FN-Präsident Erbel und Finanzkurator Ziegler zurückgetreten
Warendorf – In Warendorf traf sich der Verbandsrat der FN zu einer außerordentlichen Sitzung. Diese war notwendig, weil bei der regulären Jahrestagung in Dresden die Entlastung des Präsidiums und Vorstands sowie die Genehmigung des Haushalts für 2024 vertagt worden waren. Grund war eine überraschend negative Haushaltsentwicklung mit einem Defizit von 977.000 Euro im Jahr 2023, die erst im Frühjahr kurz vor den Tagungen offenbar wurde. Dieses Defizit fiel doppelt so hoch aus wie erwartet, was wiederum die Planung für 2024 beeinflusste. In Dresden legte man dann einen „Nothaushalt“ für 2024 vor, dessen Abstimmung vertagt wurde. Stattdessen beschloss der Verbandsrat, einen unabhängigen Wirtschaftsprüfer zu beauftragen, die finanzielle Situation zu durchleuchten und das Controlling zu überprüfen. Es sollte geklärt werden, ob das Controlling in der FN bisher ausreichend war, welche Schwächen es gab und wie diese optimiert werden können. Darum kümmerte sich die HLB Schumacher Wirtschaftsprüfungsgesellschaft aus Münster in den vergangenen Wochen.
In der heutigen Sitzung präsentierten die Wirtschaftsprüfer Dr. Michael Kaufmann und David Wippermann ihre Erkenntnisse. Welche Prozesse zu der Misere geführt haben, in der der Dachverband heute steckt, stellte Wippermann vor. Zusammenfassend lässt sich festhalten: Das bestehende Controlling-System wird von den Experten als „traditionell“ eingestuft, da es vorhanden, aber wenig standardisiert ist und stark von einzelnen Personen abhängt. Hier brauche es Verbesserungen, insbesondere bei der Qualitätssicherung und der Liquiditätsplanung.
Über die wirtschaftliche Lage und die Entwicklung der finanziellen Mittel gab Michael Kaufmann einen Überblick. Demnach haben sich die finanziellen Mittel deutlich verschlechtert. Berücksichtigt wurden dabei die Jahre 2019 bis 2023, die eine Verschlechterung der wirtschaftlichen Lage zeigen. Besonders für das Jahr 2023 wurden signifikante Verluste festgestellt – hier geht es um jene 977.000 Euro Minus. Warnende Worte kamen von Kaufmann hinsichtlich der starken Abnahme der liquiden Mittel, die Situation sei angespannt. „Es fängt immer mit der Liquidität an.“ Den Haushaltsplan 2024 stuften die Wirtschaftsprüfer als insgesamt plausibel ein, wenngleich er keinen ausreichenden finanziellen Spielraum für investive Maßnahmen bietet. Kaufmann sieht vor allem in der Umstellung der Rechnungsstellung der Mitgliedsbeiträge auf einen früheren Zeitpunkt einen Hebel, der einen „deutlichen Effekt“ erzielen könne. Er betonte aber auch, dass hier „kein Fall von Insolvenz“ vorliege. Kaufmann empfiehlt des Weiteren eine freiwillige Abschlussprüfung, um die Verlässlichkeit der Finanzberichte zu erhöhen und den gesetzlichen Anforderungen gerecht zu werden.
Die Haushaltsplanung für 2024 fand heute einstimmige Zustimmung des Verbandsrats. Andere Entscheidungen sorgten dagegen für eine „Zäsur“, wie DOKR-Geschäftsführer Dr. Dennis Peiler später sagte. Denn es ging um die Frage, ob Präsidium und Geschäftsführung entlastet werden oder nicht. Die Mitglieder stimmten für eine geheime Abstimmung der Einzelentlastung bei FN-Präsident Hans-Joachim Erbel und FN-Finanzkurator Gerhard Ziegler sowie einer Abstimmung für den Rest des Präsidiums. Das Votum war einschneidend: Für eine Entlastung Erbels, der seit drei Jahren im Amt ist, stimmten 72 Delegierte, dagegen 113. Bei Ziegler stimmten 62 für eine Entlastung und 121 dagegen. Wie deutlich die Aussage ist, unterstrich die letzte Abstimmung in dieser Runde: Denn alle 187 anwesenden Mitglieder stimmten für eine Entlastung des restlichen Präsidiums. Beide kündigten nur wenig später ihren Rücktritt an. „Ich hätte dem Verband gerne weiter vorgestanden. Doch jetzt ist das Buch für mich geschlossen, ich trete mit Ende des heutigen Tages zurück“, sagte Erbel.
Die Entlastungsfrage bei der Geschäftsführung gab ebenfalls ein klares Stimmungsbild wieder. Der Vorsitzende des geschäftsführenden Vorstandes, Soenke Lauterbach, und der ehemalige Geschäftsführer Personal und Finanzen, René Straten, wurden nicht entlastet. Bei Lauterbach stimmten 83 für eine Entlastung, 102 dagegen. Bei Straten, der nicht zugegen war und bei dem eine Entlastung vor allem juristische Konsequenzen bedeutet hätte, war die Stimmenvergabe mit 15 zu 154 noch klarer. Der Geschäftsführer Sport, Dr. Dennis Peiler, und der Geschäftsführer Zucht, Dr. Klaus Miesner, erhielten hingegen die Entlastung mit klarem Votum von 161 zu 21 und 173 zu 9.