Deutsche Meisterschaften Balve: Julie Mynou Diederichsmeier holt Gold bei den Damen
Balve – Carlucci heißt ihr „partner in crime“, mit dem sie schon in der ersten Wertungsprüfung nicht zu schlagen war. Der 13-jährige Holsteiner von Calido I sprang aber auch in der zweiten Prüfung in beiden Umläufen absolut souverän. Seine Reiterin bewies Nerven und ging mit dem Wissen in den zweiten Umlauf, dass nur ein fehlerfreier Ritt ihr den Titel bescheren würde. Und zwar ohne ins Stechen zu müssen, denn die bis dato Führende Sophie Hinners hatte mit ihrem elfjährigen Hannoveraner Vittorio in der ersten Runde des heutigen Tages einen Zeitstrafpunkt kassiert. Dabei hätte Parcourschef Frank Rothenberger gerne ein Stechen gesehen. Den zweiten Umlauf baute er etwas leichter als den ersten. Der Graben gehörte nicht mehr zum Parcours und zwei Hindernisse wurden mit etwas tieferen Auflagen ausgestattet, um die Stangen nicht ganz so leicht rollen zu lassen.
Julie Mynou Diederichsmeier und Carlucci hatten mit allen Parcours wenig Probleme. Die in Scheeßel lebende Reiterin, die im Training von Lars Meyer zu Bexten unterstützt wird, war nach dem Sieg hochemotional. Auf dem Abreiteplatz fiel sie weinend den ersten Gratulanten um den Hals, wie ihrer ebenfalls im Springsattel erfolgreichen Schwester Mylene Diederichsmeier. „Damit ist ein Traum in Erfüllung gegangen“, strahlte sie unter Tränen und erzählte später, dass sie Carlucci vor zweieinhalb Jahren in den Stall bekommen und noch nie ein solches Pferd unter dem Sattel gehabt habe. „Ich habe meinen Vater angebettelt, ihn zu kaufen.“ Diesen Wunsch erfüllte er ihr. In den vergangenen Jahren fehlte in Balve das nötige Quäntchen Glück, doch jetzt hat sie „ihr großes Ziel erreicht“, wie sie sagt.
Für Sophie Hinners war die Silbermedaille ebenfalls ein ganz besonderer Erfolg. Die erst 21-jährige Reiterin ist gerade erst dem Nachwuchssport entwachsen. Sie kommt eigentlich aus Sittensen, trainiert aber seit knapp einem Jahr in den Niederlanden bei Emile Hendrix. Ihre Ausbildung machte sie bei Hergen Forkert. „Meine Erwartungen sind auf jeden Fall übertroffen“, sagte sie stolz über ihre Medaille.
Bronze sicherten sich die Tagesbesten, Kathrin Müller und die 14-jährige Stute Felitia DH. Sie waren heute in beiden Umläufen fehlerfrei und mit 70,05 Sekunden in Runde zwei auch noch die Schnellsten, aber ein Abwurf in der ersten Wertungsprüfung kostete den Titel. Die 32-jährige Reiterin vom Gut Beringshof hatte eine recht kurze Anfahrt. Die Anlage liegt in der Nähe der Stadt Arnsberg im Sauerland. „Es ist quasi ein Hausturnier und viele Freunde sind hier“, berichtete sie. Was Fluch und Segen zugleich sei, denn umso höher seien die Erwartungen. Müller war bereits 2012 Deutsche Vize-Meisterin und konnte nun noch einmal nachlegen.
Co-Bundestrainer Heinrich-Hermann Engemann war hoch zufrieden mit der Leistung des gesamten Starterfeldes. „Das war toller Sport. Der erste Umlauf war technisch sehr schwer gebaut und auch von der Zeit knapp bemessen. Da hat Sophie etwas gebummelt“, meinte er schmunzelnd und fand für Mynou Diederichsmeiers Auftritt nur ein Wort: „Sensationell.“