftlich gesunde Beine stellen. Wie er das machen möchte?​

Soenke Lauterbach. Richtungsweisend?

Die außerordentliche Verbandsratssitzung der FN am gestrigen Donnerstag spiegelt wieder, in welch tiefer Krise sie steckt. Nicht nur hinsichtlich ihrer finanziellen Lage, sondern auch hinsichtlich des Vertrauens gegenüber Präsidium und Geschäftsführung.

Noch vor den Abstimmungen zu den Entlastungen einzelner Personen und den Rücktritten von FN Präsident Hans-Joachim Erbel und Finanzkurator Gerhard Ziegler stellte der geschäftsführende Vorsitzende der FN, Soenke Lauterbach, vor, wie er den Dachverband der Pferdesportler aus der Misere hieven möchte – und begann mit einer Entschuldigung: „Über viele Jahrzehnte war unser Controlling auf den Vorstand Personal und Finanzen zugeschnitten, das System hat auf Vertrauen beruht. Was wir nicht hatten, war ein gemeinsames Controlling auf monatlicher Basis, wie es von HLP Schumacher vorgeschlagen und empfohlen wird. Und es hat auch keine Liquiditätsplanung gegeben, wie wir sie bei einem Unternehmen unserer Größenordnung haben müssten“, sagte er und bezog seine Vorstandskollegen Dr. Dennis Peiler (Geschäftsführer Bereich Sport) und Dr. Klaus Miesner (Geschäftsführer Bereich Zucht) mit ein: „Uns ist klar, dass diese Situation viel Vertrauen von Ihrer Seite gekostet hat. Wir tragen die Verantwortung für diese Systemfehler, für dieses nicht ausreichende Controlling, für die Prozesse, die nicht in der Form installiert waren, wie sie hätten sein sollen. Und dafür entschuldige ich mich bei Ihnen.“

Wie man mehr einnimmt als ausgibt

In Zukunft wolle man mit einem Kontenschema arbeiten, in dem alle gebuchten Beiträge und alle gebuchten Aufwendungen zu finden sind. „Dieses Schema gibt uns tatsächlich am Ende des Monats einen guten Überblick über die Situation, über den Vergleich zur Planung des aktuellen Jahres und über den Vergleich zum Vorjahreszeitraum“, erklärte Lauterbach. Dieses Schema sei bereits seit Mai in der Praxis umgesetzt und werde monatlich durch den gesamten Vorstand gemeinsam mit dem Finanzkurator überprüft – allerdings ist dieser später in der Sitzung zurückgetreten. Es solle weiter eine monatsbasierte, formalisierte Liquiditätsprüfung etabliert werden. „Wir möchten sehr gerne Ihnen, unseren Mitgliedern, das Angebot machen, in regelmäßigen Abständen von zwei, drei Monaten, einen Überblick über den aktuellen Stand der Planung und Einnahmen zu geben, damit Sie im Bilde sind.“ Im Bereich Controlling sollen die Prozesse noch detaillierter geschrieben werden als bisher der Fall. Hier solle optimiert werden.

Es soll eine neue Buchhaltungssoftware eingesetzt werden und der Sachgebietsleiter Rechnungswesen soll künftig an der Jahresplanung eng einbezogen werden. Bislang sei dieser nur im Management der aktuellen Zahlen und in der Erstellung des Jahresabschlusses beteiligt gewesen sein.

Lauterbach möchte außerdem die Mitglieder in der Ausgestaltung der Haushaltsplanungen miteinbeziehen. „Der Haushaltsplan muss nach unserer Vorstellung so aussehen, dass wir in den kommenden Jahren ein positives Ergebnis von jeweils 500.000 Euro anstreben. Das gelingt uns nur, indem wir Aufwendungen verringern und Erträge erhöhen“, so Lauterbach.

Wo setzt der Verband den Rotstift an?

„Zu den Maßnahmen gehört, dass wir die Personalkosten dauerhaft deckeln, bei einer Summe von 8,3 Millionen Euro. Um das zu erzielen, müssen wir die jährlichen Tarifsteigerungen abfedern, indem wir Aufgaben abbauen. Wir werden beispielsweise das Nachwuchsführungskräfte-Programm in den nächsten Jahren aussetzen. Auch das wird zu Einsparungen beitragen. Wir müssen uns auf Kernaufgaben fokussieren. Wir haben in den letzten zwei Tagen einen sehr hilfreichen Workshop mit Vertretern aus Zucht und Sport geführt. Dort haben wir uns genau damit beschäftigt, was unsere Kernaufgaben sind, auf was wir nicht verzichten können und an welchen Stellen wir sparen können.“ Es soll projektabhängig Personalanpassungen geben und Projekte, die nicht refinanziert werden können, würden gestrichen. „Wir haben das Glück, dass wir eine ganze Reihe von Projekten haben, die durch Partner finanziert sind. Das ist gut, das werden wir weitermachen.“

Auch der Spitzensport und seine dauerhafte Ausrichtung steht für Lauterbach im Fokus – „Können wir uns für alle Zeiten leisten, in allen sechs FEI-Disziplinen ganz vorne mit zu reiten? Oder müssen wir auch hier Prioritäten setzen?“

An der strategischen Ausrichtung der IT sieht Lauterbach ebenso Möglichkeiten, „wir arbeiten an Konzepten, wie wir auch hier uns weiterentwickeln können und vor allem auf der Aufwendungsseite dann einsparen können“.

Die Mitgliedsbeiträge der Persönlichen Mitglieder sollen angepasst werden – das segnete der Verbandsrat gestern mit großer Mehrheit ab. „Daneben werden wir darüber sprechen, dass wir in Zukunft anders als bisher die Dienstleistungskosten in kürzeren Abständen als in der Vergangenheit anheben, dafür aber maßvoller.“

Das große Ziel heißt also: 500.000 Euro. An dieser wird sich Soenke Lauterbach nun messen lassen müssen. Er ist angezählt – und hat beschlossen zu bleiben, um die Maßnahmen umzusetzen. Er hat die Mitglieder der FN um Vertrauen und um diese Chance gebeten. Einige haben ihm gestern zum Abschied gut zugesprochen, aber nicht alle. Es ist ein langer Weg, den er vor sich hat und für den er nur wenig Zeit bekommen wird. Der Geduldsfaden der Mitglieder der FN ist mindestens so angespannt wie ihre finanzielle Lage.