CHIO Aachen: Überzeugende Aufholjagd mit goldenem Ausgang zum Geburtstag
Aachen – 2010 gab es den letzten ausländischen Sieg. Auch wenn die US-Amerikaner es im Grand Prix noch spannend machten, mussten sie sich in diesem Jahr nach dem Special dann doch geschlagen geben. Für die deutsche Mannschaft ging ganz ungewohnt als erste Isabell Werth an den Start. Nachdem sie und Emilio im Grand Prix überraschend nur auf Rang 17 gelandet waren, rehabilitierten sie sich mit einer souveränen Vorstellung, die auf Sicherheit geritten war und bis auf einen Fehler in der Wechseltour Emilio zurück in gewohnter Form zeigte. Bereits gestern hatte Isabell Werth erzählt, dass ihre Unachtsamkeit der Grund des Grand Prix-Aussetzers gewesen sei. „Ich hätte besser auf ihn hören müssen. Die Kandare, mit der er eigentlich gut ging, war ihm wohl nun zu scharf. Gestern habe ich im Training die Babykandare eingesetzt und er lief wie immer.“ Sie habe sich vor allem darüber geärgert, dass manch einer bereits an Emilios Charakter gezweifelt habe, „dabei ist er noch keine Prüfung zuvor schlecht gewesen. Es war mein Fehler und nicht seiner“, sagte sie ganz klar. 79,128 Prozent bekam das Paar für schöne Piaffen, eine ausdrucksstarke Passage und gut durchgesprungene Pirouetten. „Dass dies letztendlich für den Sieg reicht, hätte ich zwar nicht erwartet, aber umso schöner“, lachte Werth, die sich damit selbst zu ihrem 49. Geburtstag beschenkte.
Die Kamera des Schreckens
Im vergangenen Jahr hatte die US-Amerikanerin Laura Graves ebenfalls an ihrem Geburtstag den Special gewonnen. Dieses Jahr wurde ihr Ritt Opfer der Fernsehkamera an der langen Seite, die den 16-jährigen Verdades so aus der Fassung brachte, dass er sich zwei Mal richtig erschreckte und von da an einen schönen Bogen um die Position machte. Die Spannung war unübersehbar und die 74,085 Prozent noch schmeichelhaft. Damit landete Graves auf Rang elf und durchkreuzte die US-amerikanischen Siegespläne. Da half auch der überzeugende Auftritt ihrer Teamkollegin Kasey Perry-Glass nicht, die mit dem 15-jährigen Diamond Hit-Sohn Goerklintgaards Dublet sogar von zwei Richtern auf Rang eins gesehen wurde. 78,787 Prozent und damit Rang drei im Einzelklassement waren der Lohn für eine gleichmäßig schöne Vorstellung der 31-Jährigen mit Highlights in der Passage und der Wechseltour.
10 für den Schritt
Den besten Schritt zeigte hingegen Damsey FRH, der dafür zwei Mal die 10,0 bekam (insgesamt 79,021. Es war, als wäre der 16-jährige Hannoveraner Hengst nie weg gewesen. Die fünfmonatige Pause, die er einlegte, weil seine Reiterin Helen Langehanenberg vor vier Wochen ihr zweites Kind bekam, hat ihm definitiv gut getan. „Er ist frisch und motiviert und hat mir ein super leichtes Gefühl gegeben“, war die 36-Jährige fast selbst ein bisschen überrascht, wie überzeugend sie aus der Babypause zurückgekehrt ist. Nun steht sie definitiv weit oben auf der Kandidatenliste für die Weltreiterspiele in Tryon im September.
Heute kein Hasen-Besuch
Allerdings in direkter Konkurrenz mit den beiden weiteren Teammitgliedern. Denn auch Dorothee Schneider mit Sammy Davis Jr. und Jessica von Bredow-Werndl mit TSF Dalera BB trugen ihren Teil dazu bei, dass Deutschland letztendlich doch den Nationenpreis von Aachen gewinnen konnte. Zwar hatte Sammy Davis Jr. auch ohne Hasen-Besuch im Viereck Wechselfehler im Special, doch ansonsten zeigte er eine rundum gelungene Runde mit 76,404 Prozent auf Platz sechs. „Er war voll konzentriert und bei mir“, freute sich Schneider. Der zwölfjährige Wallach ist sichtlich weiter gereift und hat wenig Probleme mit der Atmosphäre in so großen Arenen wie dem Stadion in Aachen.
Keine Kür für Jessica von Bredow-Werndl
Aber auch die noch recht unerfahrene Trakehner Stute TSF Dalera BB schien von der Atmosphäre eher beflügelt zu werden. Zu Beginn der Prüfung lagen sie und Jessica von Bredow-Werndl bei über 80 Prozent. Leider drückte eine Störung in der Piaffe die Note und auch der Schritt ist noch nicht so losgelassen. „Ich sehe die Prüfung mit einem lachenden und einem weinenden Auge“, so das Fazit der 32-jährigen Reiterin. „Leider bin ich nun morgen nicht in der Kür am Start, aber ich bin unglaublich stolz auf Dalera, die sich rasend schnell entwickelt.“ In den Piaffen wurde die Stute ein bisschen unsicher und brauchte noch etwas mehr Unterstützung. 76,255 Prozent und damit Rang sieben waren es im Special - Streichergebnis. Da nur die besten drei Reiter einer Nation in der Kür starten dürfen, ist Jessica von Bredow-Werndl morgen nicht mehr dabei.